Baufläche, Kosten, ZeitAlle wichtigen Antworten zum Regionalplan im Kreis Euskirchen

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Es wird weiteren Zuzug in den Kreis geben: Vielerorts, wie hier im Euskirchener Baugebiet Weiße Erde, wird bereits gebaut. Die Städte und Gemeinden haben nun bekanntgegeben, wo weitere Bauflächen entstehen könnten.

Es wird weiteren Zuzug in den Kreis geben: Vielerorts, wie hier im Euskirchener Baugebiet Weiße Erde, wird bereits gebaut. Die Städte und Gemeinden haben nun bekanntgegeben, wo weitere Bauflächen entstehen könnten.

  • Im Kreis Euskirchen wird über die zukünftige mögliche Bebauung und Entwicklung bis 2040 diskutiert. Es geht um den Regionalplan, der bald aufgestellt werden soll.
  • Worum geht es da überhaupt und was kommt auf einzelne Kommunen zu? Alle wichtige Fragen und Antworten finden Sie bei uns.

Kreis Euskirchen – Insgesamt rund 1200 Hektar Fläche haben die Städte und Gemeinden im Kreis Euskirchen – Gesamtgröße 124 873 Hektar – angemeldet, um sie vielleicht künftig mal Häuslebauern oder Gewerbetreibenden zur Verfügung stellen zu können.

Das „Vielleicht“ ist in diesem Falle wichtig, denn: Was mit diesen Flächen letztlich geschehen wird, sollen spätere Generationen entscheiden können. Man will ihnen die Möglichkeiten zu entscheiden halt auch nicht verbauen. Schließlich geht es um eine Planung, die bis zum Jahr 2040 reichen soll. Für diesen Zeitraum will die Bezirksregierung Köln nämlich in Kürze einen Regionalplan aufstellen.

In der Kreisverwaltung in Euskirchen wurden die Vorschläge aus den Städten und Gemeinden aufgenommen, die nun in einem Kreisentwicklungskonzept (Kek) gebündelt werden. An diesem Donnerstag, 17 Uhr, treffen sich daher die Mitglieder des Kreis-Planungsausschusses im Kreishaus, um das Kek soweit zu beraten, dass es der Kreistag in der kommenden Woche beschließen kann.

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Warum drängt die Zeit?

Im Sommer, so der zuständige Kreis-Geschäftsbereichsleiter Achim Blindert, will die Bezirksregierung einen ersten Entwurf für den Regionalplan vorlegen. Daher braucht sie die Vorschläge aus den Kommunen. Bis Ende März sollten sie in Köln vorliegen, nun wird es ein paar Tage später werden.

Musste alles sehr schnell gehen?

Erst am Dienstagabend hatte der Stadtrat in Mechernich seinen Beitrag zum Kek beschlossen.Gerade in Mechernich gab es heftige Diskussionen, weil aus der Bevölkerung Proteste laut wurden. Die Verwaltung und die Ratsmehrheit schlagen nach Meinung der Beschwerdeführer viel mehr Bauerwartungsland vor, als es Landschaft und Natur gut tue. Die Mechernicher Stadtverwaltung weist hingegen darauf hin, dass es lediglich um Vorschläge geht. Ob und wo tatsächlich gebaut werden wird in den Jahren bis 2040, bestimmten die dann tätigen Mitglieder des Stadtrats – inklusive Bürgerbeteiligung.

Zwar, so Blindert, habe der Kreis bereits 2017 das Kek auf die Schiene gesetzt, dann aber habe es eine Verzögerung gegeben, weil bei der Regionalplanung sowie bei den Kreisen, Städten und Gemeinden zunächst die Bevölkerungszahlen aktualisiert werden mussten. In ihrer Vorlage zu der Sitzung des Planungsausschusses spricht die Verwaltung denn auch von einer „straffen Terminplanung“ der Bezirksregierung.

Wie setzen sich die Vorschläge zusammen?

