E-Tretroller im TestGefährlich schnell auf Tempo 20 – Ein Selbstversuch

Lesezeit 3 Minuten
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Marei Vittinghoff auf einem E-Roller

  • Unsere Autorin stellt sich auf den motorisierten Roller und testet selbst: Wie fährt er sich?
  • Die Roller haben einen Elektromotor und fahren bis zu 20 Kilometer pro Stunde.
  • Eine Helmpflicht besteht nicht – Kann wirklich jeder so einen Roller fahren?

Pulheim – Zugegeben. Die Test-Bedingungen sind ideal. Vor dem Geschäft von Lars Thüner im beschaulichen Pulheim herrscht kaum Verkehr, an beiden Seiten der Straße sind komfortable Radspuren vorhanden.

Thüner verkauft Elektroroller, E-Bikes, Skateboards mit kleinen Elektromotoren. Vor fünf Jahren hat er sich selbstständig gemacht, beschäftigt inzwischen fünf Mitarbeiter, hat einen Online-Shop und eine kleine Werkstatt.

Noch fahre ich ausschließlich mit Muskelkraft

Der schwarze E-Roller, den ich gleich testen werde, ist ein Metz Moover. Er kostet stolze 2000 Euro, hat in diesem Jahr als Erster seiner Art eine Betriebserlaubnis für den Straßenverkehr erhalten. Dass er von einem Elektromotor angetrieben wird, erkenne ich erst auf den zweiten Blick. Die Einweisung ist kurz und bündig. Thüner zeigt mir, wo Gas und Bremse sind, ich steige auf. „Jetzt kräftig abstoßen“, ruft er mir aufmunternd zu. Das ist alles.

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Unsere Autorin testete den „Metz Moover“

Ich stoße mich ab, der Elektroroller gleitet schnell und leise über den Asphalt. Bis zur nächsten Ecke. Ich drehe um, stoße wieder ein paar Mal ab. Noch fahre ich ausschließlich mit Muskelkraft.

Dann der erste Versuch: Ich stelle den linken Fuß zum rechten auf das Trittbrett, beginne zu gleiten, drücke auf den daumengroßen Knopf am Lenker und halte ihn fest. Der Elektromotor springt mit leichter Verzögerung an. Der Roller setzt sich in Bewegung. Ich nehme Fahrt auf, rolle an Thüners Laden vorbei.

Keine Helmpflicht, fahrbar ab 15 Jahren

Ich teste das mehrfach. Drücken, loslassen, drücken, loslassen. Auch wenn der Motor leise surrt, habe ich immer das Bedürfnis, mich mit einem Bein abzustoßen. Dazu bin ich zu lange mit normalen Rollern gefahren. Beim Metz Moover ist das nicht nötig. In wenigen Sekunden habe ich Tempo 20 erreicht. Ich bin überrascht, wie schnell er beschleunigt und denke kurz drüber nach, ob ich nicht doch mit einem Helm hätte fahren sollen. Pflicht ist das nicht.

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Lars Thüner, Inhaber von Rolling Bull in Pulheim

Der Vorstoß von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), E-Tretroller im Straßenverkehr zuzulassen, könnte für Thüner zum Sechser im Lotto werden. Trotz der Streitigkeiten im Detail. Bei ihm werden die Roller schon seit Jahren gekauft. Von Bootsbesitzern, die oft in den Niederlanden oder Belgien in Hafenstädten unterwegs sind.

Kurvenfahren will gelernt sein

Ich erinnere mich daran, weiß, wie schmerzhaft es war, wenn das Trittbrett meines Cityrollers nach dem Abspringen gegen den Fußknöchel knallte. Doch auf dem E-Scooter stehe ich sicher zwischen zwei größeren Reifen. Das Trittbrett ist breiter, der Rahmen stabiler – alles komfortabler. Das Anfahren geht nach dem bewährten Prinzip: Hände an den Lenker, ein Fuß auf das Trittbrett und lostreten.

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Der Radweg ist leer, ich merke gar nicht, wie schnell ich unterwegs bin. Das dürfte in der Kölner Innenstadt schon anders aussehen. Das Kurvenfahren will gelernt sein. Selbst auf der leeren Straße in Pulheim. Ich bin zu schnell, verliere beim Abbiegen die Balance und komme vom Weg ab. Lieber langsam abbiegen. Das Display am Lenker zeigt mir das Tempo und die Akkuladung an. Zum Anhalten muss ich links und rechts am Lenker die Handbremsen ziehen.

Ideal für die letzte Meile

Einer der großen Vorteile der Scooter gegenüber Pedelecs: Weil sie zusammenklappbar sind, und nur 16 Kilogramm wiegen, lassen sie sich leicht ins Büro oder ins Café mitnehmen. Ob sie in Bahnen und Bussen mitgenommen werden dürfen, dazu gibt es keine einheitliche Regelung. Das wird jedes Verkehrsunternehmen für sich entscheiden und dürfte für den Verkaufserfolg von großer Bedeutung sein. Für „die letzte Meile“ zum Job ist er ideal. Ein Fahrrad kann er nicht ersetzen.

Praktisch: Die Lithium-Batterien können an jeder normalen Steckdose aufgefüllt werden. Die Ladezeit für ungefähr 30 Kilometer Reichweite beträgt vier bis fünf Stunden. Eine Batterie sollte 800 Ladungen mit voller Leistung aushalten. Das sind rund 24 000 Kilometer – von Deutschland aus kommt man damit einmal um die Erde. Mein Fazit: Ein tolles Fahrgefühl, das seinen Preis hat.

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