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Nach Kostenexplosion in LeverkusenSo teuer sind Mülleimer in Köln und der Region

Lesezeit 4 Minuten

Stein des Anstoßes in Leverkusen: Der Mülleimer „Toluca“ in der Leverkusener Innenstadt.

Köln – Der Aufschrei in der Bezirksvertretung Wiesdorf der Stadt Leverkusen war groß: Dort kam Anfang der Woche zutage, dass die beileibe nicht im Geld schwimmende Stadt für 27 neue Müllbehälter in der Fußgängerzone Wiesdorfs sage und schreibe 109.531 Euro ausgegeben hatte, also etwa 4000 Euro pro Mülleimer – wenn auch inklusive Abbau der alten Behälter und Montage der neuen Papierkörbe in edlem Grauguss-Look, Modell „Toluca“.

Zur Ehrenrettung der Leverkusener Verwaltung sei erwähnt, dass auch dort ein Papierkorb in einfacher Form zum Preis von 170 Euro eingekauft wird. Der ist dann allerdings aus Plastik. Für eine Stahlvariante zahlt die Stadt 350 bis 450 Euro. Der Preis für eine Sitzbank im öffentlichen Raum variiert in Leverkusen fast ebenso stark wie der für Papierkörbe. Die Standardbank ist für günstige 850 Euro gekauft. Das Designerstück schlägt mit 4700 Euro zu Buche.

Wie viel kosten Papierkörbe, Sitzbänke und Laternen in den anderen Fußgängerzonen des Kölner Raums? Sind Tausende Euro pro Papierkorb am Ende gar nicht so ungewöhnlich?

Bonn ist am feinsten raus

Doch, das sind sie. Das zeigt ein Überblick über die Möblierung der Einkaufsmeilen in Köln, Bonn, Leverkusen, Euskirchen, Siegburg, Bergisch Gladbach, Bergheim und Brühl. Allgemein ist der Trend zum Stahlbehälter – schon weil das Material Vandalismus besser standhält als Plastik oder Holz. Am feinsten raus ist die Stadt Bonn: Dort wurden im Oktober 2010 neue Papierkörbe aufgestellt. Behälter in mattierter Edelstahloptik ersetzten in der Fußgängerzone die jahrzehntealten dunkelgrünen Vorgänger. Zum Nulltarif. „Der Bonner Einzelhandel übernahm die Kosten für die Anschaffung der neuen Abfallbehälter“, teilte vor fünf Jahren die Verwaltung der Bundesstadt mit.

Auch Sitzbänke wurden in Bonn über ein Sponsoring finanziert. Allerdings betrifft das vor allem die Sitzgelegenheiten an Haltestellen. Die Stadtwerke Bonn ließen sich 2011 50 Stück von der Sparkasse Köln/Bonn sponsern.

Eine saubere und ansprechende Innenstadt ist überall im Interesse der Städte wie des Handels. In Leverkusen führte das zu folgender Skurrilität: Die Standortgemeinschaft Otto-Grimm-Straße, ein Zusammenschluss von Händlern, bezahlte für die etwas kleineren, aber ansonsten gleichen Papierkörbe, die ein paar Meter weiter die Stadt extrem teuer zu stehen kamen, nur einen Bruchteil. An der Otto-Grimm-Straße war ihr Kauf Teil eines Gesamtkonzepts der Straßenerneuerung und damit vom Land bezuschussbar.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt, wie teuer die Mülleimer in Köln und der Region sind.

Die Papierkörbe in Köln und der Region im Überblick

Euskirchen

Das Euskirchener Papierkorbmodell schlägt mit 1100 Euro zu Buche, wie in Leverkusen inklusive Montage. Eine Sitzbank für die Fußgängerzone kostete in der Kreisstadt laut Auskunft der Verwaltung etwa 2000 Euro. Allerdings liegt deren Anschaffung bereits Jahre zurück. Eine Laterne in der Fußgängerzone kostet 4000 Euro. Der Preis erklärt sich laut Verwaltung auch durch die besonderen Anforderungen an die Gestaltung. (ejb)

Bergheim

Bergheims Bürger erhielten vor drei Jahren, im Jahr 2012, neue Papierkörbe für ihre Fußgängerzone: 15 Stück für 3900 Euro, macht pro Stück 260 Euro. Was die Laternen mal gekostet haben, lässt sich nicht mehr klären, weil die Masten schon sehr lange stehen. Wenn mal ein Kopf inklusive Leuchtmittel erneuert werden muss, sind 650 Euro fällig. Mit dem Geld für eine Bank aus Euskirchen kaufen die Bergheimer fünf: Sie kosten 400 Euro. (dv)

Siegburg

Die Papierkörbe in Siegburg mögen vom Design her nicht mehr der neueste Schrei sein – mit 250 Euro sind sie jedenfalls ein vergleichsweise günstiges Modell. In der Fußgängerzone der Kreisstadt des Rhein-Sieg-Kreises liegt auch die weitere Ausstattung preislich am unteren Rand der Spanne im Kölner Raum. Eine Sitzbank wird für 800 bis 1100 Euro angeschafft – je nach Ausführung. Eine Straßenlaterne kostet 1500 bis 2000 Euro. (ps)

Köln

In Köln kommt ein städtisches Tochterunternehmen, die AWB, für die Anschaffung der Mülleimer des Typs „Colonia“ auf. Preis: 350 bis 450 Euro, je nachdem, ob das Modell auch einen Halter für Hundekottüten und einen Aschenbecher umfasst oder nicht. Besucher Kölns werden künftig immer öfter auf Sitzbänken eines Herstellers aus der Westeifel sitzen. Das Modell „Urbanis“, Preis 1500 Euro, soll künftig erste Wahl sein. (Mbo)

Brühl

Die Papierkörbe auf der Kölnstraße sind im Frühjahr 2014 angeschafft worden für pro Stück 590 Euro. Mit dem Einbau beläuft sich die Summe auf 730 Euro. Zur Hälfte hat die Interessengemeinschaft Kölnstraße den Preis bezahlt und zur Hälfte die Stadt Brühl. Die Bänke in der Brühler Fußgängerzone sind seit vielen Jahren nicht erneuert worden. Jüngst für die Uhlstraße gekaufte Bänke haben 2100 Euro gekostet. (hc)

Bergisch Gladbach

Die Bergisch Gladbacher suchten für die Neugestaltung ihrer Fußgängerzone im Rahmen eines Regionale-2010-Projekts vor einigen Jahren auch neue Papierkörbe. Schließlich entschieden sie sich für ein graues Designerstück aus Metall zum Stückpreis von 900 Euro. Den integrierten Aschenbecher an der Seite nahmen viele Raucher jedoch anfangs nicht wahr, weshalb jetzt ein Aufkleber auf das Loch für die Asche hinweist. (nie)