Bei den Flächenangaben der einzelnen Kommunen wird unterschieden. Sie geben zum einen an, welche Areale sie für die eigene Entwicklung brauchen – etwa für Kinder, die vor Ort aufgewachsen sind und dann selbst dort bauen möchten.

Zum anderen markieren die Verantwortlichen in den Rathäusern Flächen, die sie im Sinne von Region+ zur Verfügung stellen könnten.

Was hat es mit Region+ auf sich?

Köln hat derzeit rund eine Million Einwohner, in wenigen Jahren dürften es 1,2 Millionen sein. Doch so schnell entstehen dort keine Wohnungen, abgesehen davon, dass das Wohnen dort sehr teuer ist. Köln könnte auch weiteres Gewerbe ansiedeln, hat aber kaum noch Platz oder bekommt diesen nicht schnell genug erschlossen.

Also ist das Umland gefragt, ein zweiter oder gar dritter Speckgürtel soll entstehen, um Druck aus dem Kessel zu nehmen. Vor allem Städte und Gemeinden an der Bahnstrecke sind gefragt: Weilerswist, Euskirchen, Mechernich, Kall, Bad Münstereifel und Zülpich stehen bei den Regionalplanern hoch im Kurs. Dann wird wohl eine Art Ranking bestimmen, welche Kommunen noch in Frage kommen. Für Hellenthal und Schleiden, die weit vom Schuss und ohne Bahnanbindung sind, dürfte es schwierig werden, zu einem – wievielten auch immer – Speckgürtel zu gehören.

Wie groß sind die vorgeschlagenen Flächen?

Hier können nur ungefähre Zahlen der Gesamtgrößen genannt werden. Zu den Kommunen, die mehr als 100 Hektar vorschlagen, gehören Bad Münstereifel (rund 145 Hektar), Blankenheim (110,6), Euskirchen (132), Kall (101), Mechernich (119) Nettersheim (143), Weilerswist (107) und Zülpich (208). Flächen für Wohnen und Gewerbe unterhalb von insgesamt 100 Hektar geben Blankenheim (98), Hellenthal (66,2), Schleiden (35,8) an. Darunter sind auch Doppelmeldungen, weil neuerdings auch interkommunale Gewerbegebiete ins Auge gefasst werden: Euskirchen und Mechernich etwa schlagen ein gemeinsames Gewerbegebiet bei Wißkirchen vor. Nettersheim, Blankenheim und Dahlem wollen es am Autobahnanschluss Blankenheim miteinander versuchen. Was am Ende davon übrigbleibt, ist offen. Es werde erfahrungsgemäß schon von der Bezirksregierung einiges gestrichen, so der Mechernicher CDU-Ratsfraktionschef Peter Kronenberg.

Ist mit weiterem Zuzug zu rechnen?

Ja, aber nicht überall. Wenig Wohnungen, hohe Mieten in Köln und Bonn werden laut Experten für ein positives Wanderungssaldo in den Kreis sorgen. Ja sie tun es bereits seit einigen Jahren, wie in Weilerswist und Euskirchen eindrucksvoll zu beobachten ist. „Insbesondere die Altersgruppe der 30- bis 45-Jährigen, die sich ihren Wunsch nach einem Ein- oder Zweifamilienhaus erfüllen und gegebenenfalls eine Familien gründen möchte, weicht in das Umland der Ballungszentren aus und findet unter anderem im Kreis Euskirchen (noch) ein entsprechendes Angebot vor“, heißt es im Kek-Entwurf, den das Kölner Regionalplanungsbüro Dr. Jansen im Auftrag des Kreises erstellt hat: „Diejenigen Kommunen, die am nächsten zu Köln und Bonn liegen und gut angebunden sind, partizipieren am stärksten an dieser Entwicklung.“

Was kostet das Kreisentwicklungskonzept?

Rund 100 000 Euro, die ausschließlich aus dem Kreishaushalt kommen.

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