Der Sommer kann kommen: Die Hochwasserschäden von 2021 am Kronenburger See sind behoben. Bade- und Bootbetrieb haben wieder begonnen.
Sperrung aufgehobenDer Kronenburger See in Dahlem ist startklar für den Sommer

Entspannt auf dem Campingstuhl: Tretbootverleiher Franz Vilz aus Frauenkron hatte sofort erste Mieter für eines seiner Wasserfahrzeuge.
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Drei Jahre lang waren Baden und Tretboot-Fahren auf dem Kronenburger See verboten. Die beim Hochwasser im Juli 2021 beschädigte Ablauftechnik musste erneuert werden. Das ist jetzt endlich geschehen – und der Badesommer 2025 am Kronenburger See gerettet.
„Typisch deutsch: Verbote!“ Martina Deckmann liegt auf der Decke wenige Meter oberhalb des schmalen, neu mit Kies befüllten Strandstreifens der „Naturbadestelle“ am Kronenburger See und wirkt etwas irritiert. Denn vor ihr und der neunköpfigen Familie aus Grevenbroich glitzert nicht nur das Wasser verlockend in der Sommersonne.
Die Talsperrenwärter erledigen die letzten Arbeiten, der Sommer kann kommen
Dort steht auch eine breite Hinweiswand, eine von dreien, die die beiden Talsperrenwärter gerade aufstellen. Was zu tun und was zu lassen ist an und in einem der schönsten Badeseen des Kreisgebietes: Alles schön bunt bedruckt mit Grafik-Logos und nachzulesen. Und nach dreijähriger Pause zur Kenntnis zu nehmen.
Ja, man habe das Riesenschild deshalb so nah ans Wasser gebaut, damit es auch wirklich wahrgenommen werde, sagt Jan Lembach, Bürgermeister von Dahlem und Vorsitzender des Zweckverbands Kronenburger See. Auch wenn die Größe Badegäste abschrecken könnte. Doch es soll ja alles an diesem besonderen Eröffnungstag für die Badesaison seine Ordnung haben. Zumal gerade – ein Zufall – auch Mitarbeiter der Bezirksregierung Köln, die das Baden in der „Naturbadestelle“ wieder erlaubt hat, auf ihrer turnusmäßigen Talsperrenschau vor Ort sind.
Der See ist einfach schön. Wie das Feriendorf mitten im Wald – wunderbar.
Das stört Großfamilie Deckmann aus Grevenbroich aber nicht. Man habe ein ausreichend großes Ferienhaus für den Kurzurlaub im Ferienpark gegenüber gefunden und jetzt alles eingepackt für ein paar Stunden am Seeufer. „Der See ist einfach schön. Wie das Feriendorf mitten im Wald – wunderbar“, meint Martina Deckmann. Tochter Maike (25) ergänzt allerdings: „Hier ist ja sonst so direkt eher gar nix los.“ Doch ihre Großmutter Odilia Holz (90) sieht es etwas anders: „Hier ist es so ruhig, keine Hektik.“

Familie Deckmann aus Grevenbroich, die sich ein Ferienhaus im Ferienpark gegenüber angemietet hat, gehörte zum Saisonstart am Kronenburger See zu den ersten Gästen.
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Detlef Feld, Manager des Ferienparks Kronenburger See, wurde von der Freigabe des Sees überrascht.
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Dabei wurden auch Deckmanns von der Saisoneröffnung überrascht. „Uns hat man jedenfalls nichts davon gesagt“, wundert sich Detlef Feld, Parkmanager des Ferienparks Kronenburger See. Natürlich haben in den vergangenen drei Jahren auch bei ihm die Umsätze nicht gestimmt. Familien mit Kindern buchen keine Ferienwohnung an einem See, der nicht genutzt werden darf. Das könne sich aber jetzt auch durchaus kurzfristig ändern, hofft Feld.
Die Marketing-Agentur des Parkbetreibers Roompot in den Niederlanden ist informiert, man stellt kurzfristig die Werbung für Ferien am Kronenburger See um. Ob es denn ein Fest zu dieser besonderen Badesaisoneröffnung gebe – der Anlass sei ja da? Nein, meint Jan Lembach am Badestrand. Man wolle erst mal sehen, wie sich das Ganze jetzt nach der Freigabe wieder entwickele. Immerhin: Beim Testlauf vor einigen Wochen hakte es noch bei den beiden neuen Betriebsschützen. Seitdem aber funktioniere alles reibungslos, im wahrsten Sinne des Wortes.
Der Eintritt zum See in Dahlem ist frei, Parken kostet vier Euro
Verdienen könne man als Zweckverband mit dem Freizeitangebot ja nichts, so Lembach, der damit eigentlich das Funktionieren eines rund 30 Jahre alten Hochwasserschutzbaus meint, der die Staumauer des Sees genau genommen ist. Vier Euro für die Tageskarte auf einem der maximal 150 Pkw-Stellplätze, dazu die laut Lembach „niedrigen Pachteinnahmen“ von Freizeit-Anbietern am See, kein Eintritt – und das bei rund 100.000 Euro Kosten pro Jahr – ein Zuschussgeschäft.
