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Ein Job mit viel VerantwortungAlexandra ist Krankenschwester auf der Intensivstation

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Die Arbeit auf einer Intensivstation erfordert höchste Konzentration.

Es ist Donnerstag, 20 Uhr, als sich Krankenschwester Alexandra Pich auf ihr Fahrrad schwingt, um zu ihrer Nachtschicht zu fahren. Rund 20 Minuten braucht die 26-Jährige, dann ist sie an der Kölner Klinik angekommen, in der sie seit zweieinhalb Jahren arbeitet. Was wird sie wohl in dieser Nacht erwarten? Werden neue Notfälle eingeliefert? Viele Fragen schwirren der gebürtigen Bremerin auf dem Weg zum Schwesternzimmer durch den Kopf. Jetzt noch schnell die Klamotten gegen die Arbeitskleidung tauschen – pünktlich um 20.30 Uhr beginnt die Nachtschicht auf der Intensivstation.

Erhöhte Sicherheitsmaßnahmen

Durch die aktuell herrschende Corona-Pandemie hat sich die Arbeit der Krankenschwester verändert. „Wir tragen quasi ein Ganzkörperkondom, mit Maske und Schutzanzug“, sagt Alexandra lachend. „Diese Kleidung müssen wir aber nur bei Coronainfizierten oder anderen Patienten mit schweren Infektionskrankheiten anlegen.“ Allgemein wurden wegen des Virus die Sicherheitsmaßnahmen in der Klinik erhöht. Viele geplante Operationen wurden abgesagt, Besucher waren nicht gestattet. „Wir tauschen uns auf unserer Station regelmäßig über die neuesten WHO-Informationen aus“, erklärt sie. Die drei Intensivbetten, die für Coronapatienten freigemacht wurden, sind leer. „Wir hatten bisher fünf Infizierte, die wir alle erfolgreich behandelt haben.“

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Auf der Intensivstation liegen Patienten mit schweren bis lebensbedrohlichen Krankheiten.

Kommunikation ist das A und O

In dieser Nacht hat Alexandra zusammen mit vier anderen Kolleginnen Dienst. Eine davon ist Jessica, die seit sechs Jahren als Krankenschwester auf der Intensivstation arbeitet. „Durch die Verordnung für Personaluntergrenzen im Krankenhaus kommt nachts auf der Station eine Krankenschwester auf drei Patienten. Das ist oft gar nicht machbar, wir werden nie allen Patienten voll gerecht“, erklärt sie. Oberschwester Bettina, die den Spätdienst geleitet hat, macht für die fünf Kolleginnen eine ausführliche Übergabe, um eventuelle Unklarheiten aus dem Weg zu räumen. „Kommunikation ist bei uns unheimlich wichtig. Ohne detaillierte Übergabe können schnell Fehler passieren, die im Worst Case tödlich enden könnten“, warnt Oberschwester Bettina.

Kontrolle ist wichtig

Nach der Übergabe folgt der große Check. Die Krankenschwestern teilen sich die Patienten untereinander auf. Alexandras erster ist Jürgen B., der nach einem Autounfall auf der Intensivstation liegt. Sie kontrolliert im Zimmer zunächst, ob alle wichtigen Instrumente wie Stethoskop, Klemmen und so weiter an Ort und Stelle bereitstehen. Zudem prüft die Krankenschwester, welche Medikamente aktuell beim Patienten laufen und stimmt diese mit den Daten im Computer ab. Ist dies alles erledigt, kann Alexandra mit dem eigentlichen Patientencheck beginnen.

Der große Check

Sie untersucht die Kranken neurologisch, hämodynamisch, respiratorisch und peristaltisch. Alle Reflexe des Körpers – von den Pupillen bis hin zu den Füßen – werden getestet, Lunge, Herz sowie die Peristaltik des Magen- und Darmtraktes werden abgehört, dem Patienten wird Blut abgenommen, um eine Blutgasanalyse durchzuführen. So können Werte wie der HB-Wert, Elektrolyte oder Laktat überprüft werden. „Je nach Zustand kann so ein Check auch mal eine Stunde dauern“, sagt Alexandra und kontrolliert zeitgleich den Notfallwagen vor einem Zimmer. Die große Uhr im Schwesternzimmer zeigt 23.58 Uhr. „Zeit für die Mitternachtsstatistik“, ruft Kollegin Nihan. Der Mitternachtsbestand, der um 24 Uhr untergebrachten Patienten ist maßgeblich für die nächste Tages- und Nachtschicht.

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Viele Arbeiten am Computer gehören ebenso zum Aufgabenbereich.

Vielfältige Aufgaben

Inzwischen ist es drei Uhr, eine richtige Pause hatte Alexandra bisher nicht. „Ich konnte eben kurz in mein Brot beißen, für mehr bleibt keine Zeit.“ Jetzt ist das große Blutbild an der Reihe. Auch die Essensbestellung für die Patienten gehört zu den Aufgaben im Nachtdienst. „Ich kümmere mich hier um alles. Vom Gespräch mit Angehörigen über Abrechnungen bis zu Pflegeplanungen und Supervisionen mit dem Personal“, erläutert Alexandra, während sie Patientin Ruth L. neu positioniert. Drei bis fünf Mal pro Nacht müssen die Bettlägrigen gedreht werden, um ein Wundliegen zu vermeiden.

Wohlverdienter Feierabend

„Diese Nacht verläuft zum Glück ruhig, keine größeren Vorkommnisse“, freut sie sich. Langsam neigt sich die Schicht dem Ende zu. Die Ablöse ist bereits da. Nach der Übergabe an den Frühdienst, kann Alexandra um 6.51 Uhr endlich ihre Arbeitskleidung ablegen. Müde und hungrig macht sie sich auf den Weg nach Hause. „Ich werde jetzt noch eine Schüssel Müsli essen und dann will ich einfach nur noch ins Bett und schlafen.“