NaturschutzgebietJunge Pappeln bedrohen seltene Orchideen im Kalksumpf bei Blankenheim

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Mehrere Menschen arbeiten mit Rechen auf einer Biotopfläche bei Ripsdorf.

Für den Naturschutz waren im Ripsdorfer Kalksumpf insgesamt 15 Helfer im Einsatz.

Jedes Jahr muss das schützenswerte Biotop im Kalksumpf bei Blankenheim-Ripsdorf von unliebsamem Bewuchs befreit werden.

Naturschutz ist schön, macht aber viel Arbeit. Das wäre eine zutreffende Abwandlung eines bekannten Bonmots des Münchner Komikers Karl Valentin („Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“) angesichts der Mühen, die zur Pflege der besonderen Biotope der Eifel notwendig sind.

Nun waren wieder einmal freiwillige Helfer im Kalksumpf bei Ripsdorf aktiv. Doch teilweise dürften sie sich wie der griechische Sagenheld Sisyphos gefühlt haben – nur, dass sie es, statt mit einem Felsblock, alljährlich mit Pappelschösslingen zu tun haben.

Meistens sind Moore sauer, hier aber ist die Umgebung basisch, deshalb haben sich hier seltene Arten angesiedelt.
Axel Förster vom Arbeitskreis Heimische Orchideen (AHO)

Seit mehr als 30 Jahren sind in dem Biotop die Naturpfleger des Kreisverbands Natur- und Umweltschutz Euskirchen (KNU) und des Arbeitskreises Heimische Orchideen (AHO) aktiv. Denn der Standort ist einzigartig und birgt von daher auch einmalige Pflanzen.

Pappeln breiten sich im Schutzgebiet in der Gemeinde Blankenheim aus

Normalerweise entstünden Sümpfe nicht auf kalkhaltigem Boden, erläuterte Axel Förster vom AHO, da dieser eigentlich wasserdurchlässig sei. Doch wenn eine wasserundurchlässige Schicht darunter sei, dann komme diese seltene Konstellation vor. Insgesamt gebe es im Kreis Euskirchen sechs verschiedene Kalksümpfe, davon drei in der Gemeinde Blankenheim.

Orchideen-Experte Axel Förster kniet neben einem Exemplar der Sumpf-Stendelwurz.

Axel Förster vom Arbeitskreis heimischer Orchideen zeigt eine der Zielarten, die mittlerweile ihre Früchte ausgebildet hat: Die Sumpf-Stendelwurz.

„Meistens sind Moore sauer, hier aber ist die Umgebung basisch, deshalb haben sich hier seltene Arten angesiedelt“, erläuterte er. Unter anderem sei da die Sumpf-Stendelwurz oder die dichtblütige Händelwurz zu nennen. Doch die seltenen Arten sind auch an diesem Standort bedroht. Denn wenn im Sommer der Regen ausbleibt, bieten sich hier ideale Bedingungen für die Pappeln, kleine Sprösslinge zu bilden. Drei große Bäume hätten hier gestanden, bis sie gefällt wurden, erklärte Naturschützer Förster. Doch jetzt komme die Wurzelbrut.

Ripsdorf: Im Kalksumpf wartet viel Handarbeit auf die Naturschützer

„Das sieht jedes Jahr wieder schlimm aus, aber es gibt Hoffnung“, machte Förster den Helfern Mut, als sie vor dem dichten Feld aus knapp kniehohen Jungpappeln standen. In manchen Bereichen sei es durch die Unterstützung der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Euskirchen gelungen, den Befall durch die jungen Bäume zu bremsen. „Am effektivsten ist es, die Pappeln mit der Hand auszurupfen“, sagte er. Das sei aber Knochenarbeit, gab Förster zu. Im Grunde müsse das mehrmals pro Jahr gemacht werden.

Doch nicht nur um diese schnellwachsenden Bäume ging es, sondern auch darum, die Fläche auszumagern, wie Veronika Neumann vom KNU sagte. Auf den umliegenden Kalkmagerwiesen sei es möglich, dies mit Hilfe der Landwirte anzugehen. Das Gelände im Sumpf sei aber zu nass und zu sensibel. Hier muss immer wieder von Hand gearbeitet werden.

So ist es auch nicht gewünscht, dass die Naturliebhaber während der Blütezeit der Orchideen durch den Sumpf stapfen. Für sie wurde eigens ein Pfad angelegt, von dem aus sie die Naturschönheiten in dem einmaligen Biotop bewundern können.

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