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DorfspaziergangIn Blankenheim-Ripsdorf können 70 Krippen entdeckt werden

6 min
Eine Frau und ihr Enkelsohn stehen an einer gezimmerten Wassermühle, in der eine Krippe für den Krippenweg in Blankenheim-Ripsdorf eingerichtet ist.

Die Wassermühle, für den Erntedankumzug in Dollendorf gezimmert, hat Michael Meuser für seinen Enkel Janosch Zinner in eine Krippe verwandelt. Und Janosch strahlt, neben ihm Oma Gisela.

Ripsdorf lohnt in diesen Wochen einen Besuch: Der Krippenweg führt zu 70 Adressen. Und eine Familie richtet auch ein Glühweinbüdchen ein.

Mit 21 fing es 2021 an – vier Jahre später sind es an die 70 Ripsdorfer, die den Krippenweg durchs Dorf bestücken. Der Erfolg verblüfft den Initiator immer noch.

„Dass so viele mitmachen, jetzt wieder neun zum ersten Mal, das wundert mich wirklich.“ Herbert Peetz von der Ortsgruppe Ripsdorf des Eifelvereins staunt. Mit ihm geht es gerade vom Ortseingang von Ripsdorf die Hauptstraße entlang Richtung Pfarrkirche. Alleine entlang der Ortsdurchgangstraße sind es jetzt 33 Adressen: Große und kleine Krippen sind dort in den Vorgärten zu bestaunen.

Mal sind sie originell gestaltet, mal eher konventionell, mal bunt – und ganz oft sind sie selbst gebaut. Die Heilige Familie ist zigfach in Ripsdorf vertreten, oft auch schon die Heiligen Drei Könige, sowieso das bekannte Begleitpersonal aus Engeln, Hirten, Schafen sowie Ochs und Esel, wenn es besonders korrekt sein soll. Vor den Haustüren, an Garagen, am Gartenzaun, gerne auch in den Vorgärten sind die Kreationen zu sehen. Mal finden sie sich in einem aufgeschnittenen Traktorreifen, mal unter Glas, mal im eigens gezimmerten Hüttchen, mal in einer Vitrine: Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

2021 feierte der Krippenweg in Ripsdorf Premiere

2021 feierte der Krippenweg Premiere. Herbert Peetz hatte dazu im Dorf rumgefragt: Was man davon halten würde? Wäre man mit dabei? Manche hatten ja schon viele Jahre die Krippe im Garten stehen. Vor vier Jahren wurde daraus ein erster Rundweg entlang der Straßen und Gassen Ripsdorfs gestaltet, der sich auch in Dämmerung und Dunkelheit, wenn vieles beleuchtet ist, für einen Spaziergang in der Weihnachtszeit anbietet. Und aus 21 sind 67 geworden, offiziell. Doch dazu später.

Andreas Pankratz und Carmen Weigand haben 2024 neu gebaut, gleich zu Beginn der Hauptstraße, wenn man von Hüngersdorf die Kreisstraße hinauf nach Ripsdorf kommt. Dort ist nun eine der ersten und auch eine der offiziell neun neuen Krippenadressen. „Das sind Reste der Fichtenbalken, die wir für den Dachstuhl gebraucht haben“, sagt Pankratz mit Blick auf die stilisierten Figuren von Maria, Josef, dem Kind in der Wiege und einem Schaf. Er greift kurz hinter die Haustür und knipst den großen gelben Stern an, der über der Szene hängt.

Patrick Plötzer steht vor seinem Wohnhaus. Aus Ästen bindet er einen Stern für seine Krippe, die zum Krippenweg in Blankenheim-Ripsdorf gehört.

Aus dem Schnitt vom Ahorn im Garten bindet Patrick Plötzer einen großen Stern hinter seiner Krippe – jedes Jahr ist bei ihm etwas Neues zu sehen.

