Dahlemer OrdensgemeinschaftTrapistinnen ziehen womöglich an die polnische Grenze

Noch ist offen, was aus den Klostergebäuden oberhalb von Dahlem nach dem Auszug der Trappistinnen wird.
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- Schon lange ist der Gebäudekomplex der Abtei Maria Frieden zu groß und zu teuer für die immer kleiner werdende Zahl an Trapistinnen.
- Seit Monaten gibt es deshalb Gespräche über einen Umzug der Dahlemer Nonnen nach Ostritz.
- Auch die Zisterzienserinnen an der deutsch-polnischen Grenze bewohnen einen für sie allein viel zu großen Klosterkomplex.
Dahlem/Ostritz – Möglicherweise haben die zehn Trappistinnen der Abtei Maria Frieden ab dem kommenden Jahr ein neues Zuhause: Äbtissin M. Gratia Adler bestätigte Gespräche mit den Zisterzienserinnen der Abtei Marienthal in Ostritz an der deutsch-polnischen Grenze. Dort „haben wir noch Platz“, so Äbtissin M. Elisabeth Vaterodt.
Weiter auseinander geht es in Deutschland in West-Ost-Richtung kaum: 720 Kilometer trennen die Abteien Maria Frieden und Marienthal voneinander. Das eine ein Kloster oberhalb von Dahlem in einem eher schmucklosen 60er-Jahre-Bau, das andere ein vor 800 Jahren gegründetes Kloster, ein weitgehend aus dem Barock stammender Gebäudekomplex bei Ostritz unweit des Dreiländerecks Deutschland, Polen, Tschechien.
Doch tatsächlich sind sich die beiden Gemeinschaften von Ordensschwestern nahe. Die noch zehn Trappistinnen von Maria Frieden sind ebenfalls Zisterzienserinnen wie die Gemeinschaft aus Marienthal, nur leben die Dahlemerinnen in strikter Observanz, in völliger Kontemplation.
Viel Platz in barockem Gebäudekomplex
Die Verwandtschaft im religiösen Geiste könnte ein Grund für die im vergangenen Frühjahr aufgenommenen Gespräche zwischen den Äbtissinnen M. Gratia Adler (Maria Frieden) und M. Elisabeth Vaterodt (Marienthal) gewesen sein. Auch die Zisterzienserinnen an der deutsch-polnischen Grenze sind nur noch zu zehnt. Auch ihr Kloster ist für eine so kleine Gemeinschaft sehr groß.
„Ja, wir haben den Platz für unsere Schwestern aus Maria Frieden“, bestätigt Äbtissin Elisabeth auf Anfrage. „Sie können bei uns eine neue Heimat finden.“ In einem gemeinsamen Kommuniqué vom 5. Juni dieses Jahres machten sie und Äbtissin Gratia die Absicht des Zusammenschlusses intern bekannt.

Äbtissin M. Gratia Adler im Innenhof der Abtei Maria Frieden.
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Demnach ist geplant, dass die Trappistinnen aus der Eifel entsprechend ihrem Gelübde auch in Marienthal „für sich leben können“, so Äbtissin Elisabeth. Man wolle aber die Gebete, die Mahlzeiten und auch die nötigen Aufgaben zum Erhalt der Abtei teilen. Drüben an der Neiße, noch mehr aber hüben in Dahlem sind die Schwesterngemeinschaften nicht nur zahlenmäßig klein, sondern auch deutlich überaltert.
18 Bewerberinnen für 78 Klöster
Man könne sich das geplante gemeinsame Wohnen unter einem Dach dabei wie in einer Wohngemeinschaft vorstellen, heißt es. „Für das Zusammenleben von Klöstern ist das eine ganz neue Vision“, sind die beiden Äbtissinnen überzeugt. Vielleicht sogar ein Modell für andere Klöster? „Aktuell kommen auf 78 Anbetungsklöster von Frauen in Deutschland ganze 18 Bewerberinnen in der Ausbildung zum Klosterleben“, stellen die beiden Äbtissinnen in ihrem Kommuniqué fest.
Äbtissin M. Elisabeth Vaterodt sieht das Projekt zudem als ein Zeichen: „Ich glaube, dass es eine Fügung sein kann, und es kommt von uns heraus. Es wurde uns nicht von außen aufgedrückt.“ Beide Gemeinschaften an einem Ort, das könne „eine geballte geistliche Kraft werden“.
Nonnenorden verlassen die Eifel
Nicht nur die Trappistinnen aus Dahlem verlassen die Region. Die Franziskaner-Schwestern aus Schleiden ziehen im Oktober in ihr Mutterhaus nach Essen. Bereits 2018 gingen die Cellitinnen des Klosters Maria Hilf in Gemünd und die Mariawalder Trappisten fort.
2019 folgten die Benediktinerinnen der Abtei Maria Heimsuchung in Steinfeld. Wenn die Dahlemer Ordensschwestern weg sind, bleibt nur noch das Salvatorianer-Kloster in Steinfeld übrig. (jre)
Der anstehende Umzug aus Dahlem kommt dabei nicht ohne Not. Der Unterhalt der weitläufigen Gebäude von Maria Frieden – einst für bis zu 40 Ordensschwestern konzipiert – ist für die Gemeinschaft „zu groß und zu teuer geworden“, so Äbtissin M. Gratia Adler. Man lebe von den Reserven.
Einnahmen aus Wirtschaftsbetrieben wie einer Landwirtschaft, einer Buchbinderei und der Paramentik (Messgewänder) oder aus dem Verkauf eines Klosterlikörs gibt es schon länger nicht mehr.
Das Mutterkloster der Trappistinnen von Maria Frieden in Konigsoord in den Niederlanden stimmte daher den Auszugs- und Verkaufsplänen von Maria Frieden zu. Und in Dahlem fragt man sich, was nun aus der Immobilie werden soll.
Klosteranwesen soll verkauft werden
Dem Vernehmen nach gibt es schon mehrere Interessenten, das Objekt ist zum Verkauf ausgeschrieben. Auch ernst zu nehmende Aspiranten aus der Eifel haben sich nach Informationen der Redaktion schon gemeldet. Von entsprechender Seite will man nicht namentlich genannt werden, um die Verhandlungen nicht zu gefährden.
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So werden die Trappistinnen von Maria Frieden wohl ihr vor 69 Jahren gegründetes Kloster verlassen haben, bevor die Zukunft der Gebäude gesichert ist. Aufgegeben wird dann zwar ein Ort, aber nicht ein ideelles Konzept: Wie Maria Frieden nach dem Zweiten Weltkrieg als Zeichen der Versöhnung von niederländischen Ordensschwestern gegründet worden war, gehört zur Abtei Marienthal ein, von einer Stiftung getragenes, internationales Begegnungszentrum als Ort der Völkerverständigung im Drei-Ländereck.
Vor der möglicherweise größten Reise seines Ordenslebens hat nun der Konvent der zehn Schwestern von Maria Frieden das letzte Wort. Er stimmt am 8. Dezember darüber ab. Am gleichen Tag entscheiden auch die Schwestern in Ostritz, ob sie die künftige „Wohngemeinschaft“ in ihren barocken Mauern wirklich wollen.