EuskirchenAus für Schlachthof nach 114 Jahren – „mehr Wohnqualität“
Euskirchen – Alles deutet darauf hin, dass die Geschichte des Euskirchener Schlachthofs nach 114 Jahren zu Ende geht. Die Stadt will das an der Erftstraße gelegenene Grundstück verkaufen. Der Rat hat dazu diese Woche in nicht öffentlicher Sitzung seine Zustimmung erteilt, wie Bürgermeister Dr. Uwe Friedl (CDU) auf Anfrage mitteilte.
Das Areal soll nach Informationen dieser Zeitung an die Euskirchener Baugesellschaft Eugebau veräußert werden. Dies bestätigte am Donnerstag, ebenfalls auf Anfrage, der Geschäftsführer des Unternehmens, Oliver Knuth. Die Eugebau, so Knuth weiter, werde auch die Gebäude übernehmen.
Die Stadt hatte die Aufbauten vor vielen Jahren im Wege des Erbbaurechts einer Firma überlassen, die den Schlachthof in der Folgezeit wiederum an andere Unternehmen verpachtete. Zuletzt lag nach Knuths Angaben eine Genehmigung für 1000 Schlachtungen pro Monat vor.
Erbbaurecht übertragen
Besagte Firma überträgt das Erbbaurecht nun – auch hier hat der Rat nach Friedls Angaben zugestimmt – an die Eugebau. Die Baugesellschaft hat damit freie Hand, was die künftige Entwicklung der Fläche anbelangt.
Bis Mitte 2016 wurde in dem denkmalgeschützten Komplex an der Erftstraße noch regelmäßig geschlachtet. Danach klang der Betrieb langsam aus, bevor er im vergangenen Februar endgültig zum Erliegen kam. Die Euskirchener Baugesellschaft wird das Schicksal des Schlachthofs endgültig besiegeln, wie Geschäftsführer Knuth sagte.
Das Unternehmen verfügt ganz in der Nähe über eine Reihe von Mietshäusern. Weitere kommen hinzu, darunter drei Gebäude mit 66 Wohneinheiten, die derzeit an der Erftbleiche entstehen. Mittelfristig sind außerdem neue Häuser mit insgesamt mehr als 50 Wohnungen im Karree zwischen Erftstraße, Keltenring und der Straße In den Herrenbenden geplant.
„Wir engagieren uns in dem Gebiet sehr stark, allein für die drei Häuser in der Erftbleiche, die wir momentan bauen, belaufen sich die Gesamtinvestitionen auf rund zehn Millionen Euro“, erklärte Knuth am Donnerstag.
Ihren gegenwärtigen und ihren zukünftigen Mietern wolle die Eugebau die Emissionen, die vom Schlachthof ausgingen, „nicht mehr zumuten“, so der Geschäftsführer. Damit sei zum einen der Lärm gemeint, den der Anlieferverkehr verursache, zum anderen das Tiergeschrei, „ausgelöst durch Enge und Todesangst“, und nicht zuletzt Blutgeruch.
Um die Wohnqualität in der Umgebung zu erhöhen, werde die Eugebau als künftiger Eigentümer keinen Schlachtbetrieb mehr zulassen. Das Gebiet, das die Eugebau „Erftquartier“ nennt, erfahre eine deutliche Aufwertung. Damit endet ein Kapitel, das 1903 mit Bau der stattlichen, von einem Turm überragten Anlage begonnen hatte.
Was aus den Gebäuden wird, ist noch ungewiss. Die Eugebau müsse zuerst den Bestand aufnehmen und klären, wie es in Sachen Statik, Brandschutz und technischer Infrastruktur aussehe, sagte Knuth. Die nächste Aufgabe werde dann man sich auch mit den Denkmalbehörden zusammensetzen.
Der Geschäftsführer der Firma, der der Schlachthof bisher gehörte, wollte am Donnerstag im Gespräch mit dieser Zeitung keine Stellungnahme zu der Angelegenheit abgeben. Das Unternehmen hat nach Knuths Angaben noch bis Ende 2021 Zeit, die Gebäude zu räumen. „Bis dahin sollte bei uns Klarheit darüber herrschen, was wir dort tun wollen.“
Freie Flächen auf dem Areal, das im Osten an die Hermann-Josef-Grundschule und im Norden an das Gelände der St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft grenzt, böten sich sicherlich für eine Wohnbebauung an, sagte Knuth.
Was das Gesamtkonzept angehe, werde die Eugebau auf die Ideen „kreativer Köpfe“ zurückgreifen.