Am Krippenweg in Blankenheim-Ripsdorf sind auch abstrakte Darstellungen zu finden: Hier sind die Bezeichnungen der Figuren auf Astscheiben geschrieben, die an einer Kiste liegen, auf der eine Engelsfigur befestigt ist.

Etwas Vorstellungskraft ist bei Brigitte Mießeler erforderlich.

„Der Krippenweg ist einfach eine schöne Sache. Meine Familie und ich freuen uns immer, wenn wir beim Rundgang durchs Dorf in der Adventszeit die anderen Krippen sehen. Deshalb wollten wir jetzt auch mitmachen“, so Pankratz: „Ich glaube ja, dass die Idee so langsam traditionell wird.“

Weiter die Hauptstraße entlang stimmt ihm wenige Meter weiter Leona Esser zu. Was man nicht alles gerne fürs Dorf tut. Also hat sie sich eine Euro-Palette geschnappt, auf zwei Holzbalken gestellt und sie mit Winkeleisen angeschraubt. Steht. Dann die Stichsäge und Schablonen für Maria, Josef, das Kind, die Heiligen drei Könige, zwei Tannen und einen Engel geschnappt. Das Ensemble ausgesägt und auf die Latten der Palette in zwei Ebenen übereinander geschraubt. Dazu gesellt sich nun ein angedeuteter Steildachgiebel über der Krippenszene. „Mein Mann hat aber den Stern von Bethlehem angemalt“, sagt Esser und grinst. Das Ganze habe „sechs, sieben Stündchen“ gedauert. Dann war die Krippenwegpremiere fertig. Eifelfrauenpower eben.

Der Weg macht in Ripsdorf die Vorweihnachtszeit sehr gemütlich

Von der Hauptstraße biegt man wenig später hinter der Pfarrkirche in die Halfenstraße und dann in den Frohnweg ab. Brigitte Mießeler hat sich überlegt: Das Personal der Krippe als Figuren zu zeigen muss nicht sein. Viele haben Fantasie genug, sich Maria, Josef oder das Kind bildlich vorzustellen. Deshalb hat sie Astscheiben genommen und beschriftet – im Ripsdorfer Dialekt, versteht sich: Dä Klejn ist das Christuskind, Jupp der Josef, Hiert ein Hirte und Schoof sein Schaf.

Ein gewisses Abstraktionsvermögen verlangt auch die heitere „Kugel-Krippe“ ein Haus weiter: Hinter einer Plexiglasscheibe hängen unter einem Hüttendach hintereinander bunte, mit Motiven der Krippenszene bedruckte Weihnachtskugeln an den Fäden. Maria, knieend mit gefalteten Händen, Josef stehend, das Kind in der Wiege und anderes mehr daneben und dahinter.

Leona Esser lehnt an ihrer selbst gebauten Krippe, die zum Krippenweg in Blankenheim-Ripsdorf gehört.

Ihre erste Krippe hat Leona Esser selbst gebaut.

Dominique Zinner steht in einem Holzbüdchen, das eine Verkaufsklappe hat.

Dominique Zinner verkauft in diesem Jahr heiße Getränke und Crêpes für die Krippenweg-Besucher.

Neben den Straßen Auf der Reusch und der Weierstraße ist auch Am Entenpütz ein Krippenweg-Hotspot. Patrick Plötzer bindet gerade einen großen Stern aus Ahornzweigen, der hinter der Krippe aus Cortenstahl-Figuren stehen soll. Das Geäst sei aus dem Garten, so Plötzer, und das seine schon fünfte Krippe für den Weg. Jedes Jahr stelle er etwas Neues dazu. „Mit dem Krippenweg kommt noch mal Leben ins Dorf. Da wird die ganze Vorweihnachtszeit noch gemütlicher“, ist er überzeugt. Er hat während der Krippenweg-Wochen einen Ausflugstag für die Familie und die Verwandtschaft eingeführt. Das sei schon zu einem schönen Brauch geworden.

