Euskirchener GastronomieGewerkschaft fordert Nothilfen im Dezember

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Leere Tische und hochgeklappte Stühle gehören für Gastronomen wie Patrick Rothkopf seit Frühjahr zum Alltag.

Leere Tische und hochgeklappte Stühle gehören für Gastronomen wie Patrick Rothkopf seit Frühjahr zum Alltag.

Euskirchen – Für die Mitarbeiter des Hotel Restaurant Rothkopf heißt es im Moment Zähne zusammenbeißen – wie für viele andere Beschäftigte in der Gastronomie auch. Die zwölf Küchen- und Servicekräfte können nur in Teilzeit arbeiten. Noch härter trifft es die drei Minijobber des Hotels. Für sie gibt es momentan keinen Bedarf. „Unser Gewerbe ist seit dem Frühjahr durchgängig von Lockdowns betroffen. Und wir werden auch die letzten sein, die wieder aufmachen dürfen“, sagt Hotelinhaber Patrick Rothkopf.

An ein Ende der Corona-Maßnahmen nach dem 10. Januar glaube in seiner Branche niemand. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) bringt deshalb eine Notlösung ins Spiel: Sie fordert einen Corona-Schutzschirm für Beschäftigte des Hotel- und Gaststättengewerbes.

Reserven der Beschäftigten seien aufgebraucht

Im Kreis Euskirchen gibt es laut Arbeitsagentur rund 290 Unternehmen und 2300 Arbeitnehmer in der Branche. Eine Nothilfe in Höhe von 1000 Euro, wie sie die NGG fordert, käme vielen Kellnern und Köchen gelegen. Wegen niedriger Löhne und fehlendem Trinkgeld seien die Reserven der Beschäftigten aufgebraucht, sagt Manja Wiesner, Geschäftsführerin der NGG-Region Köln, in einer Pressemitteilung.

Das Geld reicht nicht aus

„Das Geld reicht kaum mehr für die Miete – von Weihnachtsgeschenken ganz zu schweigen“. Die Kosten der Nothilfe hält die Gewerkschaft für überschaubar – zumindest im Dezember. Rund 600 Millionen Euro sollen es deutschlandweit sein. Das ist ein Bruchteil der 17 Milliarden Euro an Nothilfen, die die Bundesregierung an Unternehmen im Gastgewerbe bezahlt. Letztere sollten ohnehin an den Erhalt von Arbeitsplätzen geknüpft werden, so Wiesner. „Es darf nicht sein, dass sich Wirte und Hoteliers jetzt 75 Prozent des Vorjahresumsatzes erstatten lassen und wenig später ihre Mitarbeiter vor die Tür setzen.“

In seiner Funktion als Vizepräsident des Hotelverbandes Dehoga Nordrhein unterstützt Rothkopf die Forderungen der NGG. „Das ist kein Lockdown light für uns“, erläutert er. Viele Beschäftigte in der Gastronomie hätten fast vier Monate ohne Arbeit hinter sich. „Und dann gibt es noch die Betriebe, die besonders hart betroffen sind. Bars, Clubs und Diskotheken sind ja komplett geschlossen.“ Seinen eigenen Mitarbeitern wolle er möglichst Arbeit und eine Perspektive bieten. „In unserer Branche, die massiv von Fachkräfte- und Nachwuchsmangel betroffen ist, ist das sehr wichtig.“

Vier weitere Todesfälle im Kreis Euskirchen

Die Zahl der Menschen im Kreis, die im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben sind, ist von 53 auf 57 gestiegen. Drei Männer, 73, 76 und 87 Jahre alt, sind im Krankenhaus gestorben, eine 76-jährige Frau zu Hause.

Es gab laut Kreis 60 Neuinfektionen, am Mittwoch waren es 63, am Donnerstag der vergangenen Woche 62. Die Inzidenz sank von Mittwoch auf Donnerstag von 140,7 auf 139,6. Am Donnerstag waren 351 (Mittwoch 322) Menschen aktuell bestätigt infiziert. In Euskirchen (neuer Wert 128) waren elf Fälle dazu gekommen, in Hellenthal (7), Nettersheim (16) sowie Zülpich (36) jeweils 5, in Bad Münstereifel (55) 4 und in Schleiden (33) 3.

Im Kreis Düren waren am Donnerstag 723 (678) Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert, 2 (3) davon kommen aus Heimbach. Seit Mittwoch gab es 91 (83) Neuinfektionen. Die Inzidenz lag bei 202,2 (195,0).

Die Inzidenz in der Städteregion Aachen lag am Donnerstag bei 150 (137) . Es gab laut Mitteilung des Krisenstabs 220 (142) Neuinfektionen seit Mittwoch. Die Zahl der Todesfälle blieb unverändert bei 213.

Der Rhein-Erft-Kreis meldete für Mittwoch einen Inzidenzwert von 116,0, der Rhein-Sieg-Kreis von 123,2 und der Eifelkreis Bitburg-Prüm von 115,1. (sch)

Die Hotelbranche trifft der Lockdown vergleichsweise mild. Nichttouristische Übernachtungen sind im Hotel Rothkopf noch möglich. Mit dem Verkauf von Wein und Außer-Haus-Speisen kann das Hotel zusätzlich ein wenig Umsatz generieren. Im Vergleich zum früheren Tagesgeschäft ist das trotzdem zu wenig.

Der Außer-Haus-Verkauf laufe eher schleppend seit November, sagt Rothkopf: „Ich habe mit Kollegen darüber gesprochen und die haben das gleiche Problem.“ Beim ersten Lockdown im Frühjahr sei das ganz anders gewesen. Seine Vermutung: „Im März wollten viele Gäste noch ihr Stammlokal unterstützen. Jetzt könnte es aber auch bei ihnen finanziell eng geworden sein. Wir sind ja nicht die einzigen, die in Kurzarbeit sind.“

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Auch die für die Branche lukrativen Weihnachtsfeiern fallen dieses Jahr aus. „Es gab schon unterjährig viele Absagen für Weihnachtsfeiern.“ Catering oder das Anbieten von Weihnachtsmenüs seien auch keine Lösungen, weil niemand riskieren wolle, dass sich Mitarbeiter bei einer internen Veranstaltung mit Covid infizieren.

Das größte Problem der Branche ist momentan die Frage, wie es nach dem Lockdown weiter geht. Bald könnte aber noch ein anderes Problem auf die Gastronomen zukommen: Branchen mit großem Personalbedarf werben um die Mitarbeiter aus dem Gaststätten- und Hotelgewerbe. Darunter ist zum Beispiel der Discounter Lidl. Im schlimmsten Fall also können die Gastronomen im nächsten Jahr ihre Betriebe öffnen – und haben dann keine Mitarbeiter mehr.

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