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DatenschutzApple lässt Nutzer über Nachverfolgung im Web entscheiden

Lesezeit 2 Minuten

Apple sieht die neue Regelung zum Werbe-Tracking als Sieg für den Datenschutz.

Cupertino/Berlin – Darf eine App meine Aktivitäten im Netz beobachten oder nicht? Diese Frage können Nutzerinnen und Nutzer eines iPhone, iPad oder Apple TV künftig selbst entscheiden: Apple gibt seinen Kunden als erster Smartphone-Anbieter eine einfache Möglichkeit, das Nachverfolgen ihres Verhaltens quer über verschiedene Apps und Websites zu stoppen. Apple feiert das neue Betriebssystem als Sieg für den Datenschutz. Online-Konzerne wie Facebook und Medienunternehmen, die von Online-Werbung abhängig sind, sehen dagegen das freie Internet in Gefahr.

Anbieter von iPhone-Apps müssen Nutzer künftig ausdrücklich um Erlaubnis für das übergreifende Tracking fragen. Die Analyse-Firma App Annie geht davon aus, dass 90 Prozent der Nutzer ablehnen werden. Und das hat weitreichende Folgen, denn nicht personalisierte Werbung ist deutlich weniger wirksam als Anzeigen, die auf die persönlichen Interessen der User zugeschnitten sind.

Facebook erwartet Schäden für kleine und mittlere Unternehmen

Facebook warnte schon seit Monaten, dies werde vor allem kleine und mittlere Unternehmen treffen, die insbesondere in der Corona-Pandemie auf personalisierte Werbung bei dem Online-Netzwerk angewiesen seien. Am Montag warfen mehrere deutsche Verbände aus der Werbe- und Medienbranche Apple unfairen Wettbewerb vor und reichten eine Beschwerde beim Bundeskartellamt ein.

Apple betont dagegen: „Wir glauben, dass Privatsphäre ein grundlegendes Menschenrecht ist.“ Die Daten gehörten den Nutzern, „und sie sollten selbst entscheiden können, wie ihre Daten verwendet werden und von wem“. Man habe Unterstützung von Behörden und Datenschützern für die Funktion bekommen. Die Daten der Nutzer auf den Geräten seien immer reichhaltiger und persönlicher geworden.

App-Anbieter müssen Nutzer künftig für Zugriff auf ID nach Erlaubnis fragen

Die schon im Sommer 2020 angekündigte „App Tracking Transparency“ (ATT) greift mit der iPhone-Systemversion iOS 14.5, die am Montag veröffentlicht wurde. Gleichzeitig wurde sie für die aktuellen Versionen von iPadOS für das Apple-Tablet sowie tVOS für Apple TV eingeführt.

Damit App-Anbieter einen Nutzer zur Personalisierung der Werbung erkennen können, haben Apple-Geräte eine spezielle Kennnummer, die IDFA. Künftig werden App-Anbieter die Nutzer ausdrücklich um Erlaubnis fragen müssen, wenn sie auf diese ID zugreifen wollen. Nutzer können in den Einstellungen auch mit einem einzigen Schalter alle Tracking-Anfragen blockieren.

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Die Verbände kritisieren, der Konzern schließe „faktisch alle Wettbewerber von der Verarbeitung kommerziell relevanter Daten im Apple-Ökosystem aus“. Gleichzeitig nehme Apple seine eigenen Dienste jedoch von den geplanten Änderungen aus und sammle selbst erhebliche Mengen Nutzerdaten. Der für Datenschutz bei Nutzern zuständige Apple-Manager Erik Neuenschwander konterte: „ATT gilt gleichermaßen für alle Entwickler weltweit - und das schließt auch Apple mit ein.“ (dpa)