- Das Blasorchester spielt nach 25 Jahren sein letztes Konzert.
- Orchester wurde dreimal ausgezeichnet.
Kreis Euskirchen – „Eine Posaune oder eine Tuba ist ein lautes Instrument. Da muss man zu stehen“, sagt Thomas Hummel. Und: „Das gibt vielen Schülern Selbstbewusstsein.“ Er liebt, was er tut, ist Musiker mit Leib und Seele. Hummel ist Studiendirektor am Schleidener Clara-Fey-Gymnasium, unterrichtet Musik und Religion. Zudem leitet er das Sinfonische Blasorchester der Musikschule Schleiden. Er ist einer der großen Nachwuchsförderer junger Musiker im Altkreis Schleiden. Unzählige Schüler hat er begleitet, sie ins Orchester geholt, ihre Talente gefördert. Das Blasorchester wird am 19. Juni nach 25 Jahren sein letztes Konzert unter seiner Leitung geben. Seine Musiker haben das Konzert kurzerhand umbenannt und neue Plakate drucken lassen. Es heißt nun Thomas-Hummel-Abschieds-Konzert.
Angefangen hat es mit einem gemeinsamen Schulorchester
„Wer den schulischen Alltag kennt, weiß, dass die Spannkraft irgendwann nachlässt. Meine ist leider auch nicht mehr so stark wie anno dazumal“, erklärt Thomas Hummel. Er wolle diese Belastungen jetzt nach und nach abbauen. „Das wird natürlich auch für mich eine große Umstellung. Da muss ich mich erst mal dran gewöhnen.“
Angefangen hatte alles am Clara-Fey-Gymnasium. Dort trat Hummel 1981 seinen Dienst an. Bereits im ersten Jahr suchte er für besondere Anlässe musikalische Schüler, etwa zur Eröffnung einer Ausstellung. Der damalige Schulleiter Volker Schwinn jedoch hatte größeres vor: Ein eigenes Orchester sollte die Schule bekommen. „Damals haben wir mit einer Schule in Mönchengladbach kooperiert, die ein Schulorchester hatte. Sie gaben uns ein paar Tipps und anfangs spielten wir viele Konzerte zusammen“, so Hummel. „Unser Sinfonisches Blasorchester hat ein ganz weites Repertoire, wir spielen viele moderne Hits, an denen die Jugendlichen Spaß haben. Bis heute haben wir nur einen Standard-Marsch gespielt“, so Hummel. Natürlich waren auch die Klassiker und ernstere Stücke dabei, aber an die führte Hummel, der selbst Bratsche, Klavier und Orgel spielt, die Musiker langsam heran.
Hummel selbst spielt kein Blasinstrument
Doch warteten auch einige Schwierigkeiten auf ihn. Nicht etwa das Dirigieren, das hatte er im Studium gelernt. „Weil ich selbst kein Blasinstrument spiele, war es eine echte Herausforderung, mich hineinzudenken“, so Hummel. Es hat aber funktioniert: Das Orchester wurde nicht nur kreisweit bekannt. Bei unzähligen Gelegenheiten, etwa der Eröffnung des Nationalparks, sorgten die jungen Musiker für musikalische Untermalung. Drei Mal würdigte der Verband Deutscher Schulmusiker das Orchester, sie wurden Landessieger bei „Schulen musizieren“ und gewannen Preise in Rostock oder Neerpelt. „Besonders bei solchen Konzertreisen herrscht eine tolle Stimmung“, so Hummel.
Die Musik wurde dem Dirigenten in die Wiege gelegt: Sein Vater war Musik- und Religionslehrer. Als ältestes von vier Kindern lernte Hummel Bratsche spielen. „Wir hatten quasi ein Streichquartett zu Hause“, sagt er lachend. Er verdiente sich mit Orgelspielen etwas Taschengeld und leitete während des Studiums Jugendchöre. Seine erste Orgel steht heute noch in seinem Wohnzimmer.
„Kinder sind zu enormen Leistungen fähig“
Doch warum ausgerechnet mit Kindern musizieren und nicht mit Erwachsenen, die doch viel disziplinierter sind? „Es ist ganz toll, wenn man sieht, wie die Kinder aufleben, wenn ihre Talente gefördert werden. Auch ihr Selbstbewusstsein wächst“, so Hummel: „Wenn man sie anspornt, sind sie zu enormen Leistungen fähig“. Disziplin erreichte er dennoch. „Mit Feingespür“, verrät er augenzwinkernd. Seit 2009 wird das Orchester als Ensemble der Musikschule Schleiden geführt. „Wir proben nur alle vier Wochen samstags. Meist mit älteren Schülern und Ehemaligen“, erklärt Hummel.
Die Anzahl der Musiker nimmt stetig ab. Ein Grund, so der Lehrer, sei die verkürzte Gymnasialzeit (G8). „Die Schüler haben oft bis 15.30 Uhr Schule. Danach kommt ein Schüler aus dem Ländchen nicht mehr bis Schleiden zur Probe. Deswegen haben wir mit den Samstagsproben angefangen, aber auch das hilft kaum.“ Den Schülern fehle die Freizeit, außerdem sei Musizieren wohl nicht mehr so beliebt. „Früher hatte ich viele Posaunen, heute bin ich froh, wenn ich eine bekomme“, sagt er wehmütig.
Nun möchte er sein Leben etwas „entstressen“: „Als Orchesterleiter bist du ja für alles zuständig. Man ist Mentor, Pädagoge, Planer, Materialbeschaffer, Arrangeur, Dirigent, Kopierer und so weiter. Das habe ich alles gerne gemacht, aber jetzt mache ich erst einmal Pause“, sagt er: „Auch physisch ist das angesagt.“
Wie es weitergeht? „Mal sehen. Nach der Generalprobe wird zum Abschied gegrillt. Danach widme ich mich meinen anderen Hobbys.“ Ob die Musikschule das Jugendblasorchester ohne ihn führen wird, ist noch unklar. „Mein Nachfolger müsste relativ jung sein und frischen Wind mitbringen“, wünscht er sich.