„Ohne die Mittel aus dem Hochwasser-Wiederaufbaufonds jedenfalls wäre das mit den neuen Schützen nicht gegangen“, so Lembach. Zudem fehlt jetzt im ufernahen Wasser an der Naturbadestelle Wesentliches: Der Wasserseilgarten ist abgebaut. Zum einen seien das Rohrgestänge und das Fundament beschädigt worden, so Lembach. Wichtiger aber: Da man vergeblich die vergütete Stelle fürs Aufsichtspersonal ausgeschrieben hatte, legten die Versicherung und die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen dringend die Stilllegung nahe.
An den Wochenenden mit großem Andrang steht die DLRG bereit
Sichergestellt ist dafür anderes. An den heißen Wochenenden in diesem Sommer wird es an der Naturbadestelle eine Badeaufsicht durch die DLRG geben. Wer dann zum See will und dafür mit dem Pkw anreist, der sollte beachten: Sind die 150 an der Seeuferstraße zur Verfügung stehenden Parkplätze voll, wird die Pkw-Zufahrt zum See gesperrt. Weitere Stellplätze gibt es dann nur vor dem Burgbering. Also nicht in Kronenburgerhütte unterhalb des Sees, wo sich die Anwohner gegen zugeparkte Höfe und Gehwege erfolgreich gewehrt haben.
Das sind alles keine Sorgen, die Phu Than Phan gerade umtreiben. Er hatte auch während der Sperrungen der Badestelle seit dem Juli 2021 seine „Seeterrasse“ geöffnet. Wenn auch mit „mehr als 50 Prozent weniger Umsatz“, wie er sagt. Jetzt hofft er, dass wieder normale Zeiten beginnen. Zum Saisonstart waren die Restaurantplätze gut nachgefragt.
Ein Ferrari und ein Sechssitzer kommen aber noch neu dazu.
Unterdessen hat Franz Vilz die Ruhe weg. Er hat 20 Tretboote am Steg vertäut. Locker genießt er auf einem Campingstuhl die Sonne. „Ein Ferrari und ein Sechssitzer kommen aber noch neu dazu“, sagt Vilz und kassiert schon mal die ersten Gäste ab, die sich für ein grünes Drachentretboot und ein buntes Einhorn interessieren. Macht natürlich einen kleinen Aufpreis gegenüber den klassischen Tretbooten ohne Figurenaufbau oder Rutsche.
Am Stausee gibt es auch wieder eine Segelschule
„Mal abwarten, aber ich bin optimistisch: Das macht schnell über Social Media die Runde, dass hier wieder offen ist“, meint Vilz. Und außerdem habe er ja noch weitere Tretboote aller Formate am Start. Am Freilinger See bei Blankenheim, am Gemündener Maar bei Daun, in Lindenthal und am Decksteiner Weiher in Köln liegen insgesamt 100 Tretboote des Frauenkroners. „Die waren schon häufiger im Fernsehen. In ‚SoKo Köln‘ ist mal der Mörder mit einem roten Drachenboot über den See geflohen.“
Solche Anekdoten hat Tibor nebenan gerade nicht abrufbereit. Stattdessen kämpft er sich durch Segel und Takelage der vom Vorgänger abgekauften Jollen der kleinen Segelschule mit Bootsverleih. „Ich habe mal für fünf Jahre den Pachtvertrag unterschrieben“, so Tibor, der nach eigenen Angaben Segellehrer, Bootsbauer und ansonsten „einfach gerne am Wasser“ ist. Man könne bei ihm auch Stand-up-Paddler mieten und den Segelschein für Binnengewässer machen, ruft er noch hinterher.
Und während die Großfamilie aus Grevenbroich sich zwecks Mittagessen auf die „Seeterrasse“ begibt, neugierige Wanderer und Radwandernde es noch gar nicht fassen können, dass am Kronenburger See jetzt endlich wieder erlaubt ist, was so lange verboten war, dreht ein grünes Drachen-Tretboot in aller Ruhe seine Kreise vor der grau-braunen Staumauer.
Weitere Baumaßnahmen sind geplant
„Die bisher investierten rund zwei Millionen Euro aus dem Hochwasserfonds werden wir wohl noch mal für ebenfalls neue Winterbetriebsschütze brauchen“, sagt Jan Lembach, Bürgermeister von Dahlem und Vorsitzender des Zweckverbands Kronenburger See, zu den weiteren Arbeiten rund um die Abflusstechnik in der Staumauer. Zudem soll das Talsperrenwärterhäuschen unweit des Überlauftrichters um ein Stockwerk erhöht werden, um Platz für die neue Talsperrentechnik und den im Krisenfall tagenden Krisenstab zu schaffen.
Auch am Seeufer ist noch nicht alles fertig. An der Wasserkante will man eine Steinstufe bauen als Sitzplatz für die, „die einfach nur mal mit den Füßen ins Wasser wollen und sich hier hinsetzen können“, so Lembach. Oberhalb des Hauptbeckens des Sees sind zudem die Arbeiten der Sedimententfernung im Vorstau beendet. Rund 25.000 Kubikmeter wurden entfernt und zu einer externen Lagerstätte gefahren. Für die kommenden rund zehn Jahre habe man nun wohl Ruhe, bis sich ein neuer Aufwuchs gebildet habe, hofft der Zweckverbandschef.