Heimat-CheckBurscheids Architektur bietet Bescheidenes und Auffälliges

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Eine Einfache, aber markante Formsprache zeichnet die Liebfrauenkirche in Hilgen aus. Es war einer der letzten Entwürfe Dominikus Böhms.

Eine Einfache, aber markante Formsprache zeichnet die Liebfrauenkirche in Hilgen aus. Es war einer der letzten Entwürfe Dominikus Böhms.

Burscheid/Hilgen – Etwas versteckt im hinteren Teil des neu gestalteten Raiffeisen-Platzes in Hilgen liegt die Liebfrauenkirche, eines der bauhistorisch bedeutenden Gebäude der Stadt. Der Bau des bekannten Architekten Dominikus Böhm ist nach einem seiner letzten Entwürfe entstanden und ein Kleinod in der Region. Mit markanten Gebäuden hat die Familie Böhm mit Sohn Gottfried und Enkel Peter Böhm zumal im Sakralbau Pflöcke gesetzt.

Die Pilgerkirche in Neviges zählt dazu, wie die Zentralmoschee in Köln. Vergleichsweise bescheiden wirkt die Böhmkirche in Hilgen. Entstanden ist die Kirche, nachdem 1953 die katholische Gemeinde in Hilgen von der Pfarrei St. Laurentius in Burscheid getrennt wurde.

Schlichter Saalbau

Umgehend wurde die Bautätigkeit aufgenommen und da zahlreiche Mitglieder aus der Gemeinde mit anpackten, wurde der Bau 1954 vollendet. Das Geld war knapp, doch Böhm schuf mit hoher gestalterischer Kraft ein eindrucksvolles Bauwerk.

Die Liebfrauenkirche ist ein schlichter Saalbau mit südlichem Seitenschiff. Im Innern ist der außen mit Ziegeln verblendete Betonbau hell verputzt. Die Deckenkonstruktion besteht aus einem Draht-Gips-Geflecht. Imposant ist das Licht im Kirchenraum. Die Fenster sind mit einem Mosaik aus unterschiedlich strukturiertem Glas mit eingestreuten Farbgläsern versehen. Der Kölner Künstler Johannes Rheindorf hat seine Spuren bei Kreuzweg, Pietà, Tabernakel und Kreuz hinterlassen. Kreuzweg und Tabernakel sind auf versilbertem Grund in Emaille gearbeitet. Der auf dem Seitenaltar stehende Tabernakel zeigt die klugen und törichten Jungfrauen. Auf den Seiten ist der Heilige Franziskus zu sehen, der den Tieren predigt sowie Hiob mit seinen Freunden. Das Gewand und der Körper der Pietà bestehen aus Bronzeblech. Die Hände sowie der Körper Christi, den sie in ihrem Schoß hält, sind versilbert.

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Sankt Laurentius im Zentrum Burscheids ist schon wesentlich auffälliger als Liebfrauen. Ein bisschen erinnert der gezackte Kirchturm an der Höhestraße an das Papier-Faltspiel „Himmel oder Hölle“. In jedem Fall ist er ein markantes Wahrzeichen für Burscheid. Anders als beim Kinderspiel, bei dem mal rote (Hölle) oder blaue (Himmel) Flächen zum Vorschein treten, ist der denkmalgeschützte Turm aus Ziegelstein. Er wurde nach Plänen des Bensberger Architekten Bernhard Rotterdam ausgeführt und 1959/1960 gebaut – mit einiger Verspätung. Denn beim Turmbau wurde immer gespart. Die Laurentius-Gilde setzt sich nach wie vor für das Gebäude ein, damit es baulich weitergeht.

Der Kirchbau ist wesentlich älter als der markante Turm. Und es war gleich ein doppelter Geburtstag, den die Gemeinde vor zwei Jahren feierte: das 125-jährige Bestehen der Pfarrkirche und des ebenso alten Cäcilienchors. Die Verehrung des Heiligen Laurentius wird für Burscheid erstmals 1175 urkundlich erwähnt. Der Legende nach wurde der Märtyrer auf einem glühenden Eisenrost hingerichtet. Aus diesem Grund wird er mit dem Rost als Attribut dargestellt. Laurentius ist Vorbild für die Armenfürsorge. Und die Burscheider Gemeinde sieht ihren Schwerpunkt von der Kindergruppe bis zur Seniorenarbeit im Karitativen.

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