Feiern bis SonntagWie das ganze Dorf am 2,2-Millionen-Projekt in Kronenburg mitarbeitet

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Das Bild zeigt vorne den Neubau des Feuerwehrgerätehauses in Kronenburg, dahinter und etwas erhöht im Hang das Dorfgemeinschaftshaus.

Geschickt gelöst dank Hanglage: Der Neubau des Feuerwehrgerätehauses wirkt bei dieser Ansicht optisch wesentlich schmaler, als er tatsächlich ist.

Es ist ein Großprojekt für die Gemeinde Dahlem, zu dessen Gelingen die Kronenburger mit vielen Arbeitsstunden beitragen.

In Kronenburg beginnen an diesem Mittwoch die Festtage: Der Neubau des Feuerwehrgerätehauses ist fertig, die umfangreiche Kernsanierung des Dorfgemeinschaftshauses beendet. Am Sonntag, 10. Juni, findet die doppelte Einweihungsfeier statt.

Das Verblüffendste an der Doppelimmobilie unterhalb des historischen Ortskerns ist, dass man aus einer gewissen Entfernung die Proportionen falsch einschätzt. Geschickt ist der Neubau des Feuerwehrgerätehauses vor die weiße Fassade des Dorfgemeinschaftshauses am Hang gesetzt worden. Doch betritt man dann die neue Fahrzeughalle, ist alles anders: „Vier Meter lichte Höhe haben die Tore, 25 mal 25 Meter ist die Halle groß“, freut sich Löschgruppenführer Carsten Rader: „Da hat die Gemeinde auf Zukunft gebaut.“

Auch für ein zweites Fahrzeug wäre Platz in der neuen Halle

Denn Platz ist ja jetzt nicht nur genug für das TLF 16/25, das Quad-Mehrzweckfahrzeug, das die engen Gassen des Burgberings befahren kann, und anderes technisches Hilfsgerät. Platz wäre auch für ein neues zweites großes Einsatzfahrzeug, wenn es einmal nötig ist. Zugleich ist in der Halle auch Raum für den Evakuierungsfall, zumindest von Teilen der Bevölkerung. Auch für diesen Zweck hat der Neubau ein Notstromaggregat.

Im alten Feuerwehrhaus ging es schon wegen der Sicherheitsauflagen nicht mehr. Unsere Spinde standen in der Wagenhalle. Wenn die den Motor angelassen haben, haben wir uns direkt hinter dem Fahrzeug umgezogen“, so Johannes Fahling, Aktiver und Ortsbürgermeister von Kronenburg. Diese Zeiten sind nun vorbei. „Alles normgerecht gebaut“, so Mathias Brandenburg, Vorsitzender des Bauausschusses. Aus der Halle geht es in die nach Geschlechtern getrennten Umkleiden und Sanitärbereiche. Ein roter Push-Button ist direkt neben der Eingangstür. Wenn die Aktiven ihn im Einsatzfall drücken, öffnen sich automatisch die Hallentore, und die Beleuchtung geht an.

Die Kronenburger sparten für die Gemeinde Dahlem 125.000 Euro

Dass das alles auch jede Menge Geld kostet, ist klar. Für Erwin Bungartz, Allgemeiner Vertreter des Bürgermeisters, ist es eine Ausnahmeinvestition: „Von der Größe war diese Baumaßnahme für unsere kleine Gemeinde eine echte Herausforderung. Wir hatten aber auch zum einen mit dem Stadtkyller Architekturbüro Dimmer einen sehr engagierten und hochkompetenten Partner. Und die Dorfgemeinschaft, die mitangepackt hat. Ohne geht eine solche Maßnahme nicht.“

Das stimme wohl, sagt Brandenburg: „Wir haben der Gemeinde bestimmt an die 125.000 Euro erspart“. Darauf komme er durch die 2750 Arbeitsstunden, die die Helfer abgeleistet haben, bei einem angenommenen Stundensatz von 45 Euro. Dennoch kostet der Neubau für die Feuerwehr rund 800.000 Euro, inklusive einer Landesförderung von 250.000 Euro. Bei der Kernsanierung des Dorfgemeinschaftshauses, der aufwendigeren Maßnahme, werden laut Bungartz 1,4 Millionen Euro fällig. 920.000 Euro sind NRW-Fördermittel.

Im Kronenburger Saal wurde Platz geschaffen

Das Feuerwehrgerätehaus ist eine Art Anbau an die 1954 an ein Wohnhaus gebaute Grundschule. Die wurde 1968 geschlossen und ist seitdem das Dorfgemeinschaftshaus. In dem Komplex wird zur Südseite hin eine neue Raumfolge mit Gruppenraum für die Aktiven und Küche erreicht.

