KlimaanpassungGemeinde Dahlem erhält Millionen-Betrag fürs Waldmanagement

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Vier Männer stehen vor einem Wald: Bürgermeister Jan Lembach (v.l.), Revierförster Ditmar Krumpen, Hans-Josef Bohnen, Vorsitzender des Forstausschusses, und Dominik Gertzen vom Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde.

Über das Geld aus dem Fördertopf freuen sich Bürgermeister Jan Lembach (v.l.), Revierförster Ditmar Krumpen, Hans-Josef Bohnen, Vorsitzender des Forstausschusses, und Dominik Gertzen vom Regionalforstamt Hocheifel-Zülpicher Börde.

1,38 Millionen Euro erhält die Gemeinde Dahlem für das klimaangepasste Waldmanagement. Damit ist sie Vorreiter im Kreis Euskirchen.

Als erste Kommune im Kreis Euskirchen erhält die Gemeinde Dahlem eine zehnjährige Förderung in Höhe von 1,38 Millionen Euro für das klimaangepasste Waldmanagement. So heißt ein Programm der Bundesregierung, das zunächst mit 900 Millionen Euro ausgestattet ist. Für den Gemeindewald werden in Jahrestranchen jeweils 138000 Euro ausgezahlt.

Das Geld fließt allerdings nur, wenn es gemäß eines zwölf Kriterien umfassenden Bewirtschaftungsplans eingesetzt wird. Kontrolliert wird dies von der PEFC-Zertifizierungsstelle mit Sitz in Stuttgart. Das ist ein gemeinnütziger Verein, der als Dienstleister fungiert und jetzt schon für die Bewertung der bewirtschafteten Waldbestände auch in der Region tätig ist.

Ein Holzblock ist zu sehen.

Dieser Klotz symbolisiert das sekündliche Höhenwachstum des Waldes, umgerechnet auf 18000 Festmeter Holz.

Dahlems Bürgermeister Jan Lembach freut sich, dass 2731 der 2800 Hektar Gemeindewald als förderfähig bewertet wurden. „Das ist der Zwölfer-Wumms für den Wald“, so Lembach in Anspielung auf ein Bonmot von Kanzler Olaf Scholz, der ein Maßnahmenpaket gegen steigende Energiepreise als „Doppel-Wumms“ bezeichnet hatte.

Der Richtlinien-Katalog umfasst zwölf Kriterien

Wichtigster „Wumms“ unter den zwölf Förderkriterien ist laut Lembach die Auflage, bei der Waldbewirtschaftung auf Naturverjüngung zu setzen. Bei einer künstlichen Verjüngung durch Anpflanzen sollen klimawandelresiliente und überwiegend standortheimische Baumarten bevorzugt werden.

So verfahre man aber seitens des Regionalforstamtes Hocheifel-Zülpicher Börde ohnehin seit Jahren, betonte Dominik Gertzen, stellvertretender Forstamtsleiter vor der einstigen Abtei Maria Frieden. Dort wächst auf einer kleinen, alten Windwurffläche, was gefordert wird: der Mischwald der Zukunft. Bei einigen nicht heimischen Arten will Revierförster Ditmar Krumpen zudem die Anpassungsfähigkeit beobachten.

Großflächige Schäden durch den Käferbefall blieben bisher aus

Vom klimaresilienten Mischwald ist man auch im Gemeindewald von Dahlem noch weit entfernt. Von 2800 Hektar sind aktuell 1500 Hektar Fichtenwald, die im Vergleich zu anderen Mittelgebirgsregionen wie dem Sauerland oder Westerwald bislang eher geringe Borkenkäferschäden haben. Auch um die Einnahme- und Waldverluste aufgrund des Schädlingsbefalls auszugleichen, wurde das Förderprogramm aufgelegt.

Im Dahlemer Wald wie dem der umliegenden privaten Besitzer, etwa Graf Beissel von Gymnich oder der Eifelwald GmbH, kommt den Besitzern die Topographie zugute. Die Waldgebiete liegen recht hoch, Niederschläge und Grundfeuchtigkeit der Böden ebenfalls. Das Ergebnis: Großflächige Schäden durch den Käferbefall blieben bisher aus.

So konnte bisher weitgehend auf größere Kahlschläge verzichtet werden, was ebenfalls ein Förderkriterium ist. Zudem soll der Anteil an Totholz erhöht werden. Auf fünf Prozent der geförderten Fläche sollen so praktisch Nationalpark-ähnliche Zustände hergestellt werden. Hier hat die natürliche Waldentwicklung Vorrang. „Das ist eine obligatorische Maßnahme, wenn die Waldfläche eines Waldbesitzenden 100 Hektar überschreitet“, heißt es. Mindestens seien aber 0,3 Hektar aus jeglicher Nutzung für 20 Jahre herauszunehmen.

Wasserspeicherfunktion des Waldes soll gestärkt werden

Apropos Naturschutz: Vergleichbar mit der vor kurzem erfolgten Biotopmarkierung im Blankenheimer Gemeindewald an der Ahr müsste sich Revierförster Krumpen – im 34. Dienstjahr bei der Gemeinde – jetzt auf die Suche nach zu schützenden Habitatbäumen oder Habitatbaumanwärtern machen. Fünf pro Hektar fordert der Katalog. Die Bäume sollen gekennzeichnet werden – vermutlich durch eine auf der Rinde aufgemalte Wellenlinie. Bislang haben Förster Bäume etwa mit einem Z als Zukunftsbaum markiert, wenn sie deren Wachstum beobachten und sie so schützen wollen.

Der Verzicht auf Pflanzenschutzmitteln ist hingegen nichts Neues. „Die sind bei uns im Wald schon seit dem Orkan Wiebke von 1990 verboten“, so Gertzen. Es sei allenfalls erlaubt, so Lagerholz zu schützen.

Neu ist auch die Auflage, verstärkt Maßnahmen zur Wasserrückhaltung umzusetzen. „Wir werden Entwässerungsgräben zuschütten“, so Krumpen. Damit wird die bisherige Bewirtschaftungspolitik zurückgedreht, bei des es darum ging, Wasser aus dem Wald herauszuleiten. Ziel ist nun, die Wasserspeicherfunktion zu stärken.

Auch die Windkraft spült Geld in die Gemeindekasse

Die 138.000 Euro, die die Gemeinde pro Jahr erhält, dürften nicht 1:1 für die Waldwirtschaft eingesetzt werden, so Lembach: „Wir haben pro Jahr einige Zehntausend Euro Kosten für unseren Wald.“ Dennoch macht die Gemeinde mit ihren 2800 Hektar am Ende meist Gewinne.

250.000 Euro waren es zuletzt, bei einem Umsatz von knapp einer Million Euro, so Lembach. Wie sich da allerdings die Zeiten geändert haben, macht er im gleichen Atemzug klar: Eine viertel Million nehme man auch mit den Erlösen aus nur einer größeren Windkraftanlage im Gemeindegebiet ein.

Den Unterschied mache, dass der Wald auch eine Erholungs-, Schutz- und Nutzfunktion habe. Vor allem aber ist Lembach froh, dass mit dem Förderprogramm erstmals die Allgemeinleistung, die man als Waldbesitzer für Umwelt, Klima, Natur und Menschen erbringt, auch finanziell unterstützt wird. Seine Gemeinde ist im Kreis die erste, die die Unterstützung erhält. Laut Gertzen hat Kall ebenfalls die Förderung beantragt, andernorts sei man noch in den Überlegungen. Auch große Privatwaldbesitzer können einen Antrag stellen.

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