Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Fünf Thesen zur „digitalen Diät“Mit einfachen Regeln gegen den Smartphone-Dauerkonsum

4 min

Das Smartphone begleitet die Mehrheit der Deutschen bis ins Bett.

Köln – Unterbrechung, Ablenkung, Überforderung - wer immer online ist, schadet sich auf Dauer. Zweieinhalb Stunden verbringt der Durchschnittsnutzer am Tag mit seinem Handy. Davon telefoniert er nur sieben Minuten. Eine digitale Diät muss kein schlechter Scherz sein, sondern kann tatsächlich helfen.

Alexander Markowetz war bis 2016 Juniorprofessor für Informatik an der Universität Bonn und Autor des Buches „Digitaler Burnout“. Hier erklärt er, wie man diesem Phänomen vorbeugen kann und in die analoge Realität zurückkehrt.

Das Smartphone verfügt deshalb über so eine hohe Anziehungskraft, da es im Hirn eine Dopamin-Ausschüttung in Gang setzt. Es ist das Überraschungsmoment, kombiniert mit der Erwartung einer Belohnung. Handys sind so interessant, weil diese sofort kommt. So wie ich gespannt bin, ob ich gleich gewinne, bin ich auch gespannt, ob ich eine neue Mail habe oder es neue Nachrichten gibt. Dieses Belohnungsmoment setzt Dopamin frei.

Sehen Sie auf der nächsten Seite, was die Folgen des digitalen Dauerkonsums seien können.

Als Folge des Smartphonedauerkonsums, kann es am Tagesende zu Aufmerksamkeitsstörungen kommen. Die Konzentrationsspanne sinkt, denn immer, wenn wir irgendwo drin sind, katapultieren wir uns wieder raus. Das führt zur Vernachlässigung des Privatalltas und zur Leistungsreduzierung im beruflichen Leben.

Ob jemand ein Kandidat für einen digitalen Burn-out ist, lässt sich einfach herausfinden. Grundsätzlich ist die Häufigkeit der Smartphonenbenutzung ein hilfreicher Hinweis. Aber vor allem, wenn die Funktionalität eingeschränkt ist. Wenn Aufgaben vernachlässigt werden wie, Frau, Kinder oder Sport. Spätestens dann, wenn der eigene Handykonsum verheimlicht wird.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie man sich davon befreien kann.

Um sich von der digitalen Versklavung zu befreien, ist die Erkenntnis entscheidend, dass wir uns etwas nehmen, wenn wir uns ablenken wollen. Und dann kommt die Arbeit der Dekonditionierung. Das fängt mit vermeintlichen Kleinigkeiten an wie damit, wo das Handy getragen wird. Wenn es an der Bushaltestelle eine Sekunde dauert, das Smartphone aus der Manteltasche zu holen oder eine halbe Minute, um es aus dem Rucksack zu kramen, macht das schon einen Unterschied.

Tipps für den Einstieg:

Keine Smartphones im Schlafzimmer auf dem Nachttisch. Offline in den Tag starten und keine Mails im Bett checken.

Wieder Wecker und Armbanduhr benutzen, so entfallen automatisch viele Anlässe, das Smartphone zu zücken.

Für einen Zeitraum - etwa für einen Restaurantbesuch - das Smartphone zu Hause lassen.

Das Smartphone in den Rucksack und nicht in die Jacken- oder Hosentasche stecken.

Lesen Sie auf der folgenden Seite, wie Firmen die ständigen Unterbrechungen reduzieren können.

Smartphones bringen Flexibilität in die Arbeit. Einerseits steigern sie die Erreichbarkeit, andererseits führen sie zur Selbstausbeutung. Früher gab es im Privatleben Regeln – etwa, dass man zwischen 12 und 15 Uhr nicht anrief, um Rücksicht zu nehmen. Heute ist es kein Problem für den Chef, nachts um 2 Uhr noch eine Whatsapp zu verschicken. Es muss intensiv geprüft werden, welche Priorität die Information hat, die versendet werden soll.

Auf der nächsten Seite lesen Sie, wie Eltern und Lehrer den digitalen Burn-out bei Kindern verhindern können.

Für Eltern und Lehrer ist es nicht zumutbar, dem einzelnen Kind den Smartphonegebrauch zu verbieten. Das grenze an Grausamkeit, wenn etwa die anderen auf dem Schulhof rumklicken. Handyverbote sind zumutbar, wenn es Schutzräume gibt – und da liegt die Chance von Schulen, die sich Regeln geben müssen. Oder auf Elternebene: Wenn alle Eltern der Klasse gemeinsam verabreden, abends um 20 Uhr das Handy einzuziehen, dann ist das zumutbar.

Mangelnde Offline-Momente können sich auf die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern auswirken. Im Ernstfall führen sie zur Minderung der Stressresilienz. Kinder könnten dann schlechter mit Frustrationsmomenten umgehen.

Es geht um die wichtige Erfahrung, dass es wehtut, aber vorbeigeht. Bleibt diese Erfahrung aus und es passiert etwas Unvorhergesehen, etwas Negatives, dann kontrolliert uns die Angst.