Auch eine Wassermühle kann eine Krippe werden

Es wurden in den vergangenen Jahren immer mehr, die sich auf diese besondere Art der Ortsbegehung gemacht haben. Janosch Zinner hat das mitbekommen. Der Junge hat seinen Opa Michael Meuser gefragt, ob er ihm nicht auch so eine schöne große Krippe fürs Elternhaus am Entenpütz bauen könne. Der Opa warf einen Blick auf die große Wassermühle aus Holz, mit der er in diesem Jahr beim Erntedankzug in Dollendorf dabei war. Seitdem steht sie vor seiner Scheune. Also hat er vor dem Mühlenhäuschen einen kleinen Weg gemulcht, eingefasst mit grobem Kiesel.

In der Hütte stehen auf Stroh drei große Figuren: Maria, Josef und das Kind, alle in grobes Sackleinen gekleidet. Nur das Mühlrad dreht sich nicht. Doch Janosch strahlt. Herbert Peetz aber stutzt und sieht lieber noch mal auf den Lageplan des diesjährigen Krippenwegs und die Teilnehmerliste: „Die Mühle ist überhaupt nicht angemeldet. Dann ist das sogar die Nummer 68.“ Gegenüber haben Janoschs Eltern neben der Haustür wie im vergangenen Jahr einen alten Wohnzimmerschrank zur Schrankkrippe umfunktioniert.

Nun gibt es auch ein Glühweinbüdchen und einen Markt

Am Hauszugang aber steht ein nagelneues Weihnachtsmarktbudenhäuschen. Dominique Zinner öffnet die Verkaufsklappe. „Im vergangenen Jahr kamen immer wieder Krippenwegbesucher vorbei und haben uns gefragt, ob wir vielleicht einen Glühwein oder Kaffee hätten“, so Zinner. Es war schließlich winterlich kalt. Ein Jahr später haben Zinners die Konsequenz gezogen und schon im Sommer das Holzbüdchen gekauft. „Das kann man ja immer gebrauchen“, so Dominique Zinner. An den Samstagen bis zum Dreikönigstag, 6. Januar (immer von 15 bis 18 Uhr), sowie am vierten Adventssonntag, 21. Dezember wird es nun gegenüber von Janoschs Krippenmühle Weihnachtsgenuss am Krippenweg mit heißen Getränken und Crêpes geben. Zusatztermine, etwa für Gruppen, sind darüber hinaus möglich.

Neben diesem Stand gibt es am Ortseingang, Hauptstraße 4, am 14. Dezember ab 11 Uhr einen ebenfalls privat organisierten Hallen-Weihnachtsmarkt – die Krippenweg-Idee zieht immer weitere Kreise. Das hat auch den Karnevalsverein Ripsdorf nicht ruhen lassen. Er verband den Sessionsauftakt am ersten Adventssamstag mit einer „Jecken Glühweinwanderung“ entlang des Krippenwegs, den entsprechend gefüllten Bollerwagen im Schlepptau.

Er habe, so Initiator Herbert Peetz, in der Zwischenzeit noch einmal einen Zählrundgang durchs Dorf gemacht. „Also, es sind jetzt schon 70, die mitmachen, die melden sich einfach nicht an...“ Es herrscht, wenn man so will, in Ripsdorf eine gewisse Krippenanarchie.

Der Krippenweg ist bis zum 10. Januar geöffnet. Am kommenden Sonntag, 7. Dezember, findet um 15.30 Uhr eine geführte Tour statt. Start ist am Dorfplatz an der Kirche, im Anschluss lädt der Eifelverein noch auf einen Glühwein auf dem Dorfplatz ein. Der Lageplan ist im Flyerkasten gegenüber der Pfarrkirche kostenlos erhältlich, zudem steht er als Download auf der Internetseite der Ortsgruppe des Eifelvereins zur Verfügung.