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Bergisch Gladbachs OstenRomaney, Sand und Herrenstrunden sind eine Welt für sich

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Die Burg Zweiffel.

  1. Wo sich heute das schöne Strundetal befindet, war einst ein riesiges Riff im Meer.
  2. Die Spuren dieser längst vergangenen Zeit lassen sich noch immer an vielen Orten der Bergisch Gladbacher Ostens finden.
  3. Doch nicht nur dafür lohnt sich ein Ausflug nach Romaney, Herrenstunden und Sand.
  4. Lesen Sie hier in unserem Heimat-Check, was die Stadtteile zu beten haben.

Bergisch Gladbach – Das Meerwasser ist warm. Überall im Uferbereich schwimmen Schnecken. Armfüßer, Schalentiere wie der Eulenkopf oder der Greifenschnabel treiben durch das Wasser. Der Gladbacher Osten ist Teil eines riesiges Riffs. Vergleichbar mit dem heutigen Great Barrier Reef in Australien. Dem größten Riff der Welt.

Eine unglaubliche Vorstellung, aber wer etwa der Schlade – dem Tal, das von Hebborn nach Romaney führt – folgt, der befindet sich mitten in diesem Riff. Jedenfalls vor 400 Millionen Jahren. Da befand sich das heutige Gebiet von Bergisch Gladbach etwa auf Äquatorhöhe. Es dauerte, bis die Erdplatte ihre heutige Lage erreicht hatte.

Strunde, fleißigster Bach Deutschlands

Die Fossilienfunde aus der Schlade und aus anderen Orten im Gladbacher Osten, der sogenannten Paffrather Kalkmulde, haben eine internationale Bedeutung. Aber in der Stadt fehlt es an einem passenden Platz zur Präsentation. Neun Meter für die gesamte Erdgeschichte: Das ist das Format, das dem Geologen und Paläontologen Hans Martin Weber für die Präsentation der Fossiliensammlung der Stadt zur Verfügung steht. „Ein eigenes Fossilienmuseum ist Utopie. Dafür hat die Stadt kein Geld“, so die Position der Verwaltung. Zumindest Wanderer in der Schlade haben vielfältige Gelegenheit, sich auf dem Geopfad über die geologische Geschichte der Heimat zu informieren.

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Auf dem Geopfad   wird erklärt, wie es in Gladbach vor 400 Millionen Jahren aussah.

Spannend ist auch der Blick zurück in Herrenstrunden. Es müssen nicht immer 400 Millionen Jahre sein. In Herrenstrunden sprudelt die Strundequelle. Was übrigens auch etwas mit dem Riff vor 400 Millionen Jahren zu tun hat. Denn die Strundequelle ist eine sogenannte Karstquelle. Unterirdisches Wasser fließt durch den brüchigen Kalkstein. Diese Quelle im Osten von Bergisch Gladbach war so etwas wie der Motor für eine ganz besondere Entwicklung: Mühlen säumten den Bachlauf, und die Strunde bekam ihren Beinamen: Fleißigster Bach Deutschlands.

Gladbacher Osten bekannt für Naturnähe

Bereits im 16. Jahrhundert musste per Gesetz dafür gesorgt werden, dass der Bachlauf unverändert blieb. Namentlich den Müllern wurde jeder Eingriff in den Bachlauf untersagt. Aber es gab Pulvermühlen, Tabakmühlen oder Schleifmühlen. Alle Anrainer hatten die Pflicht zur Reinhaltung des Gewässers. Im 18. Jahrhundert wurde die Strunde dann aber fast ausschließlich für den Antrieb von Papiermühlen genutzt.

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Die Malteser Komturei.

Wie das Strundewasser in Gladbach und weiter bachabwärts genutzt wurde, davon gibt es viele Berichte, die dann eher an ein Dritt-Welt-Land erinnern. 1905 hielt etwa ein Polizeibericht fest, dass man wegen der Verunreinigung durch Chlor „im ganzen inneren Stadtgebiet kaum zu atmen vermochte“. Die Uferstreifen der Strunde waren mit Krusten aus Pappe überzogen.

