Komplexe SanierungAuch in diesem Sommer darf am Kronenburger See nicht gebadet werden

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Vor dem Kronenburger See steht ein großes Schild, auf dem steht: „Aufgrund technischer Arbeiten nach dem Hochwasser 2021 ist eine Nutzung der Wasserfläche in diesem Jahr leider nicht gestattet.“

Badeverbot am Kronenburger See: Auch den dritten Sommer in Folge werden diese Hinweisschilder das Bild bestimmen.

Die Stauanlagen des Kronenburger Sees waren bei der Flutkatastrophe 2021 beschädigt worden und müssen umfassend saniert werden.

Rund sieben Millionen Euro sind mittlerweile aufgerufen, um die Flutschäden an der Abflusstechnik der Staumauer des Kronenburger Sees zu beheben und die nötige Sedimententfernung im Vorstau des Gewässers vorzunehmen.

In D-Mark ist das so viel, wie Mitte der 1970er Jahre die gesamte Hochwasserschutzanlage gekostet hat. Das war nur ein bemerkenswertes Detail bei einem Informationsabend zum Thema im Dorfgemeinschaftshaus von Kronenburg.

Staumauersanierung in Kronenburg ist laut Bürgermeister einzigartig

Dort fragten sich an die 80 Interessenten aber vor allem, wie lange die Sperrung des Sees für den Badebetrieb noch anhält: Seit der Flut 2021 ist der fürs Baden erforderliche Sommerstau durch die Aufsichtsbehörde untersagt. Fest steht bereits jetzt: Dieses Jahr steht der dritte ausgefallene Badesommer an. Das ärgert nicht nur die Betreiber der Tourismuseinrichtungen am See, etwa des Campingplatzes oder des Feriendorfs.

Der mit den Sanierungsarbeiten beauftragte Ingenieur Norbert Fischer übernahm nun die Erläuterung der komplizierten Geschichte einer „in Deutschland so einzigartigen“ (Dahlems Bürgermeister Jan Lembach) Staumauersanierung.

Es fehlt noch ein technischer Leiter für die Anlage am Kronenburger See

Die gute Nachricht: Ab 2025 wird es nach derzeitigem Stand wieder einen Sommerstau im Kronenburger See geben und damit voraussichtlich auch der Badebetrieb wieder möglich sein. Die Arbeiten dürften dann abgeschlossen sein.

Jedoch: Bis dahin müsste auch ein geeigneter technischer Leiter für die Anlage gefunden sein, was eine Bedingung für die Erteilung der Betriebserlaubnis durch die Bezirksregierung Köln ist. Dr. Horst Büther, Abteilungsleiter der Aufsichtsbehörde, zeigte sich im Dorfgemeinschaftshaus von Kronenburg jedenfalls optimistisch: „Wir sind auf einem guten Weg.“

Wasserdruck bei Flut 2021 erzeugte erhebliche Schäden

In der Hochwassernacht vom 14. zum 15. Juli 2021 hatte der Kronenburger See eine Stauhöhe von 490,52 Metern über Normalnull erreicht. Keine zwei Meter mehr, und es wäre zur Überflutung gekommen. Die Schutzmauer hielt den Wassermassen stand. Doch es entstanden an den Abflussschiebern, den Betriebsschützen und der Steuerungstechnik zum Teil erhebliche Schäden durch den extremen Wasserdruck, der auf die Hochwasserschutzmauer ausgeübt wurde.

Eine der beiden vom Julihochwasser 2021 stark beschädigten Betriebsschützen aus der Talsperrenmauer des Kronenburger Sees liegt am Rand der Dammkrone.

Die Betriebsschützen wurden in der Flutnacht massiv beschädigt und sind ausgebaut. Die Erneuerungen sind Einzelanfertigungen, für die inzwischen ein Unternehmen gefunden und der Auftrag vergeben ist.

Was genau zu erneuern ist, wurde erst Monate später offenbar. Im März 2022 konnten nach dem entsprechenden Trockenfallen des Sees die Unterwasserschäden erstmals vollständig erfasst werden. Für die Anwohner sah es hingegen so aus, als sei bis dahin wenig bis gar nichts an der Anlage geschehen.