Eine Tür führt zum neuen Thekenbereich im großen, hellen Saal. „Der ist nicht wesentlich größer als zuvor, aber wir haben durch das Entfernen von Zwischenwänden optisch mehr Platz geschaffen“, so Fahling. Bodentiefe Fenster öffnen die Perspektive. Die Decke hat zudem ein Innenleben: kaum sichtbare Führungsschienen für die Bühnenwände des Theatervereins. Zudem kann der große Raum – wie bisher – durch Schiebeelemente abgeteilt werden.

Im Obergeschoss ist nun mehr Platz für alle Vereine

Neu ist auch ein weiteres Kronenburg-Bildmotiv, in diesem Fall aus Blech, das von einem Mitbürger geschenkt wurde. Das von 1954 stammende große Wandgemälde im Eingangsbereich wurde zudem restauriert.

Über eines von zwei Treppenhäusern geht es in das Obergeschoss und auf die eigentliche neue Ebene, wo mehr Platz für alle Kronenburger Vereine geschaffen wurde. „Endlich hocken wir nicht mehr so eng zusammen bei den Proben“, freut sich Fahling, der auch beim Musikverein mitspielt.

Auch von außen ist, eher unsichtbar, alles neu. „Das komplette Dorfgemeinschaftshaus hat ein neues Wärmedämmverbundsystem erhalten“, so Carsten Rader. Vor dem Eingang wurde der Platz neu gepflastert, eine der Aufgaben, die die Freiwilligen übernommen hatten. Bis zu 20 Leute seien da zeitgleich beschäftigt gewesen, erinnert sich Brandenburg. Das habe ein Tourist und offenbar Fliesenleger vom Niederrhein mitbekommen. „Der fragte uns, was das denn für eine Firma sei, die so viele fleißige Mitarbeiter habe“, grinst Brandenburg. Ob man die abwerben könne? „Nein, das ist keine Firma, das ist ein Dorf!“


Reichlich Grund zum Feiern

Am Mittwoch, 7. Juni, findet die erste öffentliche Veranstaltung im neuen Dorfgemeinschaftshaus statt. Die Herausgeber der Ortszeitung „Zuhause in Kronenburg“ laden zu einem Film- und Fotoabend ein (Beginn: 19 Uhr).

Am Donnerstag, 8. Juni, startet um 13 Uhr eine „Olympiade“ des Jugendclubs.

Am Samstag, 10. Juni, steht das 125-jährige Bestehen des Musikvereins Kronenburg auf dem Programm. Der Verein unter Leitung seines Dirigenten Thomas Kutsch lädt zum Musikfest ein.

Am Sonntag, 11. Juni, beginnt dann die Einweihungsfeier mit Segnung und Schlüsselübergabe um 13 Uhr. Nach der Einweihung erhält die Löschgruppe Kronenburg eine Zusatzaufgabe. Vergleichbar der Regelung in Dahlem und seinem Vereinshaus, wird die Gemeinde auch in Kronenburg die Versammlungsstätte verpachten. Die Löschgruppe übernimmt die Vermietung der Räume, Hausmeisteraufgaben sowie die Hege und Pflege des neuen Schmuckstücks. (sli)


Entwidmung von der Leiter

Wie entwidmet man ein Feuerwehrgerätehaus? Die Frage stellte sich Löschgruppenführer und Brandmeister Carsten Rader bei der „Umzugsfeier“, die vor allem ein Abschiedsfest war, am alten Haus in Kronenburgerhütte. 1955 waren das Haus und der markante Schlauchtrockenturm für 72.490,17 Mark erbaut worden, so Ortshistoriker und Altbürgermeister Reinhold Rader.

68 Jahre erfüllten Fahrzeughalle, Turm und zwei Wohnungen im Obergeschoss, eine zeitweise als Obdachlosenunterkunft genutzt, ihren Zweck. Die zweite wurde 2010 von den Aktiven zum Schulungs- und Gemeinschaftsraum umgebaut. Die Entwidmung lösten Rader und sein Stellvertreter Mario Schnichels mithilfe zweier Leitern. Sie schraubten die Floriansfigur und das offizielle Feuerwehrschild ab. Haus und Turm können nun nach einem Ratsbeschluss verkauft werden. „Wir wünschen uns, dass ein Käufer die Geschichte des Gebäudes würdigt und vor allem der Trockenturm erhalten bleibt“, so Carsten Rader. (sli)

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