Fußballkreis EuskirchenDoris Mager freut sich über erste normale Saison als Vorsitzende

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Die Vorsitzende des Fußballkreises Euskirchen, Doris Mager, fängt einen Ball.

Die Fußballkreisvorsitzende Doris Mager zieht Bilanz der Saison und gibt einen Ausblick auf die kommende Spielzeit.

Doris Mager, Vorsitzende des Fußballkreises Euskirchen, blickt zurück und in die Zukunft. Wo steht der Fußball im Kreis?

Die Fußballsaison 2022/23 ist vorbei. Mit dem Spiel um den Aufstieg in die Kreisliga A zwischen der Sportgemeinschaft 92 und dem SC Roitzheim ist die letzte sportliche Entscheidung gefallen. Hinter den Kulissen bereitet der Fußballkreis Euskirchen jetzt die kommende Spielzeit vor. Es ist also Zeit, Bilanz zu ziehen, aber auch einen Ausblick zu geben. Doris Mager, Vorsitzende des Fußballkreises Euskirchen, nahm sich die Zeit und sprach mit der Lokalsport-Redaktion über die unterschiedlichsten Themen.

Das Fazit am Ende der Spielzeit 2022/23

Es war die erste „normale“ Saison für die Fußballkreisvorsitzende Doris Mager, die 2019 das Amt übernommen hatte. Im Frühjahr 2020 kam Corona, im Sommer 2021 noch die Flutkatastrophe obendrauf. Die Saison 22/23 sei „besser gelaufen, als wir vermutet hatten“, sagt Mager. In der Hinrunde habe man nur wenige Spielabsagen gehabt. Die Rückserie sei hingegen sehr stressig gewesen. „Der März, der April und sogar der Mai waren viel zu nass und es gab viele Spiele, die nicht gespielt werden konnten.“

Die Vereine sollten sich deshalb Gedanken machen um einen Ausweichplatz. „Einige Vereine kommen aber mittlerweile selbst auf die Idee“, sagt die Kirchheimerin und nennt Ländchen-Sieberath und Sötenich als Positivbeispiele. Es sei früher vorgekommen, „dass Sötenich im Mai gefühlt acht Spiele hatte“, erinnert sie sich. Die Kommunen spielten aber auch eine große Rolle: „Die Gemeinde Kall ist die, die am schnellsten ihre Plätze sperrt.“

Die Anzahl der Teams in der Saison 2023/24

Zehn Teams wurden in der abgelaufenen Saison zurückgezogen – und zwar aus den unterschiedlichsten Gründen. Euskirchen Türk Gencligi wurde die Teilnahme am Spielbetrieb vom Bezirkssportgericht für ein Jahr untersagt, die Kreisliga-B-Aufsteiger Blessem II und Dollendorf-Ripsdorf II nutzten die Lücke in der Spielordnung und meldeten sich ab, um nach dem Abstieg der ersten Mannschaften nicht mit zwei Teams in der gleichen Klasse anzutreten (wenn auch in verschiedenen Staffeln), um dann mit neuen Teams in der Kreisliga C zu starten.

Stand Freitag, 16. Juni, hatten 88 Mannschaften für die kommende Spielzeit gemeldet (zum Vergleich: für die abgelaufene Saison waren 90 Teams gemeldet worden). „Das waren aber noch nicht alle“, so Doris Mager. Gleichzeitig weiß man auch schon, dass einige Vereine zweite Mannschaften melden, von denen unklar ist, ob sie überhaupt an den Start gehen können. Für den Kreispokal, der am 3. Juli im Endspielort Lommersum ausgelost wird, haben sich bislang 47 Vereine gemeldet.

Die Einteilung und die Größe der Staffeln

Sportliche Absteiger gab es in der Kreisliga B nicht, weil fünf Mannschaften zurückgezogen hatten. Dadurch kam es zu großen Lücken in den Spielplänen. Andere Vereine, etwa Frauenberg II und Wichterich, wollten nicht in die Kreisliga B aufsteigen. Die Lösung könnte eine starke Kreisliga B sein. In der Kreisliga C könnte man auf Sommer- und Frühjahrsrunde zurückgreifen. Oder?

„Wir wollen die Kreisliga A auf 14 Vereine reduzieren. Das war schon vor Corona angedacht“, berichtet Doris Mager. Der Fußballkreis hofft, die Qualität dadurch zu steigern und flexibler mit Nachholspielen durch witterungsbedingte Spielabsagen, besonders im Südkreis, umgehen zu können. Dann sollen auch die B-Ligen je 14 Teams enthalten, damit die Spielpläne angepasst sind. Mannschaften, die oben stehen, sollten nach persönlicher Meinung von Doris Mager aufsteigen und es auch in der höheren Liga probieren.

Ein Roitzheimer Spieler legt sich den Ball am Gegenspieler der SG 92 vorbei.

Mit dem Entscheidungsspiel SG 92 gegen SC Roitzheim endete die Saison 2022/23.

Die Durchführungsbestimmungen würden derzeit dahingehend geprüft, ob es künftig für den Fall, dass Mannschaften aus der Kreisliga B für die kommende Saison nicht mehr melden, über eine Quotientenregelung weitere Aufsteiger aus der Kreisliga C gibt. „Da soll es kein Entscheidungsspiel geben“, so Mager, die grundsätzlich aber eine Freundin des Entscheidungsspiels in der Kreisliga B ist.

Die personelle Situation der Vereine im Südkreis Euskirchen

Es ist kein reines Phänomen des Südkreises, aber es wird, auch wegen der geringen Vereinsdichte, dort deutlicher als rund um Euskirchen: Immer mehr Vereine haben Probleme, genügend Spieler aufzubieten. Blankenheim/Erfthöhen findet keine Leute mehr, auch Golbach und sogar Nierfeld verlieren einige Spieler und haben es schwer mit Nachfolgern.

