Blog, Bücher und Social Media: Millionen Menschen lesen inzwischen die Berichte von Carolin Steig und Martin Merten aus Bad Münstereifel.
LebensentwürfeWie das Reisen für zwei Bad Münstereifeler zum Lebensinhalt wurde

Ein prägendes Erlebnis war auch für Carolin Steig und Martin Merten der Besuch in der Everestregion in Nepal.
Copyright: Martin Merten
Es war ein einfacher Satz. Aber einer, der alles veränderte: „Lass uns eine Weltreise machen!“ Für Carolin Steig und Martin Merten aus Bad Münstereifel bedeutete er nicht nur das Ende ihres geregelten Alltags, sondern auch das ihres geregelten Arbeitslebens. Und so ganz nebenbei der Beginn eines zehnmonatigen Abenteuers rund um den Globus.
Vor zwölf Jahren wurde für den heute 42-jährigen Martin Merten und die ein Jahr ältere Caro Steig aus der Idee einer Weltreise Realität. Rucksäcke gepackt, Route geplant und los ging es. Ohne einen bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Plan, dafür mit offenem Kopf. Und genau da befinden sich viele Eindrücke zwölf Jahre später noch – auch, weil die Reise die beiden verändert hat: Das Reisen ist längst nicht mehr nur Hobby. Caro Steig und Michael Merten können von sich behaupten, dass sie ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Ihre Reiseerfahrungen veröffentlichen die beiden Bad Münstereifeler auf ihrem Blog und in den Sozialen Netzwerken – teilweise werden die Berichte und Videos millionenfach geklickt.
Ein Highlight-Reel aus Maastricht wurde 1,3 Millionen Mal aufgerufen
Das sei allerdings nicht geplant gewesen. Der Blog, den die beiden damals ins Leben gerufen haben, sollte eigentlich nur dazu dienen, Freunde und Familie auf digitale Art mit auf die Weltreise zu nehmen. „Ich hatte auch keine Lust, nach der Reise alles immer und immer wieder zu erzählen“, sagt Martin Merten.
Heute lesen das Reisebuch, das längst aus mehr Kapiteln als nur die Weltreise besteht, mehr als 200.000 Menschen im Monat. Ein sogenanntes Highlight-Reel auf dem Instagram-Account des Paares über einen Besuch in Venlo ist beispielsweise mehr als 1,3 Millionen Mal aufgerufen worden. „Was daraus einmal werden würde, hätten wir uns nie erträumen können“, sagt Caro Steig: „Die Menschen reisen unsere Trips teilweise eins-zu-eins nach. Das ist schon schön.“

Wanaka in Neuseeland ist für die Reiseexperten einer der schönsten Orte der Welt.
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Ein Selfie auf dem Donnersberg: Carolin Steig und Martin Merten.
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Ein Foto-Gag am schiefen Turm von Bad Frankenhausen.
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Nach der Rückkehr 2014 kehrten sie zunächst in ihre alte Arbeitswelt zurück – doch der Alltag mit Pendeln, Termindruck und dem ständigen Blick auf die Uhr fühlte sich schnell einengend an: „Ich merkte, wie ich nur noch auf das nächste Wochenende hinarbeitete. Es ging mir nicht gut“, erinnert sich die 43-Jährige.
Drei Jahre später machte Steig den entscheidenden Schritt: Sie kündigte ihre Festanstellung und professionalisierte gemeinsam mit ihrem Mann den Blog. Seitdem arbeiten beide freiberuflich – sie im Projektmanagement, er als Kommunikationsdesigner. Der Fokus liegt aber längst auf Texte, Fotografie, Film, Design, Buchveröffentlichungen – alles gehört inzwischen zum Portfolio der Reisejunkies.
Weltreise hat die Bad Münstereifeler beruflich und mental verändert
Doch der Trip rund um die Welt wirkt nicht nur beruflich bei den Bad Münstereifelern nach, sondern auch mental. „Man erdet total, wenn man in Nepal ist und sieht, wie wenig die Menschen dort haben und wie glücklich sie sind“, sagt Merten. In Erinnerung geblieben ist auch ein Fischer-Ausflug, bei dem sie plötzlich mitten in einem Umweltprojekt landeten: Gemeinsam mit Einheimischen sammelten sie Müll am Strand. „Manchmal kam unser Kopf gar nicht mehr hinterher“, erinnert sich Merten: „Aber genau diese kleinen, unerwarteten Momente haben die Reise unvergesslich gemacht.“
Für die beiden Wahl-Eifeler, die sich während ihres Studiums kennen und lieben gelernt haben, hatte die Reise noch einen persönlichen Höhepunkt. Merten hatte sich vorgenommen, seiner großen Liebe einen Heiratsantrag zu machen. Wo? Völlig offen. Lediglich der Verlobungsring war irgendwo zwischen Socken und T-Shirts im Rucksack versteckt. Auf den Fidschis kam der große Moment. Doch wenn man gemeinsam auf Weltreise ist, sind Momente für einen alleine schwierig zu generieren. Doch Merten ließ seine Fantasie spielen. Mit Erfolg: „Ich habe zwar zunächst nicht realisiert, was er will. Aber natürlich habe ich Ja gesagt“, so Steig.
