WirtschaftAn der Börse fulminant gescheitert

Das Schloss in Schmidtheim ist Firmensitz der Entrade Capital PLC, der Graf hält einen großen Anteil an dem Unternehmen.
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Dahlem-Schmidtheim – Emmanuel Graf Beissel von Gymnich ist als Unternehmer bekannt, dem die Geschäftsideen nie ausgehen. Der Waldbauer, wie der Schmidtheimer Schlossherr seinen Beruf selbst angibt, wollte zum Beispiel schon Sprudelwasser verkaufen oder Kunststoffflaschen herstellen.
Kürzlich versuchte der FDP-Politiker sein Glück an der Börse, doch dieses Vorhaben scheiterte nach nur wenigen Monaten nun fulminant. Denn die Entrade Capital PLC, die ihren Firmensitz auf Schloss Schmidtheim hat, kündigte dieser Tage an, das freiwillige Delisting ihrer Aktie bei der deutschen Börse zu beantragen. Eigentlich wollte die Firma, an der der Graf große Anteile hält, nach gut einem halben Jahr im Open Market der Frankfurter Börse nun im Entry Standard gelistet werden.
Doch die Deutsche Börse lehnte den entsprechenden Antrag ab. Als all dies bekannt wurde, stürzte der Aktienkurs der Firma binnen kurzer Zeit ins Bodenlose.
Leticia Adam von der Pressestelle der Deutschen Börse in Frankfurt wollte die Gründe für die Ablehnung des Antrags nicht bekanntgeben. „Das wäre nicht fair, wenn ich dies der Presse erzählen würde“, sagte sie auf Nachfrage.
Die Vorgänge rund um die Entrade erklärte die Fachfrau folgendermaßen: Bisher sei die Firma in einem Bereich der Börse notiert gewesen, in der nur ganz geringe Vorschriften zum Beispiel hinsichtlich der Transparenz eines Unternehmens gelten würden. Im Entry-Standard, einem speziellen Bereich für kleine und mittelständische Unternehmen, würden strengere Vorschriften zum Beispiel für den Prospekt gelten.
Die Gesellschaft müsse außerdem seit mindestens zwei Jahren bestehen, über ein gewisses Mindestkapital verfügen und außerdem regelmäßig öffentliche Bilanzen vorlegen. „All dies ist für ein Unternehmen mit Kosten verbunden, auch eine größere Transparenz ist nötig“, erläuterte die Pressesprecherin der Deutschen Börse.
Alles fristgerecht und transparent
Die Entrade wiederum erklärte in ihrer Pressemitteilung, dass man alle Unterlagen fristgerecht eingereicht habe und die Pflichten hinsichtlich der Transparenz bereits seit geraumer Zeit erfülle. Man wolle das operative Geschäft unverändert fortführen und strebe eine Rückkehr an den Kapitalmarkt an.
Im Schmidtheimer Schloss gibt man sich hingegen sehr verschlossen. Mehrere Anfragen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ wurden entweder nicht beantwortet oder ablehnend beschieden. „Im Moment haben wir weder die Zeit, um einen Besuch zu empfangen, noch um Fragen zu beantworten“, erklärte Tanja Lutz, Assistentin der Geschäftsleitung, vergangenen Donnerstag. Man solle sich im Herbst noch einmal melden.
Wer Informationen über die Entrade will, muss deshalb auf das Internet zurückgreifen. Hauptaktionär der Entrade Capital PLC ist der Firmenhomepage zu Folge mit etwa 90 Prozent der Anteile die Entrade Venture Limited, deren Direktor Emmanuel Graf Beissel von Gymnich ist. Diese Firma ist in Hongkong beheimatet und gehört zu 45 Prozent dem Schmidtheimer Grafen.
Die Entrade Capital PLC hat die Firmenanschrift in England, den Firmensitz im Schmidtheimer Schloss und den Bürositz in Düsseldorf. Der Schmidtheimer Graf ist einer von zwei Mitgliedern des Vorstands. Der Vorstand einer Aktiengesellschaft wird bekanntlich von einem Aufsichtsrat kontrolliert. Dem Aufsichtsrat der Entrade Capital PLC gehören drei, ab 1. September dann vier Personen an. Eine von diesen ist Anne Gräfin Beissel von Gymnich. Der Graf lässt sich also unter anderem von seiner eigenen Ehefrau kontrollieren.
Laut Homepage ist die Entrade Capital PLC eine international tätige Venture Capital- und Handelsgesellschaft in den Bereichen „Erneuerbare Energien“ und „Clean Tech“. Das Unternehmen hat mehrere Tochterfirmen. Eine dieser Firmen will nun eine Biogas-Anlage in Serbien errichten, wofür Investoren gesucht werden.
Dass man mit dem Betrieb von Biogas-Anlagen auch an der Börse akzeptiert werden kann, bewies dieser Tage die KTG Energie AG mit Sitz in Hamburg. Dieses Unternehmen ist seit dem 29. Juni im Entry Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert.