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WissenschaftEulen haben mehr Sex

Lesezeit 2 Minuten

Durchhalten! Wer lange wach bleibt, hat Studien zufolge ein reges Liebesleben.

Die inneren Uhren des Menschen können bekanntlich sehr unterschiedlich ticken. Für die „Eulen“ unter uns kann die Nacht gar nicht lang genug sein, während die „Lerchen“ zwar morgens früh aufstehen, es abends aber kaum schaffen, einen Spätfilm bis zum Ende zu gucken. Und nun haben amerikanische Forscher herausgefunden, dass mit den beiden Chronotypen auch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale gekoppelt sind.

Ein Forscherteam von der University of Chicago befragte über 500 junge Männer und Frauen nicht nur nach ihren Schlafgewohnheiten, sondern entlockte ihnen auch Details zu ihrem Privat- und Liebesleben.

Dabei stellte sich heraus, dass die Eulen extrovertierter sind und auch deutlich öfter Sex haben, ihre männlichen Exemplare berichteten in der Umfrage sogar über doppelt so viele Sexualkontakte wie die Lerchen. Außerdem wechseln sie häufiger den Sexualpartner. „Sie sind eher als Single oder in Kurzzeit-Beziehungen zu finden als die Frühaufsteher“, erklärt Studienleiter Dario Maestripieri. Also ganz anders als in der freien Wildbahn, wo männliche und weibliche Eulenvögel gleichermaßen bekannt sind für ihre Monogamie.

Was die Frage aufwirft, warum dies ausgerechnet bei den menschlichen Eulen nicht so ist. Studienleiter Dario Maestripieri vermutet einen evolutionären Hintergrund: „Das Merkmal des Eulentyps hat sich möglicherweise entwickelt, um kurzzeitige Paarbeziehungen – also sexuelle Kontakte außerhalb monogamer Verhältnisse – zu erleichtern.“

Erhöhter Cortisolspiegel

Denn Nachtschwärmerei war schon immer eine Erfolg versprechende Strategie in der Partnerwerbung: Wer in den späten Abendstunden noch aktiv war, traf am Lagerfeuer vor der Höhle eher auf Gleichgesinnte, die nicht mehr mit Arbeit oder Kinderhüten beschäftigt waren. Und das ist ja heute nicht viel anders, nur dass anstelle des Lagerfeuers die Disco oder die Kneipe getreten ist. Mit einem Überhang von 10 und 20 Prozent gibt es mehr Männer als Frauen unter den Eulen. Was sicher damit zu tun hat, dass bei ihnen sexuelle Nachtschwärmerei und riskanter Lebensstil gesellschaftlich mehr toleriert, manchmal geradezu erwartet werden.

Es gibt aber auch eine physiologische Ursache. So betont Maestripieri, dass im männlichen Körper mehr Cortisol kursiert, und von diesem Nebennierenhormon ist bekannt, dass es den Stoffwechsel und damit auch die Bereitschaft zu Aktionen jenseits des Sonnenuntergangs fördert.

Dies würde allerdings auch bedeuten, dass Frauen unter Stress bei den Nachteulen deutlich aufholen könnten. Denn der erhöht bei ihnen den Cortisolpegel. Bei mehrfach belasteten Frauen, wie etwa bei berufstätigen Müttern, darf man also nicht unbedingt damit rechnen, dass sie am Abend ermattet ins Sofa sinken. Hormonell sind sie nämlich eher darauf geeicht, noch auf die Piste zu gehen.