In der Corona-Zeit haben sie analoge Reiseführer geschrieben
Mittlerweile tragen sie Eheringe. „Wir haben uns die Ringe in Neuseeland machen lassen. Da, wo auch die Ringe für den Film Herr der Ringe gemacht worden sind“, sagt Merten.
Bereits während der Reise habe sich der Blog anders entwickelt, als angenommen. Er wurde nicht nur von der Familie gelesen. Auch wildfremde Menschen steuerten ihn an, wenn auch noch nicht so viele wie heute. „Viele denken, wir leben komplett vom Bloggen – das stimmt nicht“, betont das Paar. Dennoch sei der Blog ihr Herzstück: Ausdruck ihrer Leidenschaft, ihrer Kreativität und ihres Lebensentwurfs. Mittlerweile haben sie neun Bücher geschrieben, einen Reise-Rucksack konzipiert, der ebenfalls über den eigenen Online-Shop angeboten wird.
Angefangen haben sie mit dem Schreiben von Reiseführern in analoger Form während der Corona-Pandemie. Als Reisen kaum noch möglich war. Also sammelten sie Ideen für die Zeit nach Corona. „Die Deutschen sind Reiseweltmeister, aber in Deutschland kennen sie sich kaum aus. Also haben wir nach Tipps vor unserer Haustüre und in ganz Deutschland gesucht“, so Caro Steig. Der Reiseführer wurde ein Erfolg. Immer mehr Bücher mussten im Eigenverlag gedruckt werden.
Die Eifel hat viele Highlights, aber Monschau ist überbewertet
Mittlerweile gibt es die Reisetipps nicht mehr nur in gedruckter Form, sondern auch in digitaler. Vor allem Facebook, Instagram und TikTok nutzt das Paar. Allein auf ihrem Insta-Account folgen den Wahl-Eifelern mehr als 50.000 Menschen.
Und so sehr das Fernweh auch immer wieder ruft – tolle Reisemomente gibt es laut den Bloggern auch in der Region. Kakushöhle, Burg Satzvey, Rursee – alles Orte, die aus Sicht der Experten immer einen Besuch wert sind. Aber es gibt auch einen Ort, bei dem sie den Eifel-Hype nicht nachvollziehen können: Monschau. „Es ist ein superschöner Ort, aber er ist in der Zeit stehengeblieben“, so Caro Steig. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass sie mit ihrer Meinung nicht allein sei. Aber es gebe auch viele, die den Ort sehr besuchenswert finden.
Gerade in Belgien oder auch den Niederlanden gibt es für Merten und Steig viele Kooperationen mit Touristikverbänden, die die Reichweite der Bad Münstereifeler in den Sozialen Netzwerken nutzen, um ihre Region bekannter zu machen. „Ein Reel von einem Tag, beispielsweise in Maastricht, zusammenzustellen, alle Orte zu besuchen, ist schon stressig. Mit Urlaub hat das nichts zu tun, aber wir können es natürlich trotzdem genießen“, so Martin Merten, der an einem solchen Tag das Handy praktisch nicht aus der Hand legt, eine Powerbank immer greifbar hat.
Als Influencer bezeichnen sich beide nicht. „Bei uns ist nichts gestellt. Caro zieht kein Kleidchen an, nur damit es besser aussieht. Wir sind bei dem, was wir machen, authentisch“, so Merten. Die Internetseite „We Travel The World“ sei längst mehr als ein digitales Reisetagebuch. Es sei auch ein Mutmacher für alle, die über den Tellerrand blicken wollen. Manchmal reiche schließlich ein einziger Satz, um das ganze Leben auf den Kopf zu stellen – und ungeahnte Möglichkeiten zu entdecken.
47 Ausflugstipps aufgeschrieben
Als die Corona-Pandemie viele Reisen unmöglich machten, fingen die Reise-Blogger Carolin Steig und Martin Merten aus Bad Münstereifel mit dem Schreiben an. Sie brachten ihr Erlebtes in Büchern zu Papier und entdeckten kleine Reiseschätze in Deutschland. „Wir Deutsche sind Reiseweltmeister, aber kennen viele tolle Dinge in Deutschland gar nicht“, sagt Steig. Also habe sie mit ihrem Mann einen Deutschland-Reiseführer herausgebracht. „Das Ding ging durch die Decke“, erinnert sich die Wahl-Eifelerin.
Neun Reiseführer haben Steig und Merten veröffentlicht. Das jüngste „Baby“ : Die Fortsetzung von „47 Ausflugsziele in Deutschland, die du unbedingt entdecken solltest“. „Darin stecken Ziele voller Inspiration für alle, die Deutschland neu entdecken wollen – mit Mikroabenteuern, die überraschen, berühren und begeistern“, sagt Merten.
Der zweite Band präsentiert 47 Ausflugsziele in neun Regionen Deutschlands, darunter spektakuläre Hängebrücken, geheimnisvolle Höhlen, historische Dampfloks, prunkvolle Schlösser und schroffe Felslandschaften. Ergänzt werden die Ausflugstipps durch 29 Highlights für Entdecker, 75 Hotel- und Restaurant-Empfehlungen, 200 Reisefotos, neun Übersichtskarten und Google-Maps-Links, Tipps zur Barrierefreiheit, Familien- und Hundefreundlichkeit „Wir möchten zeigen, wie vielfältig, überraschend und wunderschön Deutschland ist – auch jenseits der typischen Touristenpfade“, so Steig.


