Wimmelbuch-SchöpferIllustrator Ali Mitgutsch im Alter von 86 Jahren gestorben

Ali Mitgutsch im Jahr 2005
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München – Der Illustrator und Künstler Ali Mitgutsch ist tot. Der Wimmelbuch-Schöpfer sei am Montagabend im Alter von 86 Jahren in München gestorben, teilte sein Freund und Biograf Ingmar Gregorzewski am Dienstag unter Berufung auf die Familie des Verstorbenen mit.
Mitgutsch wurde 1935 in München geboren. In der von Bomben zerstörten Stadt sammelte er seine frühesten Eindrücke. Er absolvierte eine Ausbildung zum Lithografen und studierte später an der grafischen Akademie in München. Der Kinderpsychologe Kurt Seelmann gab ihm in den 1960er Jahren den Anstoß, eine besondere Art von Kinderbüchern zu zeichnen. 1968 erschien sein erstes Wimmelbuch „Rundherum in meiner Stadt“ im Ravensburger Verlag. 1969 erhielt er dafür den Deutschen Kinder- und Jugendbuchpreis. Seitdem sind mehr als 70 Bücher, Poster und Puzzles mit seinen Figuren und Zeichnungen erschienen.
Mitgutsch erschuf ein neues Genre
Mit den Wimmelbüchern - riesigen Pappbüchern - hat der Mann mit dem buschigen, weißen Walrossbart und stechend blauen Augen ein neues Genre geschaffen. Allein in Deutschland gingen über fünf Millionen Exemplare der ohne Worte auskommenden Kinderbücher über die Ladentische, international kamen mehr als drei Millionen verkaufte Exemplare dazu. In Interviews zu seinem 80. Geburtstag sagte Ali Mitgutsch: „Jedes einzelne Wimmelbild ist ein Teil von mir. Meine Wimmelbücher sind gemacht, um die Kinder in die Gärten der Fantasie zu führen, dass sie selbst weitermachen.“
Häufiges Motiv: München
Ein häufiges Motiv in seinen Büchern war seine Heimatstadt. Eine seiner wichtigsten Quellen für Eingebungen die Menschen im Englischen Garten. Doch Migutsch betonte, dass der wichtigste Ort, an dem für den Zeichner wirklich etwas passiert, in ihm selbst liegt. Er selber sei als Kind ein viel gehänselter Träumer gewesen, beschrieb er sich selber. „Meine Fantasie hat mich gerettet.“
Diese Kreativität verdankt er womöglich seiner tiefreligiösen Mutter, wie Migutsch in seiner Autobiographie „Herzanzünder“ erzählte. Sie hat ihre drei Kinder stets auf lange Wallfahrten mitgenommen und mit langen, selbst erdachten Geschichten bei Laune gehalten. Für den jungen Ali war das Größte aber immer das Ende der Reise, wenn er in einer der Kirchen die Dioramen für die Pilger betrachtete. Er warf ein paar Pfennige in den Schaukasten, und die christlichen Figuren setzten sich in Bewegung.
Migutsch hat sich mit seiner Idee gegen viele Widerstände durchgesetzt. Gegen Pädagogen, die meinten, er überfordere die Kinder mit so vielen Details. Gegen Kritiker, die bemängelten, er male eine zu heile Welt. Und auch gegen Buchhändler, die ihn warnten, so großformatige Bände verkauften sich nicht. (dpa, kna)