Zweiter Weltkrieg in Blankenheim-AhrdorfWeihnachtsfest im Bombenhagel
Blankenheim-Ahrdorf – Weihnachten 1944: Die Menschen feiern das Fest der Liebe. Doch die frohe Botschaft verhallt ungehört dies- und jenseits der deutsch-belgisch-luxemburgischen Grenze, vom Niederrhein über Hollerath und Losheim bis nach Echternach. Stattdessen herrscht seit dem 16. Dezember ohrenbetäubender Geschütz- und Kanonendonner, ein letztes Aufbäumen der Wehrmacht, um dem längst verlorenen Krieg noch eine Wende zu geben.
Viele Menschen verbinden mit diesem Krieg lediglich die Auseinandersetzungen im unmittelbaren Verlauf der deutschen Grenze (Westwall mit seinen Verteidigungsanlagen). Nicht wissend, dass auch viele Orte an der Ahr betroffen waren. Dabei galten die alliierten Bombenangriffe insbesondere den Orten Ahrdorf und Ahrhütte, die an der Bahnlinie Dümpelfeld-Lissendorf-Jünkerath und weiter über Losheim und Büllingen in Richtung Weywertz lagen. Über die zweispurige Bahnlinie schaffte die deutsche Wehrmacht Nachschub an Soldaten und Material an die Front. Unvergesslich, da mit viel Leid verbunden, sind die Bombardements der alliierten Luftwaffe ab dem 22. Dezember 1944.
An diesem Tag drehte sich mit dem bis dahin miserablen Wetter auch das Kriegsgeschehen. Das nun lange anhaltende, klare Winterwetter nutzten die Alliierten für ihre Lufthoheit. „Bereits am 24. Dezember, am Heiligen Abend, luden rund 1400 Bomber und 736 Jagdflugzeuge bei rund 5000 Einsätzen ihre todbringende Last über dem gesamten Eifelraum ab“, berichtet Manfred Jehnen in der Chronik über seinen Heimatort Ahrdorf.
An dem Tag besetzten deutsche Truppen, darunter die berühmt-berüchtigte Windhund-Division, den Ort. Die frostklare Nacht nutzten die Alliierten zu Aufklärungsflügen. Die deutschen Soldaten ahnten, was passieren würde und zogen bis auf wenige am ersten Weihnachtstag ab. Wie erwartet, wurde Ahrdorf gegen 17 Uhr Ziel der Angriffe.
Zu dieser Zeit hielt sich Trudi Gossen (geborene Massong, Jahrgang 1931) mit ihren beiden Geschwistern aus Furcht vor der Bombardierung ihres eigentlichen Wohnortes Köln-Mülheim bei den Großeltern in Ahrdorf auf. In ihrem viele Jahrzehnte später verfassten Buch „Meine Erinnerungen“ nehmen die Erlebnisse an den Weihnachtstagen 1944 einen gebührenden Platz ein. Sie sind auch in Jehnens Ahrdorfer Chronik festgehalten. „Die Großeltern (Jakob und Ursula Massong) kamen mit uns Kindern am Spätnachmittag von einem Weihnachtsbesuch auf der Silberfuchs-Zuchtfarm im Unkental zurück.
Noch an der Haustür stehend, hörten und sahen wir den Flugzeugverband am Himmel. Opa scheuchte uns sofort ins Haus und in den Keller. Gleich darauf detonierten die ersten Bomben. Im Haus der Großeltern gingen alle Fensterscheiben zu Bruch. Im Ort jedoch war alles viel schlimmer. Einige Häuser bekamen Volltreffer“, heißt es dort.
Das gesamte Ausmaß des Angriffs schildert ein Bericht, der von einem der beiden Ahrdorfer Lehrer Wilhelm Eckel oder Albertine Hahn stammt. „Es gab elf Tote, darunter die fünf Ahrdorfer Christine Wirtz, Franziska Wirtz, Theodor Krämer, Bahnhofsvorsteher, der zu dieser Zeit bei Familie Wirtz im Haus Heppesch zu Besuch war. Margarete Krebs, die sich gerade im Stall bei den Kühen befand, wurde mit den Tieren unter Heu begraben und erstickte. Maria Kante, die aus Köln evakuiert worden war, fand man am nächsten Morgen nach dem Angriff tot in den Trümmern des Hauses Bilger. Ihre Tochter wurde von einstürzenden Trümmern des Hauses gegen die heiße Herdplatte gedrückt.
Da es ihr nicht möglich war, sich zu befreien, brannte sich die Kante der Herdplatte bis ins Rückenmark ein. Sie ist darüber irrsinnig geworden, überlebte aber. Zu diesen fünf Toten kommen noch drei Soldaten, die im Hause einquartiert waren. Ferner drei Russen, darunter der Sohn einer russischen Lehrerin, die hier 35 Kindern eines Lagers von Flüchtlingen aus der Ukraine, Weißrussland und Bessarabien Schulunterricht erteilte“, so der Bericht, den Trudi Gossen im Gespräch bestätigte.
Sie wohnt heute mit ihrem Mann Willi, gebürtiger Uedelhovener, in Hüngersdorf. In ihren Erinnerungen findet der damals 13-Jährige ebenfalls Erwähnung. „Willi und weitere drei bis vier Messdiener eilten mit Pastor Graafen gleich nach dem Fliegerangriff von Uedelhoven nach Ahrdorf, das auch von Graafen betreut wurde, um zu helfen und zu trösten. Doch als Willi die toten Menschen im schwer zerstörten Haus Heppesch sah, lief er panikartig zurück in seinen Heimatort.“
Insgesamt wurden beim Bombardement vier Häuser total zerstört, acht weitere schwer beschädigt.