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Zahl verzehnfachtAsiatische Hornisse auf dem Vormarsch – Nest in Kölner Park abgestürzt

Lesezeit 4 Minuten
Ein Nest der Asiatischen Hornisse.

Ein Nest der Asiatischen Hornisse

Im Umgang mit der Asiatischen Hornisse gelten neue Regeln. Das hat auch Auswirkungen auf Privatpersonen. Was diese nun beachten müssen.

Die Asiatische Hornisse ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Vor allem im Rheinland hat sich die Anzahl der Nester vervielfacht. Gründe sind die klimatischen Bedingungen, aber auch die Nähe zu Frankreich und Belgien. Mit dem Imker und Wespenberater Thomas Beissel hat der „Kölner Stadt-Anzeiger“ über die Einstufung als „etablierte Art“ gesprochen. Der Experte gibt zudem Tipps, wie sich Menschen am besten verhalten sollten, wenn sie auf ein Nest stoßen.

Beissel hat die Invasion der Asiatischen Hornisse von Beginn an begleitet. Der freie Landschaftsökologe berät die unteren Naturschutzbehörden und das Land Nordrhein-Westfalen im Umgang mit der invasiven Art. Er bietet auch Schulungen für Schädlingsbekämpfer an und ist selbst federführend an der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse beteiligt.

Ausbreitung der Asiatischen Hornisse in rasantem Tempo

Die Verbreitung der Vespa velutina findet in rasantem Tempo statt. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Anzahl der in Nordrhein-Westfalen gemeldeten Nester stark in die Höhe geschnellt. Während 2023 noch rund 95 Nester gezählt wurden, waren es 2024 schon 487.

„Ich rechne in diesem Jahr damit, dass die 1000er-Marke bei den Nestern der Asiatischen Hornisse in NRW geknackt wird“, berichtet Beissel – und fügt hinzu: „Konservativ geschätzt.“

Bei der Zahl der Embryonalnester, also der Gründungsnester der Jungköniginnen, hat der Experte eine Verzehnfachung verzeichnet. Im vergangenen Jahr waren es zwei, dieses Jahr bereits 22 Nester.

Asiatische Hornisse bedroht Honigbienen und gilt jetzt als „etablierte Art“

Zahlen, die für Imker beängstigend wirken können. Denn die Asiatische Hornisse gilt als Bedrohung für Honigbienen. Zwar macht auch die heimische Hornisse Jagd auf Bienen, doch sie macht nur fünf Prozent der Beute aus. Bei der Vespa velutina hingegen sind es rund 60 Prozent.

Die Asiatischen Hornisse ist auch an ihrer auffälligen Schwarzfärbung zu erkennen.

Die Asiatischen Hornisse ist auch an ihrer auffälligen Schwarzfärbung zu erkennen.

Dennoch wurde im Kampf gegen die Asiatische Hornisse jetzt eine Neuerung eingeführt: Die Vespa velutina wird jetzt als „etablierte Art“ geführt. Bislang war sie unter Artikel 16 erfasst, jetzt fällt sie unter Artikel 19 der EU-Verordnung.

Asiatische Hornisse: Keine Ausrottung, sondern gezielte Eingriffe

Während in der ersten Phase der sogenannten „Früherkennung“ eine Verpflichtung zur sofortigen Beseitigung bestand, geht es nun um Managementmaßnahmen, erklärt Experte Thomas Beissel. Ziel der Maßnahmen ist demnach nicht mehr die Ausrottung der Asiatischen Hornisse, sondern die Eindämmung der Ausbreitung durch gezielte Eingriffe.

Mit einer Kapitulation habe das aber nichts zu tun, betont Beissel. „Die Einstufung ist am 23. April 2025 in Kraft getreten. Beraten wurde bereits seit Ende letzten Jahres. Es handelt sich nicht um einen Schnellschuss, sondern um das Standardvorgehen im Umgang mit invasiven Arten.“

Diese Nester der Asiatischen Hornisse haben Priorität

Entscheidende Änderung in der Einstufung der Asiatischen Hornisse als „etablierte Art“ ist, dass jetzt nicht mehr nur per se die Naturschutzbehörden für die Bekämpfung zuständig sind. Für die Beseitigung müssen nun auch Privathaushalte und vor allem auch die Landwirtschaft mit ins Boot.

Kaum zu erkennen: Das Nest der Asiatischen Hornisse unter einem Sonnenschirm.

Kaum zu erkennen: Das Nest der Asiatischen Hornisse unter einem Sonnenschirm.

„Es kommt jetzt mehr denn je darauf an, Nester der Asiatischen Hornisse frühzeitig zu melden“, erklärt der Experte im Gespräch mit dieser Zeitung. Vor allem die Tilgung von Nestern in der Nähe von Schulen, öffentlichen Einrichtungen oder im Bereich von geschützten Arten habe Priorität.

Nest der Asiatischen Hornisse in Kölner Park abgestürzt

„Im Olof-Palme-Park in Köln-Chorweiler ist ein Nest aus einem Baum abgestürzt“, berichtet Beissel. Zum Glück sei nichts passiert, doch die Asiatische Hornisse kann in solchen Fällen der Bedrohung aggressiv reagieren. Auch für den Menschen kann es dann gefährlich werden.

Ein Nest der Asiatischen Hornisse hoch oben in einem Baum in der Stadt.

Ein Nest der Asiatischen Hornisse hoch oben in einem Baum in der Stadt.

Für die Beseitigung des Nests wäre hier das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen zuständig. In vielen anderen Fällen stehen unterdessen Privatpersonen vor der Entscheidung, ein Nest entfernen zu lassen oder nicht. Experte Thomas Beissel rät zur Beseitigung: „Auch auf privatem Grundstück kann es gefährlich werden.“

Nester der Asiatischen Hornisse: Entfernung dringend empfohlen

Empfehlenswert sei es unter Umständen auch, eine Wespenzusatzversicherung über die Gebäudeversicherung abzuschließen. Darunter fallen auch Kosten für die Entfernung von Nestern der Asiatischen Hornisse.

Aber auch eine einfache Entfernung durch den Fachmann schlägt nicht so sehr ins Geld. Vor allem die Tilgung der kleinen Embryonalnester ist kostenschonend.

Wer ein Nest der Asiatischen Hornisse entdeckt, sollte dies umgehend bei der unteren Naturschutzbehörde oder bei einem Fachmann melden. Eine entsprechende Plattform bietet auch Velutina.de.

Eine korrekte Identifizierung ist wichtig, für Laien aber oft schwierig. Vor allem die Verwechslung mit der heimischen Hornisse kommt oft vor. Die speziell entwickelte Website „VeluDetect“ kann dabei helfen. Userinnen und User können auf der Plattform bis zu drei Fotos von dem Insekt oder dem Nest hochladen. Eine KI-Erkennung hilft dann bei der Bestimmung, ob es sich tatsächlich um eine Asiatische Hornisse handelt.