So ist das neue „Traumschiff“Stocksteifer Silbereisen, verschenkter Winterscheidt

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Florian Silbereisen (r.) und Daniel Morgenroth als Kapitänsduo

  • Schlagersänger Florian Silbereisen hat die Brücke auf dem ZDF-„Traumschiff“ übernommen.
  • Am zweiten Weihnachtsfeiertag geht es nach Antigua.
  • Wir erzählen, wie Silbereisen sich als Schauspieler schlägt und warum Joko Winterscheidts Aufritt misslingt.

Nun ist er an Bord, der viel diskutierte neue Kapitän des „Traumschiffs“: Florian Silbereisen, Sänger, hat die Brücke übernommen und ist am zweiten Weihnachtsfeiertag zum ersten Mal unterwegs. Zunächst einmal: Er ist nicht – wie von einigen Seiten geunkt – reine Staffage, sondern überraschend oft im Bild zu sehen.

Was natürlich für jemanden, der kein Schauspieler ist, nicht unbedingt von Vorteil ist. Nun sind wir gewohnt, dass es auf dem „Traumschiff“ nicht um die hohe Schauspielkunst geht, aber Silbereisen sticht mit seiner Stocksteifheit schon hervor.

Holzschnittartige Sätze für Silbereisen

So stakst er an Bord und muss sich als Kapitän Max Parger erst einmal nicht nur vor den Zuschauern, sondern auch vor der Crew beweisen, die eigentlich Staff-Kapitän Martin Grimm (Daniel Morgenroth) als Chef anerkannt hat. „Er ist zu jung, zu unerfahren“, sagt dieser dann auch über Silbereisen.

Der gibt sich übertrieben streng und erfahren, was gar nicht zu seinem jugendlichen Aussehen und auch nicht zu seinem Schlagerhintergrund passt. „Der Mensch wächst an seinen Herausforderungen“ und „Ich weiß zu jeder Zeit, was ich tue“ sind die ersten holzschnittartigen Sätze, die er von sich gibt.

Das Drehbuch kommt ihm dann zur Hilfe, er hat sofort Gelegenheit, ein kleines Boot aus Seenot zu retten, indem er sich trotz aller Steifheit irgendwie allein hinüberschwingt und das Ruder übernimmt. Danach ist ihm der Respekt jedenfalls der Crew erstmal sicher.

Dazwischen plätschern vor der zugegebenermaßen herrlichen Kulisse von Antigua die üblichen Geschichten dahin: Ein lang verheiratetes Ehepaar lernt sich wieder lieben, ein Junge lernt endlich seinen Vater kennen, Crew-Mitglied Barbara Wussow muss mit einem Verflossenen fertig werden, der als Kreuzfahrtschifftester an Bord ist. Alles gepflegte Langeweile, bei der man ruhig mal was aus der Küche holen kann. Und passend dazu spielt eine total folkloristische Steeldrum-Band am Strand.

Traumschiff Crew

Silbereisen mit Daniel Morgenroth, Nick Wilder und Barbara Wussow

Das alles ist dem Zuschauer seit 35 Jahren vertraut, so ist das halt beim „Traumschiff“, inklusive der kurzen Wikipedia-Einführung zum bereisten Land vom Kapitän.

Als kleine Überraschungsmomente hat das ZDF diesmal Stars und Sternchen aus dem Privatfernsehen eingestreut, wohl um neue Publikumsschichten für den alten Dampfer zu gewinnen. Da ist zum Beispiel RTL-Gewächs Sarah Lombardi, die als singendes Zimmermädchen groß rauskommt (und glücklicherweise fast keinen Text hat außer: „Ich singe nur so beim Putzen“).

Traumschiff Lombardi

Sarah Lombardi als singendes Zimmermädchen

Ein Highlight hätte der Auftritt von Joko Winterscheidt werden können. Wegen ihrer äußerlichen Ähnlichkeit ziehen sich Silbereisen und Winterscheidt schon seit Jahren durch den Kakao, crashen Sendungen und wurden schon zu „Floko Silberscheidt“ vereint. Winterscheidt taucht nun als Max Pargers Bruder Moritz (Achtung, Witz!) an Bord auf und möchte sich als Bauchredner beweisen.

Winterscheidts Auftritt verpufft 

Doch der gemeinsame und durchaus selbstironische Auftritt verpufft allzu schnell, Winterscheidts Einlage ist nicht witzig, und selbst Harald Schmidt als Kreuzfahrtdirektor reagiert nur mit hochgezogenen Augenbrauen auf die Situation. Schade, denn die Idee war wirklich nicht schlecht.

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Silbereisen arbeitet derweil weiter an seinem männlichen Image, macht Klimmzüge an Deck, pflegt seine dunkle Stimme. Aber er versagt ausgerechnet darin, die Abschlussrede für das Kapitänsdinner zu schreiben. Da muss ihm Kapitänskollege Grimm helfen. Dabei sind doch Kalendersprüche („Das Wichtigste ist, dass man seine Träume lebt“) die große Kunst des Schlagers.

Vielleicht sollte Silbereisen demnächst wie gewohnt mit dem Akkordeon auftreten, dann wird auch der Rücken lockerer. Das „Traumschiff“ würde dann zwar noch etwas lächerlicher – aber wenn stört’s?

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