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„SeelenSchätze“Skulptur erinnert in Bad Münstereifel an die Opfer der Flutkatastrophe

3 min
Eine Gruppe von Menschen steht im Halbkreis um eine aus Cortenstahl gefertigte Skulptur herum. Einige haben Regenschirme aufgespannt.

Bewegende Momente gab es bei der Einweihung der Skulptur „SeelenSchätze“ in Bad Münstereifel.

In Bad Münstereifel wurde das Kunstwerk „SeelenSchätze“ von Marti Faber zum Gedenken an die Opfer der Flutkatastrophe eingeweiht.

Die Wolken hingen tief und passten zur traurigen Atmosphäre bei der Einweihung der Skulptur „SeelenSchätze“ in Bad Münstereifel. Etwa 45 Teilnehmer waren gekommen, um mit Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian eine Gedenkstätte für die Opfer der Flut von 2021 offiziell einzuweihen.

Die Skulptur soll, so die Künstlerin Marti Faber, das Grauen der Ereignisse widerspiegeln. Zum Himmel gereckte Hände, eine kniende Person, ein verzweifeltes Gesicht. Das metallene Gegenstück, eine Art Negativ der neuen Stele, hat schon seinen Platz auf der anderen Seite der Stadt an der Großen Bleiche gefunden.

Das Werk von Faber ist aus rostendem Cortenstahl gefertigt. Das bedeutet, dass sich die Patina durch äußere Einflüsse im Laufe der Zeit verändern wird. Das ist gewollt, sagt Faber: „Das Werk verändert sich, so wie sich Erinnerungen verändern werden.“

In Bad Münstereifel gab es fünf Todesopfer durch die Flutkatastrophe

Der Titel „SeelenSchätze“ beschreibe den Verlust geliebter Menschen: „Jede Menschenseele ist ein Schatz. Wenn jemand von uns genommen wird, geht uns dieser Schatz verloren.“ Die Namen der fünf Toten, die Bad Münstereifel bei der Flutkatastrophe zu beklagen hatte, würden später noch auf Edelstahltäfelchen an der Skulptur angebracht, erklärt die Künstlerin.

Früher waren Katastrophen immer woanders. Und Tote waren nur Zahlen für mich. Jetzt bin ich selbst betroffen und weiß, wie sich so etwas anfühlt.
Fabian Wolf verlor in der Flut seine Freundin

Mit Blumen war Elke Giesa gekommen, die Mutter von Laura Giesa, die in der Nacht zum 15. Juli im Alter von 24 Jahren ums Leben kam. Zur Einweihung waren auch Lauras Bruder, der Freund, die Oma und weitere Betroffene anwesend, für die 2021 ein Grundvertrauen in das Leben ins Wanken kam. Auf Initiative dieser Familie geht auch die Entstehung der Gedenkstätte zurück.

„Wir haben gesehen, dass es in praktisch jedem Dorf, das betroffen war, einen Erinnerungsort gibt. Nur hier fehlte ein Ort, zu dem man mit seiner Trauer hingehen kann,“ sagte Elke Giesa: „Wir sind dann an die Stadt herangetreten. Frau Preiser-Marian hat unser Anliegen ernst genommen, und wir durften uns in den Entstehungsprozess mit einbringen.“

Freunde und Angehörige in den Entstehungsprozess eingebunden

Wie wichtig der Familie diese aktive Beteiligung gewesen ist, weiß auch der langjährige Freund von Laura, Fabian Wolf: „Solche Termine wie heute helfen bei der Verarbeitung des Geschehens. Die offenen Arme und die Erfahrung von Selbstwirksamkeit tragen zur inneren Heilung bei.“ Erst jetzt, so erzählte er, finde er langsam wieder zu Gedanken an die Zukunft. Elke Giesa greift immer noch regelmäßig zum Telefon, wenn es mal wieder innerlich bergab geht und der Schmerz über den Verlust schwer zu ertragen ist.

Vertreter der Psychosozialen Hilfe „Mit Herz und Hand“ waren ebenfalls gekommen. Immer noch ist ihre Arbeit notwendig, um denen beizustehen, die von den Flutereignissen nicht losgelassen werden. Sabine Preiser-Marian kennt einige dieser Menschen: „Das Geschehen hat sich tief in die Seelen eingebrannt. Bis heute sind die Ereignisse noch präsent und haben viele Spuren in uns hinterlassen.“

Sie betonte, dass die Skulptur „SeelenSchätze“ ein Kunstwerk für die Opfer sei. Das Gegenstück, der „SeelenSchmerz“, beziehe sich auf die inneren und äußeren Nöte der Menschen, die überlebt haben. Bei aller Angst, die mit der Erinnerung wieder geweckt werde, so betonte die Bürgermeisterin, sei jetzt Mut ganz wichtig.

Die Skulptur hat ihren Platz an der Ecke Kölner Straße/Schleidtalstraße gefunden. Für deren Finanzierung sorgten die Bürgerstiftung Bad Münstereifel und Ministerpräsident Hendrik Wüst. Auf diesem kleinen Platz an der Straßenecke steht schon lange ein Stein mit Kreuz darauf, der an eine ebenfalls verheerende Flut von 1749 erinnert. Der Gedenkort ist im Vorbeifahren leicht zu übersehen. Doch die neue Skulptur macht ihn auffälliger. Sie holt neu ins Gedächtnis, dass im Leben nie alles ganz sicher ist. Fabian Wolf erkennt im Rückblick: „Früher waren Katastrophen immer woanders. Und Tote waren nur Zahlen für mich. Jetzt bin ich selbst betroffen und weiß, wie sich so etwas anfühlt.“