GrundstücksmangelAuch Blankenheim ist auf der Suche nach Bauland

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Unterhalb des Kindergartens könnten in Mülheim einige Parzellen für den Wohnungsbau geschaffen werden.

Unterhalb des Kindergartens könnten in Mülheim einige Parzellen für den Wohnungsbau geschaffen werden.

Blankenheim – Auch in der Gemeinde Blankenheim ist Bauland knapp und die Nachfrage groß. Im Haupt- und Finanzausschuss bilanzierte die Verwaltung die aktuelle Entwicklung. Eigene Parzellen hat die Gemeinde derzeit keine mehr. Deshalb ist das Team um Maria Nelles, Fachbereichsleiterin Gemeindeentwicklung, in fast allen 17 Orten unterwegs, um zu reden und zu überzeugen. Wenn die Gemeinde selbst keine Grundstücke anbieten kann, versucht sie, private Besitzer vom Verkauf ihres Grund und Bodens zu überzeugen.

Die Gespräche seien durchweg positiv und unterschiedlich weit fortgeschritten, so Nelles. In Mülheim, Rohr und Dollendorf sind rund fünf Hektar identifiziert. Nimmt man mögliche 1,2 Hektar aus Ripsdorf hinzu – hier dauern die Verhandlungen noch an – werden es an die sechs Hektar oder 65 Grundstücke. So die Verkäufer mitmachen.

Mit privaten Grundstücksbesitzern spricht die Gemeinde über ein mögliches kleines Baugebiet in Höhe des Tennisplatzes am Ortsrand von Dollendorf.

Mit privaten Grundstücksbesitzern spricht die Gemeinde über ein mögliches kleines Baugebiet in Höhe des Tennisplatzes am Ortsrand von Dollendorf.

Für weitere Grundstücke, etwa in Lommersdorf und Lindweiler rund 1,5 Hektar, sind die Gespräche noch nicht so weit gediehen. Auch ein dreieinhalb Hektar großes Baugebiet in Blankenheimerdorf ist noch nicht spruchreif. Wer sich von der eigenen Scholle trennen will, erhält eine Entschädigung. Sie wird aus Erschließungskosten, Ankaufs- und Verkaufspreis berechnet, so Nelles. „Und immer kostendeckend für die Gemeinde“, so Bürgermeisterin Jennifer Meuren. „Wir gehen davon aus, dass wir erste Gespräche in Mülheim, Rohr und Dollendorf im ersten Quartal 2022 beenden“, so Nelles. Die möglichen Parzellen kommen dann zur Beschlussvorlage in den Gemeinderat. „Vielleicht wird es sogar eine Ratssitzung nur zum Thema Bauland geben“, so Meuren.

Mehr als 600000 Euro

Die Gemeinde hat mit den aufwendigen Einzelgesprächen mit den Grundstücksbesitzern schon vor einiger Zeit begonnen, weil die Nachfrage nach Bauland seit einigen Jahren deutlich gestiegen ist. Durch die Pandemie sei der Druck noch erhöht worden, so Nelles. Ihre Teammitarbeiterin Barbara Waters legte im Ausschusssitzung eine Übersicht vor: So wurden 2018 fünf Baugrundstücke aus Gemeindebesitz verkauft, 2019 waren es schon 15, 2020 30, dieses Jahr sind es (Stand 9. November) 16.

Preisübersicht

Wer wissen will, wie teuer wo in NRW das Bauland ist, der kann sich auf der vom Land eingerichteten Internetseite informieren. Hier finden sich unter anderem die Immobilienpreisübersicht für alle Kommunen oder Bodenrichtwerte für landwirtschaftliche Flächen. Auch steht der jährliche Grundstücksmarktbericht für alle Kommunen bereit, der von einem unabhängigen Gutachterausschuss auf Basis der abgeschlossenen und notariell hinterlegten Kaufpreise errechnet wird. (sli)

www.boris.nrw.de

Damit ist der Bestand im Gemeindebesitz erschöpft. Im Baugebiet Schlatherberg zwischen Blankenheim und Blankenheimerdorf etwa ist zum Preis von 53 bis 58 Euro je Quadratmeter voll erschlossenes Bauland die letzte Parzelle verkauft. Auf einer noch freien und der Gemeinde gehörenden Parzelle im Neubaugebiet Hohenthal in Blankenheimerdorf wird eine Kita gebaut. Ähnlich sieht es im Gewerbegebiet Blankenheim aus, wo dieses Jahr das letzte Grundstück verkauft wurde, oder im Baugebiet Komm in Dollendorf. Dort prüft der Kreis in der Gemarkung „Am Fuhrbach“, ob eine Parzelle möglicherweise nicht bebaut werden darf, weil sie im Naturschutzgebiet liegt. Auch in Uedelhoven und im Feriendorf Freilingen sind alle Plätze weg. Für Mülheim hatte der Gemeinderat am Donnerstag die Aufstellung eines Bebauungsplans „Auf dem Stappen“ auf der Agenda.

Insgesamt wurden dieses Jahr durch Grundstücksverkäufe bisher 602724 Euro verdient. Wenn alle noch beim Notar liegenden Kaufverträge ebenfalls abgeschlossen werden, kämen noch rund 125000 Euro hinzu.

Was tun?

Für die Gemeinde ist derzeit fast der Schlusspunkt erreicht. Da sie eigentlich nur im als „Allgemeiner Siedlungsbereich“ ausgewiesenen Areal von Blankenheim selbst und dem benachbarten Blankenheimerdorf wachsen darf, stellte sich die Frage: Was tun? In den anderen Orten geht dies am besten, wenn die Gemeinde nachweisen kann, dass so vor allem die Nachfrage von jungen Familien, die gerne in ihrem Heimatort bleiben wollen, gedeckt werden kann. Das sei in zahlreichen Orten der Fall, so Nelles.

Die Begründung ist vor allem mit Blick auf die Genehmigung durch die Bezirksregierung wichtig. Sie achtet darauf, dass Dörfer nicht zersiedelt werden. Für die Bewertung möglicher Neuausweisungen werden etwa Einwohnerzahlen und demografische Entwicklung berücksichtigt, so Nelles. Da so nicht über die Hintertür ein neuer Siedlungsschwerpunkt entstehen darf, müsse man bei der Flächenanmeldung sensibel sein.

Wer baut und so für seine Familie ein neues Zuhause schaffen will, konnte sich bislang über einen finanziellen Vorteil freuen: 2008 hat die Gemeinde die „Blankenheimer Eigenheimzulage“ eingeführt. Zehn Prozent des Grundstückspreises werden pro Kind erstattet, maximal 30 Prozent. 34 Familien haben den Bonus bisher erhalten, 278951 Euro wurden so ausgezahlt.

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Bisher – denn wo keine kommunalen Grundstücke mehr vorhanden sind, entfällt auch das Anreizmodell um die vor 13 Jahren noch stockende Baulandnachfrage anzukurbeln. Ob die Prämie mit der Neuvermarktung neuen Baulands verlängert wird, das muss demnächst der Gemeinderat entscheiden.

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