Royal EnfieldEin Motorrad für Genießer

Royal-Enfield-Motorräder: Die ursprünglich englische Marke produziert heutzutage nur noch in Indien.
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Blankenheim – Betritt man die Geschäftsräume der Firma Eifeltec im Blankenheimer Gewerbegebiet, fühlt man sich plötzlich um viele Jahre jünger.
Denn in der großen Halle stehen in Reih und Glied Motorräder, wie sie vor etlichen Jahrzehnten einmal angesagt waren: Royal Enfield, einst ein britischer Motorradhersteller, produziert heutzutage in Indien, und die Blankenheimer Firma. Die von dem Zülpicher Ehepaar Andrea und Fritz Wetzlar betrieben wird, ist ihr Generalimporteur für Deutschland.
300 Maschinen pro Jahr importiert
„Zuletzt haben wir rund 300 Maschinen im Jahr importiert, es waren auch schon mal 1000“, berichtet Fritz Wetzlar, der von Beruf Maschinenbautechniker ist.
Am deutschen Gesamtmarkt für Motorräder, der im vergangenen Jahr knapp 135 000 Neuzulassungen umfasste, ist der Anteil von Royal Enfield also winzig klein.
Doch das will nichts heißen. „Weltweit ist Royal Enfield die meist verkaufte Motorradmarke“, berichtet der Importeur mit einem gewissen Stolz. Dies liege vor allem an Indien, wo die Marke immer noch ungeheuer populär sei.
„Jeder Inder, der etwas auf sich hält, fährt eine Royal Enfield – und keine BMW.“ Zwei Fabriken würden in Indien betrieben: Die eine habe eine Jahreskapazität von 40 000 Motorrädern, die andere eine von 150 000 Stück.
Für die Zukunft ist das Ehepaar aber sehr optimistisch. „Klassische Motorräder sind stark im Kommen, die Retrowelle rollt“, berichtet Kauffrau Andrea Wetzlar. Mehrere Firmen würden alte Modelle neu auflegen.
Und von dieser Modewelle wolle auch Royal Enfield profitieren. Neben dem Modell Bullet, das in mehreren Varianten produziert und importiert wird, kommt bald die Neuauflage der Continental GT nach Deutschland.
Das Ursprungsmodell rollte 1965 erstmals über die Straßen. Das neue Motorrad hat einen Hubraum von 535 Kubikzentimetern und eine Leistung von 30 PS. „Von den ersten zwei Containerladungen, die wir bald erwarten, sind schon rund 80 Prozent verkauft“, so die Kauffrau. Rund zwei Monate dauert es, bis nach einer Bestellung die Motorräder in Blankenheim eintreffen. Von dort aus werden sie an rund 70 Händler in ganz Deutschland weiterverschickt. Das Standardmodell Bullet hat einen Einzylinder-Motor mit 500 Kubikzentimetern Hubraum und 28 PS Leistung.
Dies ist für ein aktuelles Motorrad ziemlich wenig. „Eine Royal Enfield taugt auch nicht zum Rasen, sie ist etwas für Genießer“, so der Importeur. „Der Motor ist ein Langhuber, den kann man nicht hoch drehen“, erklärt er weiter. Ein solches Motorrad sei für die Eifel optimal, rührt er die Werbetrommel. „Die kommt aufgrund ihres guten Handlings schneller durch die Kurven als Motorräder mit über 100 PS.“
Angeboten werden die klassischen Zweiräder zu Preisen zwischen 5200 und 6500 Euro. Neben den Royal-Enfield-Maschinen hält man in Blankenheim sämtliche Ersatzteile auf Lager, mit denen selbst alte Maschinen repariert werden können; immerhin sind auf Deutschlands Straßen knapp 4000 Royal-Enfield-Motorräder zugelassen.
Die Modelle, die nach Europa exportiert werden, wurden vor einigen Jahren aufgrund der Abgasvorschriften geändert: Sie haben zum Beispiel alle einen geregelten Katalysator und moderne Einspritzanlagen.
Von 1955 bis 2007 wurde das Vormodell der Bullet-Reihe praktisch unverändert gebaut. Und eines zeichnet eine Royal Enfield auch heute noch aus: Es ist praktisch das letzte Motorrad mit einem Kickstarter.