Suchmaschinen getestetWarum Google nur auf Platz drei landet

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Zur Internetrecherche nutzen viele Menschen Suchmaschinen wie Google - doch diese speichern zuhauf Daten ihrer Nutzer.

Berlin/Bielefeld – Früher gab es Lexika, Bücher, Zeitschriften und das Telefon. Heute gibt es das Internet und Suchmaschinen. Sie liefern die Antwort darauf, was die Hauptstadt von Kirgistan ist, wo man in einer fremden Stadt übernachten kann oder spucken Käsekuchenrezepte aus.

Suchalgorithmen meist geheim

Die Suchmaschinen haben großen Einfluss darauf, welche Informationen zu den Nutzern durchdringen. Weil es aber längst nicht mehr nur um Triviales, sondern auch um Privates, Gesundheitliches, Sensibles oder Berufliches geht, liegt es nahe, sich einmal zu fragen, wie die Suchergebnisse eigentlich zustande kommen - auch wenn die eigentlichen Suchalgorithmen in aller Regel Betriebsgeheimnis sind.

Erst einmal wichtig zu wissen: Aus Kostengründen pflegen nur wenige Suchmaschinen überhaupt einen eigenen Index. Also eine Sammlung von Schlagwörtern, die schnell durchsucht werden kann, um Seiten mit den gewünschten Inhalten im Netz zu finden, erklärt Christian Pietsch vom Verein Digitalcourage. Die Suchmaschinen mit einem eigenen Index seien schnell aufgezählt: „Google, Bing, Yandex, Baidu. Keine davon ist für ihre Transparenz bekannt.“

Viele Anbieter nutzen darum die Suchtechnologie anderer und bauen diese in ihre Portale ein, wie die Stiftung Warentest erklärt. So nutzen etwa Startpage, T-Online oder Web.de den Suchindex von Google, während beispielsweise Qwant und Duckduckgo auf die Technologie der Microsoft-Suchmaschine Bing setzen.

Beste Suchergebnisse bei Datensammler Google

Die Warentester haben sich im Frühjahr 2019 einige Suchmaschinen genauer angeschaut. Fazit: Marktführer Google brachte bei den standardisierten Anfragen im Vergleich die besten Treffer - doch die Datensammelei kostete den Internetkonzern den Spitzenplatz. Auch bei Bing etwa kritisierten die Tester den Umgang mit Nutzerdaten.

Sieger wurde Startpage. Eine Datenschutzerklärung ohne Mängel und Apps mit unkritischem Datensendeverhalten sprachen für den niederländischen Anbieter. Auch die Suchergebnisse waren gut, wenn auch nicht so gut wie bei Google. Bleibt die Frage: Macht es eigentlich einen Unterschied, wer eine Suchanfrage eintippt und auf welchem Gerät? Ja, lautet die Antwort. Auch wenn nicht ganz klar ist, wie groß dieser ausfällt.

Google etwa ermittelt anhand der IP-Adresse des Computers dessen ungefähren Standort. Die IP-Adresse sei aber nicht personalisiert, versichert der Konzern. Dahinter steckt die Idee, lokal relevante Ergebnisse anzeigen zu können, also bei einer entsprechenden Suchanfrage etwa das Wetter des Ortes, an dem man sich auch aufhält.

Treffer sollen auf Userprofil abgestimmt werden

Doch das ist nicht alles: Die individuelle Suchhistorie, also Suchanfragen aus der Vergangenheit, können die Treffer beeinflussen. Dafür müsste der Nutzer aber bei Google angemeldet sein, erklärt das Unternehmen. Wer etwa sein Google-Konto sowohl privat als auch beruflich nutzt, könne auf den entsprechenden Geräten marginal unterschiedliche Treffer zu gleichen Anfragen bekommen.

In seiner Datenschutzerklärung erklärt Google unter anderem, Cookies zu verwenden, um etwa die neuesten Suchanfragen und die Interaktion des Nutzers mit den Suchergebnissen zu erfassen. Das Ziel: Anzeigen auf den Nutzer zuschneiden. Damit verdient Google gutes Geld. Aufgerufene Werbung auf einem Gerät oder auch das genutzte Gerät können Ergebnisse beeinflussen. So würden bei mobiler Nutzung Websites bevorzugt, die für mobile Endgeräte optimiert sind. Microsoft handhabe das bei Bing auch so, wie eine Sprecherin erklärt. Bei der Microsoft-Suchmaschine werden Suchaktivitäten des Nutzers über Cookies und andere Verfahren gespeichert. Auf Basis der Daten personalisiere Bing Suchergebnisse, so die Sprecherin weiter. Mechanismen, die zu einer Personalisierung führen, unterlägen den jeweils gültigen Datenschutzgesetzen.