Ausschreibungen erfolgten erst im Mai 2023

Die Fachleute entdeckten im Rahmen der Untersuchungen zum Beispiel, dass – anders als in den Bestandsplänen vom Bau vor rund 45 Jahren eingetragen – Revisionsnischen gar nicht oder nur zum Teil vorhanden waren. Der nachträgliche Einbau wurde von einem nun beauftragten Sachverständigen allerdings als zu riskant abgelehnt.

Wie Norbert Fischer in seinem detaillierten Vortrag weiter ausführte, dauerte es sogar bis zum Mai 2023, bis die Ausschreibungen für Betriebsschütze, Armierungen oder die neue Antriebstechnik, die von Öl- auf Elektroantrieb umgestellt wird, erfolgen konnten. Da war die Kritik am vermeintlichen Nicht-Handeln des Zweckverbands Kronenburger See in der Bevölkerung schon weit verbreitet – auch ein Grund für die jetzige Informationsveranstaltung.

Menschen sitzen in einem Raum und hören einem Vortrag zu, der per Beamer an eine Wand gestrahlt wird.

Rund 80 Interessenten erläuterte Norbert Fischer (hinten M.) die Sanierungsarbeiten in der Hochwasserschutzmauer.

Bürgermeister Lembach nannte einen Grund für die Verzögerungen: die enorme Schwierigkeit, überhaupt ein Unternehmen zu finden, das die Einzelanfertigungen für Betriebsschütze im Stahlwasserbau anbieten kann. Erst im August des vergangenen Jahres erfolgte die Auftragsvergabe – an den einzigen Anbieter, der sich finden ließ. Auch andere Aufträge des komplexen Sanierungsprojektes wurden erst Mitte vergangenen Jahres vergeben.

Neuausschreibung verursachte Verzögerung am Kronenburger See 

Im März und April sollen die Arbeiten nun richtig Fahrt aufnehmen: Das erste von zwei neuen Betriebsschützen wird eingebaut, die   neue Antriebstechnik und mittels neuer Kabeltrasse eine neue Anbindung an die Steuerung im Talsperrenwärterhäuschen werden installiert. Danach soll die Anlage aufgeschaltet, synchronisiert und nach einem Probebetrieb in Betriebsbereitschaft gehen. So es die Eifeler Wetterverhältnisse zulassen – diese Einschränkung mussten Fischer und Lembach natürlich machen.

Im Herbst dieses Jahres beginnen auch die Sedimententfernungen im Vorstau. Offenbar wegen formaler Mängel beim Ausschreibungsverfahren und per gerichtlicher Anordnung war eine Neuausschreibung erforderlich. Das verursachte ebenfalls eine erhebliche Zeitverzögerung. Auch das war eine Nachricht, die das Publikum überraschte.

Die Sedimententfernung kostet zwei Millionen Euro

Alleine rund zwei Millionen Euro kostet die Sedimententfernung, vier bis fünf Millionen die Sanierung der Staumauertechnik. „So ist insgesamt mit rund sieben Millionen Euro ein Betrag erreicht, der in etwa dem in D-Mark für den Bau der ganzen Staumauer entspricht“, so Lembach. Finanziert wird nach seinen Angaben alles aus dem Wiederaufbaufonds.

In der Diskussionsrunde war die Kritik an der langen Dauer der Arbeiten dann kein großes Thema mehr. Dahlems Alt-Bürgermeister Reinhold Müller wollte stattdessen etwa wissen, „ob wir zukünftig bei Hochwassern nicht früher die Abflüsse und auch größer öffnen können?“ Sein Amtsnachfolger Lembach sah das mit Blick auf mögliche Gefahren für die unterliegenden Gemeinden allerdings kritisch.

Anderes sieht es mit der Steuerung der Hochwasserschutzanlage Kronenburger See aus: Mittelfristig soll die gesamte Anlagenüberwachung per Fernwartung an das Kontrollzentrum des Wasserverbands Eifel-Rur angeschlossen werden. Und um den von der Bezirksregierung geforderten technischen Leiter vor Ort zu haben, werden im Herbst dieses und im Frühjahr des kommenden Jahres Fortbildungen angeboten – vielleicht eine Chance für die beiden derzeit beim Zweckverband angestellten Talsperrenwärter, sich zu qualifizieren.

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