Krieg in der UkraineEuskirchenerin hat Angst um Familie

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Euskirchenerin schaut Nachrichten aus Ukraine

Fassungslos verfolgt Diana Tanner die schlimmen Nachrichten aus der Ukraine.

Euskirchen – 1807 Kilometer trennen die Stadt Euskirchen von der Region Winnyzja in der Ukraine. Dort ist Diana Tanner (Name von der Redaktion geändert) aufgewachsen, dort griff das russische Militär am Donnerstag laut den ukrainischen Behörden wie in anderen Teilen der Ukraine Kasernen der ukrainischen Streitkräfte an.

Sie habe die ganze Nacht nicht geschlafen, berichtet Tanner am Telefon. „Ich kann das nicht verstehen“, sagt sie. „Ich bin einfach nur sprachlos.“ Sie weint.

Die 51-Jährige kam mit 24 Jahren nach Deutschland. Ihre beiden Kinder sind hier aufgewachsen, sie alle haben einen deutschen Pass. Aber: Ihre Mutter, ihre beiden Schwestern und ihre 13 Jahre alte Nichte leben noch immer in Winnyzja, ihr Bruder in Odessa im Süden der Ukraine. Er habe am Telefon von Angriffen und Toten berichtet, sagt Tanner. Auch die Nachrichtenagentur afp berichtet am Donnerstag von Explosionen in Odessa und von Toten.

Sorge um Nichte in der Ukraine

Erst vor wenigen Minuten habe sie mit ihrer Mutter gesprochen, sagt Tanner am Telefon. „Die Leute haben Panik.“ Die nächste Grenze ist mehr als 150 Kilometer von der Region entfernt. Der öffentliche Verkehr sei eingestellt worden, berichtet Tanner. Kein Bus fahre mehr und ihre Familie habe kein Auto. „Die wissen nicht wohin.“ Die größten Sorgen macht sie sich um ihre Nichte. Sie sei doch noch ein Kind.

Tanner ist froh, dass ihre eigenen Kinder in Deutschland und in Sicherheit leben. „Es war meine beste Entscheidung, hierhin zu kommen. Ich wollte, dass meine Kinder in Frieden aufwachsen.“ Wieder kommen ihr die Tränen. Sie habe auch Verwandtschaft in Russland und Weißrussland, erzählt sie weiter. Keiner wolle diesen Krieg. „Wir sind doch alle miteinander verwandt.“

Sie appelliere an Wladimir Putin, dass er damit aufhöre, sagt sie. „Der sitzt am längeren Hebel, die Ukraine hat nichts.“ Die Ukraine sei ein armes Land, gerade in den ländlichen Regionen sei viel kaputt. Von Deutschland und der Nato wünscht sie sich, dass sie versuchen, mit Putin zu reden, um ihn so zum Einlenken zu bewegen. Und, dass sie „wenigstens die Kinder irgendwie aus dem Land holen“.

„Kriege waren noch nie gut“

Olga Zubiks hat in Kasachstan gelebt, bevor sie nach Deutschland kam. Sie hat in Kall ein Lebensmittelgeschäft, in dem sie slawische und orientalische Spezialitäten anbietet. „Meine Mutter kam aus der Ukraine und hat später bei uns in Kasachstan gelebt“, erzählt Zubiks. In ihrer Jugend sei sie mehrfach in der Ukraine gewesen.

Drei Cousins von ihr wohnten mit ihren Familien noch in der Westukraine: „Jetzt macht man sich schon einmal Gedanken, wie es ihnen geht.“ Sie mache sich aber auch um Deutschland Sorgen, weil die Wirtschaft doch vom Handel mit Russland abhängig sei.

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„Kriege waren noch nie gut. Dabei sterben immer viele unschuldige Menschen“, sagt Zubiks. Wer für den Ausbruch des Krieges letztlich verantwortlich sei, könne sie nicht beurteilen: „Jetzt können wir nur noch für den Frieden beten.“ Niemand wisse, was noch komme. Sie hoffe, dass der Krieg bald vorbei sei.

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