Google-Mitarbeiter Danny Sullivan beschrieb Ende 2018 auf Twitter: „Personalisierung passiert nicht so oft und ändert im Allgemeinen die Suchergebnisse im Vergleich zu denen anderer Personen nicht dramatisch.“ Treffer würden normalerweise so wenig angepasst, dass sie jenen sehr ähnlich seien, die man ohne Personalisierung sehen würde.

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Wie kommen die Suchergebnisse eigentlich zustande? - Das fragen sich viele bei der Internet-Recherche. 

Ein Forschungsprojekt der Universität Kaiserslautern mit der Initiative AlgorithmWatch, für das im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 über Wochen Daten von Suchanfragen zu Parteien und Politikern gesammelt wurden, kam zu dem Ergebnis: Die Suche lieferte bei allen Nutzern annähernd gleiche Ergebnisse. Anzeichen für Personalisierung wurden kaum gemessen. Die Forscher betonten aber auch, dass die Studie eine Momentaufnahme sei. Man müsse sich mit der Macht der Algorithmen, die unsere Aufmerksamkeit lenken, mehr denn je auseinandersetzen. Ob mehr oder weniger personalisiert: Basieren Suchergebnisse auf Interessen und Aktivitäten, ist das eine Art von Bevormundung, die man als Nutzer nicht gut finden muss.

Privatsphäre schützen - wie es richtig geht

Um einer möglichen Personalisierung zu entgehen, rät die Stiftung Warentest, den Inkognito-Modus seines Browers zu nutzen - so werden Cookies oder ein Verlauf gar nicht erst gespeichert. Google-Suchen, bei denen man eingeloggt war, werden gespeichert. Sie lassen sich aber wieder löschen, ebenso lässt sich die Speicherung deaktivieren.

Das Portal „Klicksafe.de“ rät allen, die nicht in den Filterblasen der Algorithmen landen wollen, die Suchmaschine eines Anbieters einfach nicht zu nutzen, wenn man bei diesem angemeldet ist. Ist das nicht vermeidbar, gilt: Regelmäßig Verlauf und Cookies löschen. Christian Pietsch von Digitalcourage empfiehlt als Schutz gegen Ausspähversuche Werbe- und Tracking-Blocker wie uBlock Origin, NoScript, Privacy Badger oder Ghostery, die als Browser-Erweiterung verfügbar sind. Studien zufolge könne man mit ihnen einen Großteil der Tracker ins Leere laufen lassen, die durch Cookies oder sogenanntes Browser-Fingerprinting das Nutzungsverhalten aufzeichnen und Nutzerprofile zusammentragen wollen.

Noch umfassender schütze der Tor-Browser, welcher Nutzer durch mehrfache Umleitungen durch das Tor-Netzwerk anonymisiert und Schutz etwa gegen Fingerprinting und ungewolltes Auslesen von Surfverhalten durch sogenannte DNS-Leaks bietet, erklärt Pietsch. Außerdem könnten Nutzer Meta-Suchmaschinen wie Searx oder MetaGer nutzen, die quelloffen und vertrauenswürdig seien. Bei der Untersuchung der Stiftung Warentest schnitt MetaGer allerdings am schlechtesten ab - Grund waren die im Vergleich schlechten Suchergebnisse und ein ausbaufähiger Nutzungskomfort. Beim Datenschutz hatten die Tester aber tatsächlich nichts auszusetzen. Startpage, das Googles Suchtechnologie nutzt, sei zwar nicht quelloffen, aber schon für seinen Datenschutz ausgezeichnet worden, erklärt Christian Pietsch.

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Das Geschäftsmodell des Anbieters basiert auf Anonymität. Es werden keine Ergebnisse personalisiert, versichert Startpage-Sprecher Jörg Bauer. „Wir speichern nichts und zeichnen nichts auf.“ Ebenso verzichte Startpage auf Tracker und personalisierte Werbung.

Mit Personalisierung können Nutzern Suchtreffer entgehen, die sie ohne Personalisierung vielleicht prominent angezeigt bekommen hätten. Im schlimmsten Fall, der Filterblase, werden ihnen Treffer regelrecht vorenthalten. Andererseits findet man mit Personalisierung eventuell schneller, was man sucht: Weiß die Suchmaschine etwa, dass man Sportfan ist, wird bei der Suche nach „Barcelona“ eher Treffer zum Fußballclub als zur Stadt anzeigen. Am Ende muss der Nutzer selbst entscheiden, was ihm wichtiger ist. (dpa/tmn)

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