Wer kennt es nicht? Stundenlanges Scrollen auf Instagram oder anderen Plattformen. Aber warum macht man das? Das Schlüsselwort lautet dabei Dopaminausschüttung.
Auf der Jagd nach DopaminWarum Reels süchtig machen – und was Sie dagegen tun können

Viele Menschen wünschen sich eine bessere „Phone-Life-Balance“.
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Ob Instagram Reels, YouTube Shorts oder einfach nur Clips auf TikTok – sie alle haben eines gemeinsam: Sie ziehen das menschliche Gehirn in ihren Bann. Das Schlüsselwort lautet dabei Dopaminausschüttung. Lustige oder spannende Kurzvideos lösen positive Gefühle im Gehirn eines Menschen aus.
Vor allem der Neurotransmitter Dopamin ist dafür verantwortlich. Dieser treibt die Nutzerinnen und Nutzer der verschiedenen Plattformen an, immer weiterzuscrollen. Denn die nächste Belohnung, das nächste Glücksgefühl könnte nur einen Swipe, einen Fingerwisch weit entfernt sein.
Sucht nach Reels?: Das menschliche Gehirn auf der Suche nach Dopamin
Das menschliche Gehirn wird von jedem Video, das als positiv empfunden wird, überrascht und schüttet dann Glücksgefühle aus. Jedoch passiert das nicht mit jedem Video. Uninteressante Beiträge werden weggewischt, da man immer auf der ständigen Suche ist, wieder ein kurzes Glücksgefühl, einen kurzen Moment der Freude zu erleben.
Verschiedenste Neuroforscher vergleichen dieses Phänomen auch mit der Abhängigkeit zu einem Spielautomaten. Der US-amerikanische Neurowissenschaftler Andrew Huberman beschreibt es, als eine Suche nach dem Jackpot. Ein ewiges Weiterscrollen, ohne zu wissen, wann man wieder den „Gewinn“ knackt, erklärte er in einem Podcast mit Chris Williamson.
Huberman attestiert dem Gehirn eine Sucht, diesen überraschenden Moment immer wieder erleben zu wollen. Auch die Hoffnung, das nächste Video könnte uns gefallen, hält diesen Prozess, des ewigen „Scrollens“, am Leben. Dieser Dauerschleifen-Zustand kann mehrere Stunden anhalten und sich auch in einer Sucht manifestieren.
Mediensucht in Deutschland: Besonders betroffen sind Jugendliche
Mediensucht im Allgemeinen stellt mittlerweile ein ernstzunehmendes Problem dar, besonders betroffen sind dabei Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren. Dies geht aus Aussagen von Kinder- und Jugendpsychiater Rainer Thomasius hervor. Thomasius ist ärztlicher Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Der Experte erklärt der Stuttgarter Zeitung, dass das Frontalhirn, welches zuständig für Kontrollprozesse ist, erst mit 22 oder 23 Jahren vollständig ausgereift ist. Dies führt dazu, dass Jugendliche oft impulsiv handeln und sich für die sofortige Bedürfnisbefriedigung entscheiden, anstatt vernünftig zu agieren.
Eine aktuelle Studie der Krankenkasse DAK zeigt zwar, dass der generelle Medienkonsum von Jugendlichen rückläufig ist. Dennoch weisen weiterhin mehr als 25 Prozent der 10- bis 17-Jährigen in Deutschland problematische Nutzungsmuster auf. Das entspricht mehr als 1,3 Millionen Betroffenen.
Zu viel Screentime: Langsame Entwöhnung als Schlüssel
Doch wie kann man sich aus den Mustern dieser Mediensucht befreien? In dem Format „Terra Xplore“ erklärt Dr. Martin Korte, Professor für Neurobiologie, dass es besonders wichtig ist, sich langsam zu entwöhnen. Das menschliche Hirn sei so stark an die Stimulation gewöhnt, dass ein zu schneller Entzug zu Frustration führen kann. Außerdem sei es sehr wichtig, einen Ersatz zu finden. Das Gehirn sei lernfähig und wenn man Ziele erreicht, solle man sich auch dafür belohnen, so der Neurobiologe.