„Jacquemain“Eifeler bringt eigene Gin-Marke auf den Markt

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Gin Marke

Beim Nosing (englisch nose=Nase) entfalten sich die verschiedenen Aromen des Wacholderbrandes  besonders gut.

Bad Münstereifel-Nöthen – Ob als Dry Martini, Tom Collins oder pur serviert: Gin ist in aller Munde. Der hochprozentige Brand mit dem Wacholderaroma erlebte in den vergangenen Jahren in Deutschlands Bar-Szene eine wahre Renaissance. Viele Jahre als Langeweiler-Drink verschrien, avancierte Gin durch die Erschaffung zahlreicher Geschmacksnoten und Kreation immer neuer Cocktail-Variationen zum In-Getränk wie kaum eine andere Spirituose.

Warum trotz eines überlaufenen Gin-Marktes gerade jetzt für ihn der richtige Zeitpunkt gekommen war, sein langgehegtes Vorhaben vom eigenen Kräuterbrand in die Tat umzusetzen, ist für Matthieu Honnefelder so klar wie der Inhalt seines 45-prozentigen „Jacquemain“: „Bei uns gehörte es schon immer zur Tradition, gemeinsam einen Digestif nach großen Familienessen zu trinken“, erzählt der 39-Jährige auf dem Johannshof in Nöthen, dem Domizil der Familie Honnefelder.

Studium in London

Zum Studium der International Relations hatte es den gebürtigen Frankfurter nach London gezogen, wo Gin bekanntermaßen bereits „ein ganz großes Thema“ war, als in Deutschland vielleicht drei Sorten existierten, beschreibt Matthieu Honnefelder die ersten Berührungspunkte mit dem Schnaps. Besonders spannend fand der Student die Bandbreite des Aromen-Spektrums, die den Gin von anderen Spirituosen unterschied.

Longdrink-Klassiker

Auch wenn man einen guten Gin nach Ansicht von Matthieu Honnefelder am besten pur genießt, um das vollständige Aroma wahrzunehmen, gibt es dennoch einige Drinks, in denen er auch eisgekühlt und mit weiteren Komponenten zur Geltung kommt. Zum Beispiel in dem Longdrink- Klassiker Gin Tonic.

Zubereitung von Gin Tonic:

4 cl Gin

Tonic Water

Eine Scheibe Zitrone, Limette oder Grapefruit (je nach Geschmack auch Früchte oder Kräuter)

Eiswürfel

Über Eiswürfel gießen und leicht umrühren.

Während Honnefelders Tätigkeit in einer politischen Unternehmensberatung blieb aber wenig Zeit und Raum, den aufkeimenden Gedanken an einen eigens produzierten Gin weiterzuspinnen. „2015 kam dann der berühmte Drop-out. Ich habe meinen damaligen Job gekündigt und begonnen, einen konkreten Plan zu machen“, berichtet Honnefelder. „Es war klar, dass erstmal mehr Geld raus-, als reingeht. Deshalb hatte ich mir selber einen Zeitraum von zwölf Monaten gesteckt, in denen das Geschäft laufen sollte.“

Auch die Vorstellung, welchen Charakter sein Produkt am Ende bekommen sollte, hatte er schon genau im Kopf: „Ich wollte die Eigenart der typischen Eifeler Magerwiesen hineinbringen und habe mir angesehen, was dort so alles wächst.“ Neben dem Wacholder sollte die Heidelbeere schließlich die Hauptrolle spielen. Bei der fachkundigen Auswahl der weiteren 15 Komponenten, darunter Johanniskraut und Salbei, half Mutter und Apothekerin Martina Honnefelder.

100 Prozent Handarbeit: Auch die Etiketten werden einzeln aufgeklebt und sorgfältig mit Datum, Abfüllung und Flaschennummer versehen.

100 Prozent Handarbeit: Auch die Etiketten werden einzeln aufgeklebt und sorgfältig mit Datum, Abfüllung und Flaschennummer versehen.

Das Brennen und Mazerieren – im Zuge dessen der Gin seine individuelle Würze durch die in den Rohalkohol eingelegten Kräuter und weiteren Komponenten erhält – sollte ein renommierter Eifeler Destillateur übernehmen. Dieser, so Honnefelder, hatte anfangs jedoch nicht das geringste Interesse an einer Zusammenarbeit mit dem Jungunternehmer. „Erst nachdem er sicher war, dass ich nicht nur irgendeinen Gin zum Cocktail-Mixen machen wollte, konnte ich ihn von meiner Idee überzeugen“, erzählt der junge Gründer nicht ohne Stolz.

Nach der mehrwöchigen Lagerung in historischen Kupferblasen wandert Honnefelders „Jacquemain“ zur Abfüllung dann auf den Johannshof. „Das ist alles tatsächlich Handarbeit“, so Matthieu Honnefelder. In die eigens entworfenen, eckigen Flaschen werde der hochprozentige Brand in speziell präparierten Räumlichkeiten gefüllt, da man Hygiene-Auflagen zu beachten habe. Die Etiketten würden im Wohnzimmer der Familie aufgeklebt und sorgfältig mit Datum und Nummer versehen. Neben der Ahnengalerie im Esszimmer käme schließlich die rote Kordel um den Flaschenhals. „Ohne die Hilfe von Familie und Freunden ist das nicht zu schaffen“, erläutert der Unternehmer.

Die Bezeichnung „Jacquemain“ habe der Eifel Dry Gin durch den Familiennamen seiner Großmutter erhalten, die einst im Johannshof geboren worden war, beschreibt Matthieu Honnefelder die besondere Beziehung seines Wacholderbrands zum Hof. Dass der Bezug zum Familiendomizil und der umgebenden Eifelregion sich nicht nur im Geschmack, sondern auch im Erscheinungsbild der Flasche widerspiegeln sollte, hat für ihn daneben einen ganz bestimmten Grund: „Ich arbeite und wohne mit meiner eigenen Familie in Köln. Wenn ich über die Autobahn in die Eifel fahre, lasse ich den ganzen Stress am Bliesheimer Kreuz“, erklärt er.

Die Vollzeitbeschäftigung als Einkaufsleiter eines Handelsunternehmens stellt für den Firmengründer neben der Herstellung seines Gins keinen Widerspruch dar: „Das Geschäft ist nicht auf rasantes Wachstum ausgelegt. Es soll vor allem Spaß machen, deshalb lasse ich es ruhig angehen“, sagt er. Mit der Abfüllung von weniger als 500 Flaschen im Jahr und der Platzierung seines Produkts in zahlreichen namhaften Bars und Gastronomiebetrieben ist er deshalb mehr als zufrieden.

Dabei möchte Matthieu Honnefelder in erster Linie der Kopf hinter seinem „Jacquemain“ und nicht das Werbegesicht dafür sein. „Die Qualität und der Geschmack meines Gins sollen für sich sprechen. Deshalb halte ich mich als Person lieber im Hintergrund.“

https://jacquemain-gin.com/

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