Gold für Deutschland: Mona Grefenstein aus Reetz und ihre Border-Collie-Hündin legten bei der Agility-WM eine fast fehlerfreie Leistung hin.
Hundesport AgilityRiesige Freude über den Weltmeister-Titel bei Duo aus Blankenheim

Beim Jumping, einer Teildisziplin des Agility-Spoorts, geht es wie beim Springreiten um Fehlerfreiheit und Zeit. Mona Grefenstein und Sea holten bei der WM Gold als Teil des deutschen Nationalteams.
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Mit schöner Regelmäßigkeit wird nach Großereignissen wie Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen über das derzeitige Leistungsniveau deutscher Spitzensportler gejammert: Nach den Fußball-Herren schwächelten zuletzt auch die Damen und schieden nach der WM-Vorrunde aus, und bei der Leichtathletik-WM in diesem Jahr errangen die Sportlerinnen und Sportler aus Deutschland keine einzige Medaille.
Ganz anders verlief der Saisonhöhepunkt für Mona Grefenstein und ihre Border-Collie-Hündin Sea: Als Teil des deutschen Nationalteams im Agility-Sport brachten die beiden den Weltmeistertitel mit nach Reetz. Das Wort „Agility“ kommt aus dem Englischen und bedeutet Beweglichkeit oder Geschicklichkeit, wodurch die Sportart schon relativ gut beschrieben wird (siehe auch „Hund und Mensch sind ein Team“).

Mona Grefenstein aus Reetz und ihre Border-Collie-Hündin Sea holten als Team mit der deutschen Nationalmannschaft in Liberec den Titel bei der Agility-Weltmeisterschaft.
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„Für mich ist damit ein großer Traum in Erfüllung gegangen“, freut sich die 38-Jährige: „Die ganze WM war ein mega tolles Erlebnis. Es war meine vierte WM-Teilnahme mit meinem vierten Hund. Ich bin super stolz darauf, was wir erreicht haben.“
Agility: Blankenheimerin hat ihr Hobby zum Beruf gemacht
Die gebürtige Kölnerin lebt mit ihrem Lebensgefährten in Reetz auf dem Arabergestüt ihrer Familie. „Zu unserem hündischen Rudel gehören drei Border Collies und ein Sheltie, also ein Shetland-Schäferhund“, zählt die Weltmeisterin auf. Agility betreibt Grefenstein schon seit 23 Jahren – und dies auch schon vor der WM mit einigem Erfolg: „Ich bin regelmäßig auf nationalen und internationalen Meisterschaften vertreten. Mein Hobby habe ich zum Beruf gemacht, ich gebe national und international Trainings, Seminare und Onlinekurse.“

Volle Konzentration im vollen Lauf: Sea und Mona Grefenstein in einem ihrer fehlerfreien WM-Läufe.
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Dass die Blankenheimerin in diesem Jahr überhaupt als Teil des deutschen Nationalteams an der WM in Tschechien teilnehmen konnte, verdankt sie ihrem guten Abschneiden beim Qualifikationsturnier, das bereits im Mai in der Dortmunder Westfalenhalle stattfand. „Mit Sea bin ich in der Kategorie Large angetreten“, berichtet Grefenstein. „Die Vorqualifikationen waren etwas durchwachsen für uns, sodass wir nur als 24. von 25 Teams für Dortmund qualifiziert waren.“ Am ersten Tag schafften sie es allerdings, sich mit zwei fehlerfreien Läufen auf Platz zwei hochzuarbeiten, den sie auch bei den weiteren Läufen verteidigten.
Bei der WM in Tschechien glänzte Border-Collie-Hündin Sea gleich mehrfach
„Bei der Weltmeisterschaft gibt es Team- und Einzelwettbewerbe. Beim Teamwettbewerb treten vier Starter für eine Nation an. Es gibt einen Agility- und einen Jumping-Lauf“, erklärt Grefenstein. In jedem dieser Läufe kommen die drei besten Runden in die Wertung für das Team. „Die Kombination aus Agility und Jumping ergibt dann den Weltmeister“, so die Reetzerin weiter: „Sea war super drauf und wir waren gut vorbereitet. Wir schafften einen fehlerfreien Lauf und konnten im Team die Jumping-Läufe mit drei fehlerfreien Runden beenden“, berichtet Grefenstein.
Damit lag das deutsche Team vor den abschließenden Agility-Läufen, bei denen es noch mehr als beim Springen auf die Zusammenarbeit von Mensch und Hund ankommt, auf Rang zwei unter 39 teilnehmenden Nationen. „Die Spannung in der Halle war spürbar – es knisterte förmlich“, erinnert sich Grefenstein. Weil eine Teamkollegin, die unmittelbar vor ihr an den Start gegangen war, im Parcours patzte, musste Sea also wieder abliefern. Und auch das gelang erneut: Schon wieder ein fehlerfreier Lauf für das Duo aus der Eifel!
Auch im Einzel lag Mona Grefenstein zunächst gut im Rennen
Weil eine Starterin des Teams aus Italien, das bis dahin noch vor Deutschland auf dem Gold-Rang gelegen hatte, wegen eines Fehlers disqualifiziert wurde, konnten sich Mona Grefenstein und ihre Hündin Sea sowie die drei weiteren deutschen Duos über den Titel im Team-Wettbewerb freuen: „Wir konnten unser Glück kaum fassen und die Freude war riesig!“
Auch im Einzel sah es zunächst sehr gut aus für das Hund-Mensch-Gespann aus der Eifel: Nach einer fehlerfreien Jumping-Runde betrug der Rückstand auf Platz eins nur 0,9 Sekunden. „Leider bekamen wir im Agility-Lauf einen Kontaktzonenfehler angezeigt, da Sea etwas zu früh ein Gerät verlassen hatte“, sagt Grefenstein. Das Duo wurde disqualifiziert. „Super schade! Denn es wäre wirklich alles möglich gewesen.“
Agility: Hund und Mensch sind ein Team
Agility ist eine Hundesportart, bei der es darum geht, als Team zusammenzuarbeiten. „Gemeinsam muss man mit seinem Hund einen Hindernisparcours bewältigen, bei dem man seinen Teampartner nur durch Körpersprache und Kommandos anleitet“, erklärt Weltmeisterin Mona Grefenstein.
Ähnlich wie beim Springreiten geht es um Fehlerfreiheit und Zeit. Im Wettkampf-Parcours sind verschiedene Hindernisse zu bewältigen, zum Beispiel Sprünge, Tunnel, Slalom und Wippe. Es gibt vier Leistungsklassen (A0, A1, A2, A3) sowie vier Größenklassen: Small (Hunde bis 35 Zentimeter), Medium (35-43 cm), Intermediate (43-48 cm) und Large (Hunde ab 48 cm).
Deutschland gilt als eine der führenden Agility-Nationen und ist seit vielen Jahren auf den Europa- und Weltmeisterschaften sehr erfolgreich vertreten. „Dementsprechend ist es in unserem Land sehr schwer, sich für das Nationalteam zu qualifizieren“, macht Grefenstein deutlich.
Die Agility-Weltmeisterschaft fand in diesem Jahr im Eishockeystadion der Stadt Liberec in Tschechien statt. Vertreten waren Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus insgesamt 55 Nationen. (thw)