Die Ausstellung „Paradies“ vereint Gemälde und Schmuck. Zu sehen ist sie in der Goldschmiede Palm in Bad Münstereifel bis Ende Oktober.
AusstellungDas Paradies ist in Bad Münstereifeler Goldschmiede zu sehen

Verbindet nicht nur die Liebe zu Schönheit und Sinnlichkeit: Goldschmiedin Ursula Palm-Zumbé (l.) und Künstlerin Annette von der Bey.
Copyright: Dagmar Lückerath
Auf der Suche nach dem Paradies braucht man derzeit nicht weit zu reisen. Fündig wird man in der Goldschmiede Palm im Herzen der Kurstadt. Harmonie und Schönheit erfüllen den Raum, saftiges Grün strotzt um die Wette. Filigrane Rhizoide, blattähnliche Strukturen und haardünne Sporen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Beim Betrachten der durchweg runden Gemälde von Annette von der Bey fühlt man sich augenblicklich der Natur mit ihren wundervollen Reizen nahe. Die detailgenauen Darstellungen aus feinster Pinselführung lassen den feuchten, moosbewachsenen Waldboden regelrecht spüren und riechen.
Den ältesten Landpflanzen, die seit mehr als 400 Millionen Jahren mit ihrer eigenen Überlebensstrategie selbst extreme Standorte bevölkern, hat die Künstlerin mit Öl auf Leinwand ein ganz besonderes Denkmal gesetzt. Und damit auch ein Statement. „Ich muss beim Malen rauslassen, dass ich die Welt nicht mehr ertrage“, so die gebürtige Remscheiderin, die in Zeiten von Zerstörung und Klimawandel die Sinne für die oft als störend und unattraktiv geltenden, aber lebenswichtigen Moose schärfen möchte.
In Bad Münstereifel sind Bilder und tragbare Skulpturen ausgestellt
Doch was wäre das schönste Paradies ohne Verführung? Zwischen mit Liebe zum kleinsten Detail gemalten Pflanzen und echtem Islandmoos aus dem Blumenhandel finden sich in den Vitrinen der Goldschmiede kunstvolle Objekte aus Silber, teils vergoldet und mit Steinen veredelt. „Peter Lethert hat mich auf die Werke von Annette von der Bey aufmerksam gemacht“, erläutert dazu Ursula Palm-Zumbé. „Bei der Ausstellung in seiner Galerie wurden neben Bildern auch die tragbaren Skulpturen der Künstlerin ausgestellt.“
Die Goldschmiedin, die seit 1993 in der Kurstadt mit ausgefallenen und experimentell gestalteten Unikaten Frauenherzen höher schlagen lässt, war sofort begeistert von den Exponaten von der Beys. Die Künstlerin, 1990 Meisterschülerin bei Professor Fritz Schwegler an der Kunstakademie Düsseldorf, fühlt sich inspiriert oder auch infiziert vom Gemälde „Der Garten der Lüste“ des niederländischen Malers Hieronymus Bosch und isoliert in ihren Werken die wunderbaren kleinen Details des vielfach rezipierten Werkes der Kunstgeschichte.

Zwischen echtem Moos und Bildern Annette von der Beys finden sich in der Ausstellung „Paradies“ die tragbaren Skulpturen der Künstlerin.
Copyright: Dagmar Lückerath
„In unserer Welt, in der Bilder inflatorisch über das Internet und Online-Plattformen das menschliche Auge überfluten oder abstumpfen, wird das genaue Hinsehen zunehmend vernachlässigt“, resümiert Annette von der Bey. „Mit der Isolation von Details auf klein- und kleinstformatigen Bildern, die wiederum von Schmuckstücken und kleinen Skulpturen eben dieser Teilstücke begleitet werden, befriedige ich nicht nur meine eigene Schaffenslust, sondern verleite den Blick zu fokussieren, zum genauen Hinsehen und Hinfühlen.“ Denn auch die Haptik als Teil der Wahrnehmung hat für die 60-Jährige eine enorme Bedeutung. „In der virtuellen Welt wird diese nicht benötigt, für mich ein großer Sinnesverlust.“
Die Liebe zu Details ist in den Werken deutlich erkennbar
Die Liebe zu Details, die Umsetzung mit Öl auf Leinen und parallel als Miniatur aus Silber, Vergoldung und synthetischen Schmucksteinen zieht sich als roter Faden durch die bereits vierte Ausstellung in der Goldschmiede Palm. Angelehnt an die Pflanzenwelt finden sich an Ringen oder Ohrsteckern grazile Elemente, die jedem einzelnen Schmuckstück seinen besonderen Reiz verleihen. Hier ein kleiner Pilz, dort winzige Tropfen, daneben blättrige Formen, die Parallelen zwischen Bild und Objekt sind unverkennbar im Raum verankert.
Die Ausstellung „Paradies“ ist dabei für Palm-Zumbé nicht nur Ausdruck von Schönheit und Sinnlichkeit. „Die Bilder sind für mich eine Form der Therapie“, gibt die 58-Jährige zu, deren Goldschmiede 2021 der Flutkatastrophe zum Opfer fiel. „Uns wurde gezeigt, welche Ausmaße der Klimawandel annehmen kann. Umso wichtiger ist es, den Fokus auf die Natur zu richten.“
Aspekte der Nachhaltigkeit bis hin zum fairen Handel verbinden die beiden Frauen über die Attribute des individuellen menschlichen Wohlgefallens hinaus. „Wenn ein Schmuckstück nicht mehr gefällt, wird es eingeschmolzen“, sind sich die Künstlerin und die Goldschmiedin über die Aufarbeitung und Wiederverwertung bereits benutzter Rohstoffe einig.
Bis Ende Oktober ist das „Paradies“ in der Goldschmiede Palm zu sehen, bevor es sich auf den Weg nach Mönchengladbach macht. Am 30. Oktober endet die Ausstellung in der Marktstraße 8, Bad Münstereifel, in der Zeit von 15 bis 20 Uhr mit einer Finissage.