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MusterschülerAuf Partys bewusst verzichtet

Lesezeit 4 Minuten

Tharusan Thevathasan absolvierte sein Abitur am Franken-Gymnasium mit der Note 1,0.

Zülpich-Niederelvenich – „Eine Investition in Wissen bringt immer noch die besten Zinsen!“ – so lautet die Erkenntnis des 19-jährigen Tharusan Thevathasan nach 13 Jahren Schule. Der Abiturient aus Niederelvenich hat sein Abitur im Juni dieses Jahres mit der sagenhaften Abschlussnote 1,0 bestanden. Inoffiziell ist dem Absolventen des Zülpicher Franken-Gymnasiums mit der Endnote 0,9 sogar ein wahres Kunststück gelungen. Doch was steckt hinter dem Erfolg des Musterschülers mit Migrationshintergrund? Und wie gestaltet sich eigentlich die Jugend eines „Superbrains“?

Tharusan wurde im Mai 1993 als Sohn von Einwanderern aus Sri Lanka in Mechernich geboren. Zunächst besuchte er die Grundschule in Schleiden. Bis zum Übergang auf die weiterführende Schule war Tharusan noch ein ganz normaler Durchschnittsschüler. Auch die ersten Jahre auf dem Franken-Gymnasium verliefen unauffällig und deuteten keinesfalls auf den rasanten Aufstieg hin, der in den kommenden Jahren folgen sollte.

Am Ende der achten Klasse schlug sich die große Begabung in Form von acht Einsen erstmals auf dem Zeugnis nieder. Schon zu diesem Zeitpunkt setzte sich Tharusan das ambitionierte Ziel, im Abitur die „perfekte Note“ zu erreichen.

Auch wenn er nahezu alle Fächer gut beherrschte, hatte auch er seine Lieblingsdisziplinen. Dazu zählte neben den Naturwissenschaften die Philosophie. Dieses Fach belegte er, da er wegen seines hinduistischen Glaubens nicht am Religionsunterricht teilnehmen durfte. Probleme mit seinem Migrationshintergrund und seiner Religion habe es jedoch zu keiner Zeit gegeben. Toleranz werde am Franken-Gymnasium großgeschrieben, berichtete der 19-Jährige. Oftmals sei er jedoch für einen Inder gehalten worden, so Tharusan. „Der Inder kann das schon“, habe es oft geheißen.

Im Sport eine Drei

Nur in einem einzigen Fach konnte „der Inder“ keine Traumnoten erreichen: Im Sport schwächelte Tharusan etwas. Im ersten Halbjahr der Jahrgangsstufe 13 hatte er dort sogar die einzige Drei in der Qualifikationsphase – zwischen lauter Einsen. Allerdings zählten die „schlechten“ Sportnoten nicht für das Abitur und blieben damit ohne Folgen. Tharusan hatte am Ende ein echtes Luxusproblem: Für die Abiturwertung musste er auch einige Kurse mit Ergebnissen streichen, nach denen andere sich wahrscheinlich gesehnt hätten. Er fing mit den Fächern an, in denen er nicht die Bestnote erreicht hatte, sondern „nur“ 14 von 15 möglichen Punkten. Die Bilanz war am Ende praktisch makellos. Durch seine hervorragenden Leistungen entwickelte sich rund um Tharusan schnell das typische „Streber-Image“. So gab es bei all dem Erfolg natürlich auch einige Neider, die sich durch die konstant guten Noten auf den Plan gerufen fühlten. Manch einer hegte den Verdacht, Tharusan habe einen Bonus bei den Lehrern. Doch damit ging der Musterschüler äußerst gelassen um: „Das ist meine Leistung, dafür arbeite ich, und ich lasse mich auch nicht von meinen Zielen abbringen“, sagt er

Viel Freizeit habe er in der Schulzeit allerdings nicht gehabt, wie er einräumt. Stattdessen habe er lieber mehrere Stunden an seinen Hausaufgaben gesessen. Eine gewissenhafte Vorbereitung sei das A und O für eine erfolgreiche Beteiligung am Unterricht. Dafür schlug sich Tharusan auch die eine oder andere Nacht um die Ohren. Blieben zwischen der ganzen Lernerei doch mal einige freie Minuten, so verbrachte er sie zumeist am Computer. Er besserte in Gesprächen mit rund 3000 Skype-Freunden sein Schulenglisch auf und drehte Mathematik-Lernvideos, um sie im Internet auf einer Videoplattform anzubieten.

Tharusan hatte die Schule ganz in den Mittelpunkt seines Lebens gestellt. Er verzichtete freiwillig auf Partys oder Kinobesuche mit Freunden. Nicht jedoch auf Musik, denn Tharusan ist ausgewiesener Fan des Rappers Pitbull. Im Auto legt er auch gerne mal die neueste House-CD ein. Andere Hobbys fielen dem Schulstress zum Opfer. So verließ Tharusan aus Zeitgründen die Jugendfeuerwehr, um sich auf seine schulische Laufbahn zu konzentrieren.

Das „Musterschüler-Gen“ scheint in der Familie zu liegen, denn neben Tharusan haben auch seine Geschwister die Schule mit tollen Noten abgeschlossen. Seine Schwester hat Deutschland nach der zehnten Klasse verlassen. Sie beendete die Schule in London, wo sie zurzeit Medizin studiert. Sein großer Bruder absolvierte das Abitur im Jahr 2010 am Franken-Gymnasium. Auch er studiert Medizin, und zwar an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Tharusan zieht es zum Studium wohl nach Berlin. Er will dem Beispiel seiner Geschwister folgen und ebenfalls Arzt werden.

Zum Abschluss eine Tatsache, die uns „Normalsterblichen“ Mut machen kann: Wenn Tharusan die Antwort auf eine Frage nicht weiß, dann benutzt auch er Google.