Tiny HousesImmobilienfirma will ein Feriendorf am Freilinger See bauen

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Die Pläne für das Feriendorf stellten Frank Zweigner (l.) und Frederick Eichen Bürgermeisterin Jennifer Meuren vor.

Blankenheim-Freilingen – Seit den 1970ern versucht die Gemeinde Blankenheim ein als Bauland und für die touristische Nutzung ausgewiesenes, rund 160.000 Quadratmeter großes Waldgebiet oberhalb des Freilinger Sees zu vermarkten. Bisher vergeblich. Nach einigen gescheiterten Glücksritterversuchen ist nun die Neugrad Immobilien GmbH aus Ratingen am Start. Sie will es besser machen und zunächst in einem ersten Schritt auf 15.000 Quadratmetern 20 Tiny-Houses bauen. Möglich wären auf dem Areal bis zu 100 Häuschen.

Das Projekt soll drei bis fünf Millionen Euro kosten, am 22. Oktober soll der Kaufvertrag unterschrieben werden und Anfang 2024 Baubeginn sein. Geplant sind 20 jeweils 20 bis 25 Quadratmeter große Holzhäuser auf jeweils 800 Quadratmeter großen Grundstücken – also mit viel Platz dazwischen. Der Clou dabei: Die Holzhäuser sollen auf dem Waldboden in 50 Zentimetern Höhe auf einer Plattform aufgeständert werden. So wird eine Versiegelung des Waldbodens vermieden und die nötige Unterlüftung des Häuschens gleichzeitig garantiert.

Erster Ferienpark auf Vogelsang

Nachhaltiger, umweltschonender Tourismus ist das Ziel, so Frederick Eichen und Frank Zweigner, die Geschäftsführer von Neugrad Immobilien. Nach einem ähnlichen Konzept betreiben sie auf Vogelsang schon einen kleinen Ferienpark. Dort allerdings sind statt geplanter mehr als 20 Chalets erst sieben Häuser auf einem 15.000 Quadratmeter großen Areal gebaut. In Freiligen soll ebenfalls weniger mehr sein: Statt bis zu 100 möglichen Ferienhäuschen sollen es zunächst nur 20 werden.

Die Häuschen

Die Voruntersuchungen mit den Genehmigungsbehörden wie der Unteren Naturschutzbehörde für ein Artenschutzgutachten und der Unteren Wasserbehörde laufen derzeit.

Komplett vorgefertigt werden die geplanten eingeschossigen Tiny-Houses, bevor sie frühestens ab Herbst des kommenden Jahres auf Tiefladern in den Freilinger Wald gefahren werden. Wie genau die „Cabin“ genannten Holzhäuser dann aussehen werden, ist allerdings noch unklar. Bilder von Musterhäusern, wie sie oberhalb des Freilinger Sees geplant sind, gibt es noch nicht, wie die Geschäftsführer von Neugrad Immobilien betonen.

Fest stehe bisher nur, „dass alles auf einer Ebene ohne Verzimmerung“ stattfinden werde, so Frederick Eichen. Demnach sind in den Häuschen eine Kochzeile, ein Doppelbett und der gemeinsame Wohn-/Schlafraum geplant, nur das Bad und WC sind abgetrennt. Vor jedem Häuschen wird es eine Terrasse geben. (sli)

Geht das Konzept auf, haben die Investoren zwei mögliche weiteren Ausbaustufen im Blick. Für zusätzlich insgesamt 45.000 Quadratmeter will die Gemeinde dann mit sich reden lassen: Für einen dann zweiten möglichen Bauabschnitt soll eine Ankaufoption eingeräumt werden, für einen dritten ein Vorkaufsrecht.

Gemeinde bleibt vorsichtig

So baut die Gemeinde, deren politische Gremien sich bisher einstimmig für das Projekt aussprechen, Sicherungen ein. Zu negativ sind bisher die Erfahrungen mit der Vermarktung des Waldgebiets oberhalb des Steinstrands am Freilinger See, zwischen Sportplatz und dem bestehenden Feriendorf.

Zusammen mit Feriendorf und dem „Eifelcamp“-Campingplatz, entstünde eine dritte Nutzung des Freizeitareals. Bürgermeisterin Jennifer Meuren gefällt das Neubauprojekt: „Das Konzept des Slow-Travel-Tourismus passt zum Gemeindebild und der Klimaschutzstrategie.“ Das „Hide away“-Mini-Resort im Wald soll nach den Plänen der Investoren für eine eher besser betuchte Klientel entstehen.

Der Reinfall

2011 gab es zuletzt Pläne für das Areal am Ufer des Freilinger Sees und hoch in den anschließenden Wald. An der „Steinseite“ des Sees wollte ein kirgisischer Investor ein Hotel mit bis zu 300 Zimmern bauen. Das hätte der Bebauungsplan an der Stelle zugelassen. Es war eine Schnapsidee – doch den Gemeinderat machte die Enttäuschung über den Flop klug.

Anfang 2012 wurde ein interfraktioneller Arbeitskreis gegründet, der ein vom Gemeinderat im Dezember 2012 beschlossenes Eckpunktepapier verfasste. Demnach soll in dem rund 160000 Quadratmeter großen Gebiet ein „hochwertiges, offen betriebenes Tourismuskonzept“ angestrebt werden. In regionaltypischer Bauweise sollen sich Bauten in das Landschaftsbild naturnah einfügen.

Für die Steinseite des Sees, ein beliebter Badestrand, hat Bürgermeisterin Meuren jede andere Nutzung ausgeschlossen: „Sie soll für den Badebetrieb erhalten bleiben.“ (sli) 

Diese ist an nachhaltigem Tourismus in hochwertigem Ambiente interessiert, liebt es eher etwas zurückgezogen, geht gerne Wandern, ist genussorientiert – und liebt Yoga im Wald, so die Einschätzung der Neugrad-Manager. Um diese Bedürfnisse zu befriedigen, ist Urlaub 2.0 eine wichtige Marketingoption: Die Zielgruppe von Neugrad ist zwischen 25 und 50 Jahre alt, und will gerne Arbeits- und Erholungstage verbinden, sprich Home Office und Entspannen im Grünen kombinieren. Aus Sicht der Anbieter ist ein eher längerer als kürzerer Aufenthalt das Ziel.

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Um diesen Komfort zu ermöglichen, soll eine schnelle Internetleitung ins neue Mini-Resort gelegt werden, ebenfalls sein muss eine vom Hochbehälter Freilingen ausgehende Trinkwasserleitung. Brauch- und Abwasser werden über eine geplante Biokläranlage auf dem Areal entsorgt. Dort werden, so die derzeitigen Pläne, acht bis zehn Mitarbeiter nach dem Rechten sehen. Gäste und Personal werden das Areal, dem Konzept der Nachhaltigkeit entsprechend, nur zu Fuß oder per Elektromobil erreichen können.

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