Lange Anfahrten an der L239

Dabei ist der gesamte Gladbacher Osten mit den Ortsteilen Herrenstrunden, Romaney und Sand heute bekannt für seine Naturnähe. Wer dort wohnt, der liebt es auf der einen Seite, die Stadt ganz nah zu haben, auf der anderen Seite liegt die Natur direkt vor der Haustür.

Schwierig ist allerdings die Anbindung an das überörtliche Verkehrsnetz. Wer auf die Autobahn will, der fährt über L 239 über Herkenrath auf die Autobahn bei Moitzfeld – die Straße ist chronisch überlastet und eines der großen Sorgenkinder der Verkehrsplaner. Wer also dort wohnt, nimmt lange Anfahrten in Kauf.

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Eines der Fachwerkhäuser des Kaufmanns Markus Hetzenegger.

Hotel und Restaurant in historischem Gebäude

Solche Probleme hatten die Menschen im 13. Jahrhundert nicht. Da war der gesamte Gladbacher Osten entweder dünn oder gar nicht besiedelt. Die Kommende Herrenstrunden wurde 1277 von Johannitern gegründet und hatte als erste Aufgabe, die Abgaben der Bauern einzusammeln. Später nannten sich die Johanniter zu Maltesern um. Die Johanniterniederlassung in Herrenstrunden hatte nichts gemein mit den Klöstern großer Orden.

Es war vor allem der Ort, in dem Buch geführt wurde und der Kellner, der für die Buchführung verantwortlich war, war oft die einzige Person, die dort lebte. Wann das Kommenda-Gebäude in der heutigen Form gebaut wurde, ist nicht ganz klar – wahrscheinlich im 17. Jahrhundert. Heute beherbergt das historische Gebäude ein Hotel und Restaurant. Das Ensemble Malteser Kommende, Strundequelle und auch Burg Zweiffel (ein ehemaliger Adelssitz) sind beliebte Anlaufpunkte in der Stadt.

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Naturschutzgebiete sollen ausgeweitet werden

Von der Regionale 2010 profitierte Herrenstrunden vielfältig. So wurden zum Beispiel die Strundequelle, der Teich an der Burg Zweiffel und auch der Weg zum ehemaligen Freibad Herrenstrunden aufgewertet. Inzwischen gibt es neue Pläne für das gesamte Strundetal, von denen dann auch wieder besonders Herrenstrunden profitieren würde. Angedacht ist ein Infozentrum für Natur, Geologie und Fossilienfunde. Die Idee dazu fand beim ersten „Strundetal-Forum“ im Kulturhaus Zanders Fürsprecher von mehreren Seiten. In Aussicht steht eine Förderung im Rahmen der Regionale 2025.

Naturschützer drängen darauf, dass es keine weiteren Eingriffe in die Natur geben dürfe. Die vorhandenen Naturschutzgebiete sollen ausgeweitet werden. Das Strundetal und Herrenstrunden ist im Fokus der Stadtentwicklung. Schon eher ein Geheimtipp ist die Rochuskapelle in Sand auf der Geschichtstour durch Gladbachs Osten. Die Kapelle ist dem heiligen Rochus von Montpellier gewidmet, dem Schutzpatron der Pestkranken. Urkundlich erwähnt ist Sand zum ersten Mal 1229. In einer Urkunde werden Adolf von Sand und sein Bruder Heinrich erwähnt. Und natürlich: Auch Sand war Teil des riesigen Riffs.

Klicken Sie sich in unserer interaktiven Karte durch die Auswertung.

In unserem PDF mit dem Bergisch Gladbacher Zeugnis finden Sie neben den Noten auch Geschichten und Details  zu Ihrem Heimatort.