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Gefährlich oder harmlosWelche Giftschlangen leben eigentlich in Deutschland?

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Kreuzotter genießt das gute Wetter.

Züngelnd auf Sonnenpatrouille: Diese Kreuzotter genießt das gute Wetter. (Symbolbild)

Gibt es in Deutschland eigentlich Giftschlangen? Die Antwort überrascht – und betrifft auch Spaziergänge in Wald, Wiese und Garten.

In Nordrhein-Westfalen und anderen Regionen Deutschlands berichten Bürgerinnen und Bürger derzeit von Sichtungen kleiner, schwarzer Schlangen – oft in Gärten, an Waldrändern oder auf Spazierwegen. Die Tiere sorgen mit ihrer dunklen Färbung regelmäßig für Verunsicherung. Laut Wildnisschule Ruhrgebiet handelt es sich dabei jedoch nicht um gefährliche Exoten, sondern um eine Variante der heimischen Ringelnatter. Diese ist völlig ungiftig und flieht bei Störungen in der Regel sofort.

Die schwarze Färbung entsteht durch eine genetische Besonderheit, den sogenannten Melanismus. Fachleute wie Martin Maschka von der Wildnisschule betonen, dass diese Tiere harmlos sind und keinesfalls angefasst oder beunruhigt werden sollten. Trotzdem stellen viele Menschen bei Sichtungen die Frage, ob es in Deutschland überhaupt gefährliche oder giftige Schlangen gibt.

Kreuzotter und Aspisviper – Deutschlands einzige Giftschlangen

In Deutschland leben zwei heimische Giftschlangenarten: die Kreuzotter (Vipera berus) und die Aspisviper (Vipera aspis). Beide sind selten, sehr scheu und stehen unter strengem Naturschutz. Die Kreuzotter ist deutlich weiter verbreitet und bevorzugt kühle, feuchte Lebensräume wie Moore, lichte Wälder oder Heidegebiete. Erkennbar ist sie unter anderem am typischen Zickzack-Muster auf dem Rücken.

Kreuzotter, zusammengerollt in auffälliger Pose.

Selten, aber nicht ausgeschlossen: Auch in Teilen von NRW kann die giftige Kreuzotter vorkommen. (Archivbild)

Auch in Nordrhein-Westfalen kam es in den vergangenen Jahren zu vereinzelten Sichtungen, unter anderem im Münsterland und in der Eifel. Die Art ist giftig, aber sehr zurückhaltend und beißt nur, wenn sie sich bedroht fühlt. Bisse verlaufen in der Regel glimpflich, können jedoch bei Kindern oder älteren Menschen zu Komplikationen führen. In der Region Köln sind Kreuzottern hingegen äußerst selten.

Aspisviper auf dem Boden.

Die Aspisviper ist eine der wenigen Giftschlangen Deutschlands – in freier Wildbahn trifft man sie fast nur im südlichen Schwarzwald. (Archivbild)

Die extrem seltene Aspisviper kommt – wenn überhaupt – nur in wenigen Regionen im Südwesten Deutschlands vor, etwa im südlichen Schwarzwald. Bisse beider Arten sind sehr selten und verlaufen bei gesunden Erwachsenen meist ohne Komplikationen.

Mögliche Symptome sind Schwellungen, Schmerzen oder Kreislaufbeschwerden. In jedem Fall sollte nach einem Biss ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Lebensbedrohlich sind solche Vorfälle nur in Ausnahmefällen, etwa bei allergischen Reaktionen oder bei Kindern.

Verhalten bei Schlangenbegegnung – was der NABU empfiehlt

Laut dem Naturschutzbund NABU ist der wichtigste Grundsatz bei einer Schlangenbegegnung: Ruhe bewahren. Ob ungiftige Ringelnatter oder seltene Kreuzotter – Schlangen greifen Menschen nicht an, sondern versuchen, sich zurückzuziehen. Der NABU rät dazu, mindestens ein bis zwei Meter Abstand zu halten, nicht zu versuchen, die Tiere zu fangen oder zu verscheuchen.

Alle heimischen Schlangenarten in Deutschland stehen unter Schutz. Wer sie tötet oder verletzt, muss mit empfindlichen Bußgeldern rechnen. Gerade bei Spaziergängen in naturnahen Gebieten ist es sinnvoll, aufmerksam zu bleiben und potenzielle Rückzugsorte wie Holzstapel oder Steinhaufen nicht unnötig zu stören. Wer sich bei der Bestimmung einer gesichteten Schlange unsicher ist, kann sich an regionale Umweltbehörden oder Artenschutzvereine wenden. (jag)