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Wild-West-AngebotWollen Sie eine Geisterstadt kaufen?

Lesezeit 3 Minuten

Eine verlassene Tankstelle erinnert in Woodside an die Vergangenheit.

Eine alte Goldmine, ein Geysir und ein Versteck für bekannte Banditen - die Immobilien-Anzeige liest sich wie aus Zeiten des Wilden Westens. 3,9 Millionen Dollar (3,2 Millionen Euro) werden für eine Geisterstadt mitten im Nirgendwo des US-Staats Utah gefordert. Anfang des 20. Jahrhunderts tummelten sich in Woodside noch rund 300 Einwohner, das Städtchen war Wasserstation für Dampfloks. Heute wohnen in Woodside keine Menschen mehr, nur zwei freilebende Lamas.

Käufer mit Wild-West-Faible gesucht

„Sie können Sheriff, Richter und Henker in ihrer eigenen Stadt sein“, scherzt Makler Mike Metzger, der nach einem Interessenten für die Geisterstadt sucht. „Sie können Bürgermeister sein. Sie können Wer-Auch-Immer sein. Das dürfte doch faszinierend sein.“

Der Geysir stößt allerdings keine Fontänen mehr aus, seitdem Vandalen ihn verstopft haben. Früher kamen Touristen, um die gut 20 Meter hohe Wassersäule zu bewundern. Aber ein Postamt gibt es noch in Woodside. „Sie können auch ihr eigener Postbeamte sein“, sagt Metzger. Seit einigen Wochen kümmert er sich um das ungewöhnliche Angebot, das er am liebsten an einen Unternehmer mit Faible für den Wilden Westen vermitteln würde.

Ehefrau des Verkäufers fehlten die Nachbarn

Der Besitzer, Roy Pogue, will verkaufen, weil er sich nicht mehr um das Land kümmern kann und seine Frau Menschen mag – „aber wir haben da draußen keine Nachbarn“. 1990 kaufte der heute 63-Jährige das Städtchen von einem Arzt. Ursprünglich wollte er dort Landwirtschaft betreiben.

Doch stattdessen half er immer öfter Reisenden, die Probleme mit ihren Fahrzeugen hatten. Da renovierte Pogue eine Tankstelle und eröffnete sie wieder. Das knapp 130 Kilometer entfernte Touristenzentrum Moab sorgte für Besucher, die einen Zwischenstopp einlegten. „In den Jahren, in denen ich die kleine Tankstelle geöffnet hielt, gab es kein Land in der Welt, aus dem ich nicht jemanden getroffen hätte“, sagt Pogue.

Die Legende von der spanischen Goldmine

Woodside liegt an der Fernstraße Route 6 im Bezirk Emery, umgeben von Bergen und Wüste. Das Städtchen selbst ist flach, vom Fluss Price durchzogen und von Gestrüpp umwuchert. Der erste Bewohner soll 1881 Henry H. Hutchinson gewesen sein, der – so lautet die Legende – in der Nähe eine spanische Goldmine gefunden hat. Pogue erinnert sich an Besucher, die mit Schatzkarten und Büchern bewaffnet nach der Mine suchten. Doch niemand habe sie gefunden, sagt Pogue. Versteckt haben sollen sich bei Woodside früher auch Gangster wie Butch Cassidy und seine Bande.

„Ein Stück historisches Amerika“

Makler Metzger kennt die Geschichten um das knapp drei Quadratkilometer große Städtchen. Er preist „ein Stück historisches Amerika“ an und die Möglichkeit, „eine eigene Wild-West-Stadt zu besitzen“. Im US-Staat Wyoming fand dieses Jahr die Geisterstadt Buford bei einer Auktion für 900.000 Dollar (733.437 Euro) einen Käufer. Metzger sucht noch. (dapd)

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