FußballkreisDoris Mager wünscht sich einen runden Tisch mit Euskirchen Türk Gencligi

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Doris Mager lehnt an eine Absperrstange und hält einen Ball in ihren Händen.

Ihr Amt macht ihr im Großen und Ganzen Spaß: Doris Mager, Fußballkreisvorsitzende in Euskirchen.

Die Euskirchener Fußballkreis-Vorsitzende Doris Mager spricht über den Frauenfußball, die Männer-EM und eine Neuerung zum Saisonstart.

Seit 2019 ist Doris Mager Vorsitzende des Fußballkreises – und sie erlebte in der abgelaufenen Saison erstmals eine „normale“ Spielzeit, wie sie es im ersten Teil des Gesprächs mit der Lokalsportredaktion dieser Zeitung formulierte, der vor einer Woche erschien. Im zweiten Teil geht es unter anderem um den Frauenfußball, die Rückkehr von Türk Gencligi und die EM 2024.

Die Situation des Frauenfußballs im Kreis Euskirchen

Acht Frauenmannschaften aus dem Kreis gehen an den Start, fünf davon in der Kreisliga. Neu sind dort der VfL Kommern und der TuS Zülpich. Letzterer geht aus der SG Oleftal hervor. Rhenania Bessenich hat nicht gemeldet. Sieben der acht Teams wollen im Pokal antreten.

„Der Frauenfußball im Kreis ist echt schwierig: Die Wege sind zu weit, es gibt zu wenig Vereine, die was anbieten können und wollen, man findet aber auch kaum Spielerinnen“, sagt Doris Mager. Der Rückzug des VfL Kommern 2020 aus dem Seniorinnenbereich habe wehgetan. „Die sind aber ja jetzt wieder da.“

Unklar sei die Situation in der Kreisliga. Im Rhein-Erft-Kreis seien viele Mannschaften am Start, angeblich bis zu 16. Wie die Liga aufgeteilt wird, ist noch nicht bekannt. „Ich weiß nicht, wie man bei den Frauen mit einer 20er- oder 22er-Staffel spielen könnte“, so Doris Mager.

Eine Frau, die den Antrag gestellt hat, bei den Männern zu spielen, was mittlerweile möglich ist, gab es im Fußballkreis Euskirchen noch nicht, berichtet die Vorsitzende.

Pokalspieltag der Jugend und Frauen-Kreispokalfinale

Das Endspiel der Frauen findet am Abend des 2. Oktober statt. Am 3. Oktober ist Pokalspieltag der Jugend. „Das wollen wir wieder wie vor Corona machen“, so Mager. Ausgeschrieben sei der Tag, gemeldet habe sich aber noch niemand. „Wir hoffen, dass wir einen Ausrichter finden.“ Das Frauenendspiel und die Jugendpokalspiele sollen am gleichen Ort stattfinden. „Wir wollen das nicht parallel machen. Es wird also hoffentlich ein Verein sein, der Flutlicht hat“, so Mager.

Spielerinnen der SG Oleftal und des TB-SV Füssenich-Geich kämpfen vor großer Zuschauerkulisse um den Ball.

Das Frauenfußball-Kreispokalfinale 2022/23 zwischen TB-SV Füssenich-Geich und der SG Oleftal in Dreiborn endete mit 2:1.

Präzedenzfall bei Sperren von Jugendspielern

Ein A-Jugendspieler im Kreis Euskirchen war im April in einem Seniorenspiel vom Platz gestellt worden. Daraus ergab sich die Frage, ob er sechs Tage später im nächsten A-Juniorenspiel eingesetzt werden durfte. Das Kreisjugendsportgericht entschied, dass er nicht spielberechtigt sei, da er laut DFB-Net gesperrt war. „Das ist aber ein technisches Problem“, sagt Doris Mager.

Das Verbandsjugendsportgericht hat nun ein Urteil gefällt, auch weil es in anderen Kreisen unterschiedliche Urteile gibt: Ein A-Jugendlicher, der eine Sperre im Seniorenbereich erhält, ist in der Jugend spielberechtigt. Das liegt unter anderem daran, dass Seniorensperren in Spieltagen, Jugendsperren aber in Wochen aufgeführt werden.

