Die zwei Seiten der SicherheitWeniger Straftaten aber nicht weniger Sorgen

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Razzia im Euskirchener Ruhrpark: Die Polizei will Präsenz zeigen, stößt aber an personelle Grenzen.

Razzia im Euskirchener Ruhrpark: Die Polizei will Präsenz zeigen, stößt aber an personelle Grenzen.

  • Die sinkenden Kriminalitätszahlen der Statistik spiegeln sich im Empfinden der Bürgerinnen und Bürger nicht wieder.
  • Wer selbst Opfer eines Einbruchs wurde, der fühlt sich nicht besser, nur weil insgesamt weniger eingebrochen wird.
  • Aber was kann die Polizei noch tun, außer Mit Kontrollen und Razzien gegen Kriminalität vorgehen?

Kreis Euskirchen – Die Leute aus dem Drogenmilieu fühlen sich in Euskirchen nicht mehr so wohl, ist sich Harald Mertens sicher. „Dazu haben die Schwerpunktkontrollen in der letzten Zeit wohl beigetragen“, so der Polizeidirektor und Abteilungsleiter der Kreispolizeibehörde Euskirchen. Er hoffe, dass das die Bevölkerung auch so sehe.

Andererseits wissen er und Landrat Günter Rosenke: Zwischen den objektiven Zahlen der Kriminalstatistik und dem subjektiven Sicherheitsempfinden der Bürger klafft zuweilen eine große Lücke. Wer Opfer eines Einbruchs geworden sei, so Rosenke, den interessiere es wenig, dass sich die Zahl der Wohnungseinbrüche von 2015 bis 2018 mehr als halbiert habe. „Wir müssen die Wahrnehmung der Bürger ernst nehmen“, sagt Mertens.

„Die Zahlen werden auch mal wieder steigen.“

Für Mertens und Rosenke zeigen die Statistiken deutlich: Die Menschen im Kreis Euskirchen leben im Schnitt sicherer als die Menschen in Gesamt-NRW. „Im Kreis leben 1,07 Prozent der Einwohner Nordrhein-Westfalens, hier werden aber nur 0,75 Prozent der Straftaten in NRW verübt“, zitiert Mertens die Kriminalstatistik 2018, die die Abnahme der Straftaten in den letzten Jahren fortschreibt. Mit seiner Erfahrung von 39 Jahren im Polizeidienst weiß er aber auch: „Die Zahlen werden auch mal wieder steigen.“

Zudem gibt es die Orte, deren Betreten nicht wenigen Bürgern wegen der dort häufig anzutreffenden Klientel Unbehagen bereitet: die Bahnhöfe in Euskirchen und Kall oder gewisse Parks in der Kreisstadt. Mertens: „Da müssen wir Präsenz zeigen.“

Personalstärke ist natürlich ein Thema

Wenn sich die Kriminalität zu gut zwei Dritteln im Norden des Kreises abspiele, sei es nachvollziehbar, dass sich die Aufteilung der Beamten dem anpasse – auch wenn hier Flexibilität geübt werde. „Bei der Brandserie im Südteil 2018 hatten wir natürlich auch Kräfte aus Euskirchen vor Ort“, nennt Mertens ein Beispiel. Doch die Beamten, die man auf die Straße schicken möchte, um zu ermitteln oder Ganoven das Leben schwer zu machen, muss man erst einmal haben – womit das Thema Personalstärke angesprochen wäre, das Rosenke als Leiter der Kreispolizeibehörde (KPB) immer wieder Sorgen bereitet.

Aber haben nicht erst kürzlich die CDU-Landtagsabgeordneten Klaus Voussem und Dr. Ralf Nolten verkündet, dass die von ihnen getragene Landesregierung acht neue Stellen für die KPB geschaffen und in diesem Jahr 2500 Polizeianwärter eingestellt habe? Letzteres nehmen Rosenke und Mertens lobend zur Kenntnis, auch wenn erfahrungsgemäß etwa 30 Prozent die Ausbildung nicht zu Ende brächten – etwa mangelnder Fitness wegen. Doch die Botschaft von den acht zusätzlichen Stellen sei allerhöchstens die halbe Wahrheit, so der Landrat.

20 Kollegen für 29 Stellen im Kreis Euskirchen

Was die Abgeordneten nämlich nicht erwähnt hätten: Eigentlich bräuchte die KPB Euskirchen 29 Stellen, um für das nächste Jahr die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu ersetzen, die in Pension oder Elternschaft gingen beziehungsweise versetzt würden.

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Ihren Dienst im Kreis Euskirchen treten im  September aber nur 20 neue Kollegen an, die sich 21 Stellen teilen, so Mertens: „Das heißt, dass wir am 1. September noch einigermaßen gut besetzt sind, aber zum 1. November gehen zwei Kollegen in Pension.“ Beiden ist auch bewusst, dass die ausscheidenden Kräfte nicht voll ersetzt werden. „Es gibt schließlich 47 Polizeibehörden in NRW“, ist sich Mertens der Bedarfe seiner Kollegen andernorts bewusst.

Um mit dem zur Verfügung stehenden Personal – in der KPB arbeiten rund 300 Personen, darunter 210 im Polizeidienst, 50 bei der Kripo sowie Verwaltungsbeschäftigte – die Aufgaben zu bewältigen und die angemessene Präsenz auf der Straße zu zeigen, brauche es zuweilen Umschichtungen. „Durch die Vorfälle in Lügde“, erläutert Mertens, „sind die Themen Sexueller Kindesmissbrauch und Kinderpornografie in den Fokus gerückt worden.“ Auf Anweisung des Landes seien nun fünf Kripo-Beamte in Euskirchen mit der sehr belastenden Auswertung entsprechender Dateien beschäftigt. Dies, so Mertens, sei eine sehr wichtige Arbeit. Aber diese Mitarbeiter fehlten zum Teil für andere Aufgaben.

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