Corona-HilfenKarnevalsvereine hängen in der Warteschleife

Lesezeit 3 Minuten
symbol karnevalsvereine lev

Auch in dieser Session mussten fast alle Karnevalssitzungen abgesagt werden (Symbolbild).

Köln/Düsseldorf – Nochmal möchte Thorsten Krämer diese ganze Prozedur nicht mitmachen. Und so hofft der Schatzmeister der Karnevalsgesellschaft „Fidele Kaufleute Köln von 1927“ inständig, dass die kommende Session nicht wieder ins Wasser fällt, schließlich sind 70 Prozent der Tickets für die einzige Sitzung des Vereins am 12. Februar 2023 im großen Sartory-Saal schon verkauft.

Das war im vergangenen Jahr ähnlich. Doch kurzfristige Absage aller Veranstaltungen durch das Festkomitee Kölner Karneval wegen der Corona-Pandemie hat alle Jecken kalt erwischt. Die „Fidelen Kaufleute“ haben schnell reagiert und bereits finanzielle Hilfen aus dem „Sonderfonds des Bundes für Kulturveranstaltungen“ erhalten. Das ist aber längst nicht bei allen der Fall.

Bund unterstützt Veranstalter

Der Sonderfonds ist ein Programm, das der Bund zur Unterstützung von Veranstaltern aus der Kulturbranche aufgelegt hat, die zwischen dem 18. November 2021 und dem 30. März 2022 ihre Events mehr oder weniger freiwillig abgesagt haben.

Alles zum Thema Festkomitee Kölner Karneval

Anfang März habe er den Antrag gestellt, sagt Krämer. Schneller sei das nicht gegangen. „Wir mussten warten, bis alle Kostenträger ihre Rechnungen geschickt hatten und ein paarmal nachfassen, weil die Rechnungen aus dem No-Show-Bereich netto, also ohne Umsatzsteuer gestellt werden müssen.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Neun Wochen später und nach viele Rückfragen seien 90 Prozent der Kosten erstattet worden. Von restlichen zehn Prozent habe der Verein noch einmal 90 Prozent aus dem Landesprogramm „Zukunft Brauchtum“ erhalten. „Am Ende sind wir auf rund 400 Euro sitzengeblieben“, sagt Krämer zufrieden. „Das ist durchaus verkraftbar.“

Die „Fidelen Kaufleute“ können sich zu den wenigen Gesellschaften zählen, die bereits aus dem Schneider sind. Nach Schätzungen etlicher Agenturen und Künstler, die sich in Köln zusammengeschlossen haben, um die Karnevalsvereine beim Antragsverfahren zu unterstützen, haben erst 20 Prozent Zahlungen aus dem Sonderfonds erhalten.

Agenturen und Künstler beruhigen Veranstalter

„Machen Sie sich keine Sorgen, denn Sie sind nicht allein. Erst rund 20 Prozent unserer Kunden haben uns mitgeteilt, dass sie Geld vom Sonderfonds erhalten haben – alle anderen warten noch auf eine Info. Dabei ist es unabhängig, ob die Veranstaltung Anfang Januar oder Ende Februar stattfand oder ob es eine kleine oder große Veranstaltung war. Die Gründe für die unterschiedlichen Bearbeitungszeiten sind vielfältig und hängen mit den individuellen Antragsumständen zusammen. Wir Agenturen und Künstler stehen aber zu unserem Wort, dass die gestellten Ausfallrechnungen erst dann fällig sind, wenn auch Sie das Geld auf Ihrem Vereinskonto haben“, heißt es in einer Rundmail an die Vereine.

Das NRW-Kommunalministerium bestätigt auf Anfrage, dass die Abwicklung der Entschädigungen noch Monate in Anspruch nehmen wird. Die Anzahl der Anträge auf Wirtschaftlichkeitshilfen bei Bund sei „exorbitant hoch“, die Bearbeitung erfolge aus Gründen der Gleichbehandlung nach dem Eingangsdatum. Die Prüfungen seien sehr komplex und nähmen mehr Zeit in Anspruch.

„Da die meisten Karnevalsvereine keine Erfahrung mit dem Stellen von Anträgen haben, ergibt sich für die Bearbeiter des Bundesprogrammes ein hoher Rückfragebedarf, der zu weiteren Verzögerungen führt“, heißt es.

Hilfsprogramme werden verlängert

Damit den Vereinen kein Geld verloren geht, ist das Bundesprogramm bereits bis Ende des Jahres verlängert worden. Weil das NRW-Programm „Zukunft Brauchtum“ erst in Anspruch genommen werden kann, wenn der Bund gezahlt hat, werde derzeit eine weitere Verlängerung auch des Landesprogramm geprüft. Bisher ist geplant, es zum 31. Juli auslaufen zu lassen. Die Zahl der Anträge liege bei 124, von denen 99 beschieden seien. 272000 Euro seien aus NRW-Förderung bisher ausgezahlt worden.

Ganz anders sieht das bei einem zweiten Förderprogramm aus, das NRW während der Corona-Pandemie auf den Weg gebracht hat. Damit werden Vereine unterstützt, die ehrenamtlich organisierte Veranstaltungen planen, die dem Gemeinwohl dienen. Der Zuschuss beträgt 50 Prozent, die Obergrenze liegt bei 10.000 Euro. Rund 2900 Anträge wurden bisher eingereicht, rund 2400 davon bewilligt. Die Bewerbungsfrist endet am 20. September.

KStA abonnieren