In der Jugendspielordnung heißt es seit 2020: „Die Ableistung von Spieltagssperren erfolgt nur in Wettbewerben der Senioren.“ Nur wenn ein Sportgericht entscheidet, eine Zeitsperre zu verhängen, gilt diese für jeglichen Spielverkehr. Heißt auch: Erhält er die Sperre im Jugendbereich, darf er bei den Senioren nicht spielen. „Ich persönlich bin der Meinung: Wenn ein Spieler mit Rot vom Platz fliegt, darf er nirgendwo spielen“, so Mager.

Gewalt und Vorfälle in der abgelaufenen Saison

Krasse Fälle gab es laut Doris Mager nicht, wohl aber Einzelfälle, in denen Schiedsrichter beleidigt wurden. Vereinzelt wurden Spiele wegen Rangeleien oder Meckereien unter- oder abgebrochen. Auch die Zahl der Spielabbrüche in der Jugend war rückläufig. Insgesamt nimmt Mager hier auch Vereinsverantwortliche in die Pflicht, die manchmal von außen die Stimmung anheizen.

Die Rückkehr von Euskirchen Türk Gencligi

Nach einem Jahr Sperre im Seniorenbereich darf Türk Gencligi wieder eine Mannschaft stellen und ohne Bewährung auflaufen. Diese war ursprünglich vom Kreissportgericht verhängt worden, wurde vom Bezirkssportgericht aber kassiert. Bislang sind andere Klubs oder Schiedsrichter wegen Türk Gencligi nicht an den Fußballkreis herangetreten. „Das wird vermutlich erst passieren, wenn die Staffeln eingeteilt sind“, so Mager.

Dass der Verein eine neue Chance erhält, findet sie richtig. „Ich hätte mir aber gewünscht, wenn er auf mein Angebot eines runden Tischs zum Thema Gewalt eingehen würde. Vielleicht kriegen wir das ja noch bis Saisonbeginn hin“, so Mager. Bei diesem runden Tisch würden Beispiele aus anderen Kreisen besprochen, um durch geänderte Strukturen im Vorfeld präventiv tätig zu werden.

Aktuell läuft der Strafprozess gegen den ehemaligen Vorsitzenden des Vereins, der angeklagt ist, die Flasche auf den Schiedsrichter geworfen zu haben. Als Laie findet Mager: „Dass sich das so in die Länge zieht, kann ich in keinster Weise nachvollziehen.“

Spaß am Amt als Fußballkreisvorsitzende

Grundsätzlich mache ihr ihre Arbeit Spaß, sagt Doris Mager. Allerdings nicht immer: zu viele Termine auf einmal, zu viele Themen, die nichts mit dem klassischen Spielbetrieb zu tun haben, und Anfragen an den Verband, die nicht beantwortet werden. „Wenn man nicht weiterkommt, ist das anstrengend“, so Mager.

Zu den schönen Seiten des Amtes gehöre der Austausch mit den Vereinen: „Ich glaube, dass ich überall gern gesehener Gast auf den Sportplätzen bin, und die Vereinsverantwortlichen nutzen die Gelegenheit auch zum Gespräch.“ Auch Einladungen zu Jubiläen gefallen ihr. „Man kommt mit Leuten zusammen, die man sonst nicht kennenlernt“, sagt Mager und meint unter anderem Vertreter anderer Landesverbände. Und sie freut sich, dass sie ein gutes Team um sich herum hat.

Vorfreude auf die Europameisterschaft

„Grundsätzlich freue ich mich auf das Turnier im eigenen Land“, sagt Doris Mager. Die Stimmung sei aber sehr davon abhängig davon, „was die Jungs auf den Platz bringen“. Derzeit sei sie wegen der Leistungen der Nationalmannschaft nicht gut, erklärt sie und fügt hinzu: „Ich weiß nicht, wie Hansi Flick das rumreißen will.“

