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13-jähriger Imker aus ArloffHerr über acht Völker

4 min

Stolz auf seinen Honig.

Bad Münstereifel-Arloff – Der Garten von Familie Behrend in Arloff ist ein kleines Paradies. Obstbäume, Kräutertöpfchen, Gemüsebeete und eine bunte Blütenpracht, wohin man auch schaut. Appenzeller-Mischling „Bambino“ schnuppert neugierig an dem alten Eichenbalken, der als Insektenhotel dient. Enten, Gänse, Hühner und seit neuestem auch fünf Schweine tummeln sich in dem Idyll. Weiter hinten wird es etwas lauter. Papageien und Sittiche krächzen, es summt und brummt in allen Ecken. Dort stehen die Bienenstöcke. Sie gehören dem 13-jährigen David. Der Nachwuchsimker ist nicht nur Herr über acht Bienenvölker, sondern darf seinen Honig mit dem Etikett des Deutschen Imker-Bundes (DIB) unter eigenem Namen verkaufen, nachdem er einen Lehrgang absolviert hat. Inzwischen versucht er sich auch an einer eigenen Königinnenzucht.

David hat seine Liebe zu den fleißigen Insekten vor knapp vier Jahren entdeckt, als er Imker Gerd Gehrmann aus Bad Münstereifel bei der Arbeit über die Schulter schauen durfte. Der fragte ihn nach einer Weile, ob er nicht einen eigenen Bienenstock haben wolle. David holte das Okay seiner Mutter Karina und seines Vaters Rolf Peter ein und ist seitdem Besitzer einer kleinen Honigproduktionsstätte. Die Ausrüstung sparte er von seinem Taschengeld zusammen, wünschte sich Handschleuder, Metallfass, Gläser & Co. zum Geburtstag, zu Weihnachten und zur Kommunion. Ein „Kieler Begattungskästchen“ für seine Königinnen hat er sich an diesem Tag sogar segnen lassen. Imkermeister Willi Heiser aus Iversheim ist sein Mentor.

David weiß um die Bedeutung der Bienen: „Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“ Mit dieser Aussage hatte schon Albert Einstein einst den Wert der Honigbiene verdeutlicht. Und sie gelte noch heute, schließlich sei die Biene das drittwichtigste Nutztier, erklärt David, während er mit einer kleinen Gabel Wabe für Wabe von dem Wachs befreit, mit dem die Bienen den Honig versiegeln – „entdeckeln“ nennt man das in der Fachsprache.

Für ein Glas Honig muss eine Biene im Schnitt dreimal um die Welt fliegen. Im Sommer leben etwa 60 000 Arbeiterinnen im Stock, von denen jede eine Zeit ihres Lebens als Sammlerin verbringt. Im Winter schrumpft das Bienenvolk auf 5000 bis 10 000 Tiere. Wenn die alte Königin erkennt, dass ihr Volk zu groß geworden ist und dass eine Arbeiterin durch das Füttern mit Gelée Royal zur neuen Königin herangezogen worden ist, macht sie Platz für ihre Nachfolgerin und nimmt die Flugbienen mit. Von einem Ast aus machen sie sich dann auf die Suche nach einem geschützten Unterschlupf. Winterbienen halten die Temperatur im Inneren des Stocks für ihre Königin auch bei Minusgraden auf 20 Grad. Im März beginnt das Bienenjahr. Eine Biene fliegt auf ihrer Suche nach Nektar so lange dieselbe Blütenart an, wie sie dort etwas findet. Die Sammlerin saugt den Nektar auf, in ihrem Honigmagen spalten Enzyme den Saft in Frucht- und Traubenzucker. Im Stock würgt sie den Nektar wieder heraus und gibt ihn an jüngere Kolleginnen aus dem Innendienst ab. Während der Tropfen von Biene zu Biene wandert, mengt jede ihm etwas Speichel bei. Dadurch wird der Honig immer dickflüssiger. Die Bienen belüften den Honig, indem sie mit den Flügeln schlagen, bis sein Wassergehalt auf etwa 20 Prozent gesunken ist. Der Waldhonig, den David gerade schleudert, hat 17 bis 18 Prozent – laut DIB-Qualitätsrichtlinien optimal. In diesem Jahr ist ihm auch der Rapshonig ganz besonders gut gelungen.

Seit einiger Zeit ist David auch am Lehrbienenstand des Kommerner Freilichtmuseums im Einsatz. Er freut sich, den Besuchern möglichst viele Fragen beantworten zu können. Wie zum Beispiel der nach dem Unterschied zwischen Bienen und Wespen. „Eine Biene ist ziemlich dunkel, eine Wespe heller und gelb, man kann sie an der Zeichnung erkennen. Eine Wespe kann mehrmals stechen, eine Biene nur einmal“, antwortet er dann. Für eine Biene ist es komplett uninteressant, wenn man ein Eis isst oder eine Limonade trinkt. Das sind nur für Wespen gute Nahrungsquellen. Für beide Insektenarten gilt: Nach ihnen zu schlagen oder mit den Armen zu fuchteln ist ganz falsch. Auch wegpusten empfiehlt sich nicht, weil Wespen Kohlendioxid als Alarmsignal empfinden.

Imkern ist nicht das einzige ungewöhnliche Hobby des 13-Jährigen: Traktorfahren und Heumachen sind für ihn das, was für andere Jungen Fußball oder Computerspiele sind. Seine Freunde staunen darüber, aber nur, bis sie ihn zum ersten Mal besucht haben: „Dann sind alle begeistert.“

Später will David, der nach den Sommerferien die siebte Klasse der Friedrich-Haas-Schule besucht, Gärtner werden, denn „das passt auch mit den Bienen sehr gut“, findet er. Und dann darf er ganz bestimmt auch den grünen Piaggio „Ape“ fahren, an dessen Seitentür schon jetzt das von seinem Großvater Johann entworfene Etikett mit dem Schriftzug „Bienenhonig aus Deutschland. Für Qualität bürgt David Behrend“ steht.