Als einen der Gründe sieht Mager die Corona-Pandemie: „Wir wissen alle: Wenn man über Wochen und Monate sonntags ein anderes Hobby haben kann, weckt das Bequemlichkeiten. Und ich stelle immer wieder fest: Es gibt gerade in den unteren Klassen die Einstellung: Ich spiele nur dann Fußball, wenn sonst nichts anderes ist: wenn nichts am Nürburgring ist, wenn der FC nicht spielt und wenn keine Formel 1 im Fernsehen ist.“ Mit einem 25er-Kader komme man heute oft nicht hin, um die erlaubten fünf Auswechslungen auszuschöpfen.

Das Euskirchener Phänomen der Spielgemeinschaften

„Wir sind der Kreis, der im Jugendbereich die meisten Spielgemeinschaften hat. Im Seniorenbereich im Übrigen auch“, so Mager. Die Verwaltungsanordnung, dass Spielgemeinschaften maximal zwei Mannschaften stellen dürfen, habe der Fußballkreis bisher „liberalisiert“ und im Einzelfall auch dritte Mannschaften erlaubt. In der neuen Verwaltungsanordnung sei dies so enthalten. „Dafür habe ich mit Aachen schon viel gekämpft.“

Viele andere Regionen stellten keine einzige Spielgemeinschaft. Mager ist eine Befürworterin von Spielgemeinschaften und Gegnerin des Kirchturmdenkens und hätte auch gerne, dass diese, wie in Westfalen, in die Bezirksliga aufsteigen dürfen. „Aber das habe ich nicht durchgekriegt.“ Bislang sei das Spielgemeinschaften vorbehalten, die ihre Fußballabteilungen ausgegliedert hätten.

Die mögliche Fusion von Wißkirchen und Stotzheim

Die beiden Fußballabteilungen streben nach Auskunft des Stotzheimer Vorsitzenden Wolfgang Vohsen eine Fusion an, um Kräfte zu bündeln. Mager sieht das skeptisch: „Es liegt natürlich an der Philosophie. Wenn ich einen neuen Verein gründe, der vier Mannschaften stellt, stelle ich mir die Frage, warum sie nicht eigenständig bleiben und jeder stellt zwei Teams. Stotzheim und Wißkirchen liegen auch nicht unbedingt nur zwei Kilometer auseinander.“

Die Einteilung nach Kreisgrenzen

Der Fußballkreis Euskirchen besteht so, wie er jetzt ist, seit 2001, als die Fußballkreise Euskirchen und Schleiden zusammengelegt wurden. Damals hatten die Rhein-Erft-Vereine, die bis dahin zum Fußballkreis Euskirchen gehörten, die Wahl. Nur Blessem, Bliesheim, Erftstadt-Lechenich und Friesheim entschieden sich für Euskirchen. Letztgenannter Verein ist mittlerweile im Rhein-Erft-Kreis, würde aber gerne zurück. „Aber die Tür ist zu“, so Mager. „Die Erftstädter Vereine können einmal in den Rhein-Erft-Kreis wechseln, aber es darf keiner von dort in den Kreis Euskirchen.“

Die Entfernungen zwischen den Spielorten sind teilweise sehr groß. Deshalb fallen im Fußballverband Rheinland nun Staffeleinteilungen nach starren Kreisgrenzen weg, es geht kreisübergreifend um Entfernungen. „Der Fußballverband Mittelrhein prüft, ob er sich davon etwas abgucken kann“, so Mager. Auch in Schleswig-Holstein werde das umgesetzt. Eine Software errechne Entfernungen und teile Staffeln ein. Die Fußballkreisvorsitzende pickt sich rein regionale Beispiele heraus: „Ländchen spielt in Aachen, Mutscheid im Ahrtal.“ Es gehe um Nachhaltigkeit. Über den Tellerrand hinauszublicken, sei wichtig.

Die Lage der Euskirchener Vereine auf Verbandsebene

„Es muss das Ziel sein, die Qualität im Kreis Euskirchen zu steigern“, sagt Doris Mager. Einen weiteren Landesligaplatz neben Erftstadt-Lechenich fände sie schön. Dem TuS Zülpich traut sie das durchaus zu. Auch zwei dauerhafte Aufsteiger aus der Kreisliga A würde sie begrüßen. Die Leistung von Bessenich in der Rückrunde sei indiskutabel gewesen, der Weg des Vereins aber richtig, um Ruhe hineinzubringen. Für die neue Saison kann sie Bessenich aber nicht einschätzen. Sie glaubt, dass Wißkirchen und die JSG Erft die Klasse halten können. „Aber ein Selbstläufer wird das nicht“, glaubt Mager.

Die Niveau in der Kreisliga A in der Saison 2023/24

„Wenn die Kader von Mechernich und Sötenich zusammenbleiben, sind die beiden Vereine eine Bereicherung für die Kreisliga A. Auch Zülpich II wird eine Rolle spielen“, sagt Mager. Insgesamt sei das Niveau in der Kreisliga A aber gesunken. „Schon vor 30 Jahren hieß es: In Euskirchen ist man eine Liga schlechter als im Kreis Bonn. Das gilt immer noch“, so Mager. Das hätten auch die Jugendqualifikationsspiele gezeigt.

Teil zwei des Gesprächs veröffentlichen wir am Samstag, 1. Juli. Darin geht es unter anderem um die Fußball-EM, den Frauenfußball und Euskirchen Türk Gencligi.

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