Die Ursache der schwachen Leistungen sieht sie auch bei den Vereinen in der Bundesliga. „In einigen Mannschaftsteilen wird auf ausländische Spieler zurückgegriffen.“ Auf bestimmten Positionen fehlten dann Spieler von hohem Niveau. Mager lobt deshalb den Weg von Vereinen wie Freiburg, die auf günstige Spieler zurückgreifen und diese zu Topspielern aufbauen wollen. „Immer schneller, höher, weiter und immer mehr Geld kann es ja nicht sein.“ Das gelte auch für die Eintrittspreise bei den Männern. „Da lobe ich mir dann ein Frauenländerspiel.“

Auswirkungen der Männer-EM auf den Kreis

„Köln als Spielort liegt im Mittelrhein. Der DFB erwartet deshalb, dass dort einiges gemacht wird. Das bündelt Kräfte, die mir im Zweifel nicht zur Verfügung stehen.“ Der FVM brauche Tausende Freiwillige. Was genau auf den Kreis zukommt, steht noch nicht fest. „Ich könnte mir vorstellen, dass es gerne gesehen wird, wenn auch im Kreis Aktivitäten stattfinden.“ Klar ist: Die Saison endet auf Verbandsebene am Pfingstmontag (20. Mai). „Für den Kreisspielbetrieb ist dieses Datum nicht gut“, findet Mager.

Saisonstart auf Kreisebene mit einem Eröffnungsspiel

Der erste Kreisliga-Spieltag ist am Sonntag, 13. August. In der Kreisliga A wird es jedoch bereits am Samstag, 12. August, 18 Uhr, ein Eröffnungsspiel geben. Doris Mager wollte eigentlich sogar schon am Freitagabend die Saison eröffnen, da findet aber das Eröffnungsspiel des Verbandes statt. „Dann haben wir gesagt, wir testen das am Samstag und gucken, wie es angenommen wird.“

Eine Spielszene aus der Kreisliga-B-Partie zwischen Zülpich II und Füssenich-Geich.

Der Aufsteiger Zülpich II (in Rot) ist eine von vier Mannschaften, die gerne da Eröffnungsspiel der Kreisliga-Saison bestreiten würden.

Vier Mannschaften haben sozusagen den Ball in den Mittelkreis geworfen: TuS Zülpich II, TSV Schönau, SV Frauenberg und DJK Dreiborn. Wo das Eröffnungsspiel stattfindet, wird am Montag, 3. Juli, im Rahmen der Pokalauslosung mit ausgelost. „Das Spiel sollte dann unter zweien dieser vier Mannschaften stattfinden, da diese vier alle am Samstag spielen wollen“, so Mager.

Grundsätzlich würde sie gerne alle Aufsteiger dazu einladen, um ihnen eine Urkunde zu überreichen.

Neue Regeln im Kreis und Verband in der Saison 23/24

Bei Fußballspielen nach dem 1. Mai wird die Schutzfrist von fünf Tagen wieder eingeführt. Spieler der unteren Mannschaft konnten bisher nach dem 1. Mai zwischen den Teams des Vereins hin und her wechseln bei Spielen an unterschiedlichen Tagen. Künftig gilt auch für sie wieder die Fünf-Tages-Frist.

Mannschaften, die nach dem 1. Mai nicht antreten, erhalten einen Abzug von drei Punkten zur neuen Saison. Das gilt auch für Mannschaften, die nach dem 1. Mai zurückziehen.

Ab der kommenden Saison dürfen die Teams fünf Spieler auswechseln.

Viele Vereine denken laut Mager, dass nach der Winterpause alles auf null gesetzt werde. „Wer im Dezember Spieler der Ersten ist, ist auch im Februar noch Spieler der Ersten.“ Es gebe aber die Sechs-Wochen-Frist: Wer vor dem 1. Mai sechs Wochen nicht für die erste Mannschaft aufgelaufen ist, obwohl er dort das letzte Spiel bestritten hat, gilt nicht zwingend als Spieler dieses Teams. „Das ist auch richtig so, wenn einer verletzt ist und wieder Spielpraxis sammeln möchte“, so Mager.

Time-out-Regel im Kreis Euskirchen

Der Fußballkreis Euskirchen hält an der Time-out-Regel fest, die es in den Nachbar-Fußballkreisen so nicht gibt. Time-out wird nicht nur als Taktik genutzt, um den Gegner zu stören, sondern auch zur Beruhigung, wenn die Gemüter hochkochen.

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