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HandballEndspiel ist für den Kaller SC ein Saisonhighlight, das haften bleiben soll

Lesezeit 4 Minuten
Die Kaller Ersatzbank mit Trainer Wolfgang Kirfel im Vordergrund.

Zuschauen und genießen und vielleicht auch den Gegner ein wenig ärgern – das ist die Devise von Kalls Trainer Wolfgang Kirfel (vorne).

Zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte steht der Kaller SC im Handball-Kreispokalfinale. Dort wartet am Sonntag Geislar-Oberkassel.

Der Bus ist bestellt. Bettlaken wurden in ein Riesen-Fanbanner umfunktioniert. Und gedruckte T-Shirts weisen die echten „KSC-Fans“ aus. Wenn es nach dem Kaller SC geht, kann das Saisonhighlight kommen: das erste Endspiel im Handball-Kreispokal in der Geschichte des Klubs. „Ich freue mich nicht nur für die Mannschaft, sondern auch für die Abteilung und den Verein“, sagt Trainer Wolfgang Kirfel.

Der Ausgang des Finales am Sonntag um 15 Uhr in der Sporthalle Beuel-Ost der Gesamtschule ist da sekundär. Nur untergehen will man nicht gegen den Vierten der Verbandsliga 4, die HSG Geislar-Oberkassel. Auf dem Papier ist Kall der Underdog, die Saison beendete der Aufsteiger als Viertletzter der Kreisoberliga. In der Spielklasse wird er wohl auch in der kommenden Saison antreten. „Wir sind ziemlich safe. Troisdorf als Drittletzter sucht einen Trainer für die Kreisoberliga-Mannschaft“, gibt sich Kirfel zuversichtlich.

Mit der Schlussphase der Saison war der Trainer nicht zufrieden

Mit dem Klassenerhalt sei das Minimalziel erreicht worden. „Die Schlussphase der Saison war ärgerlich. Wir haben gegen direkte Konkurrenten trotz einiger Heimspiele bestimmt sechs bis acht Punkte liegen gelassen. Aber vielleicht liegt das auch daran, dass man als Aufsteiger Lehrgeld bezahlt“, sagt der Trainer. Ein weiterer Grund waren Ausfälle von Stammkräften wie Simon Wilms, Nils Kühl und Daniel Schade.

Kalls Nils Kühl schreit seinen Schmerz hinaus und hockt, den Gegenspieler noch im Arm, auf den Knien.

Schmerzhaft: In dieser Situation im Halbfinale verletzte sich Nils Kühl.

Mit Personalproblemen hat Kall auch am Sonntag zu kämpfen. Kühl hatte sich im Halbfinale gegen die HSG Siebengebirge-Thomasberg das Kreuzband gerissen und fällt mindestens bis Februar, mit etwas Pech sogar die gesamte nächste Saison aus. Hinzu kommen Trainingsrückstände von drei bis vier Spielern, die in der Endphase der Saison verletzt ausgefallen waren und nun teilweise direkt aus der Verletzung auf die Platte zurückkehren. „Wir werden genug Spieler dabeihaben und dann sehen, ob eventuell welche schon nach zehn Minuten abwinken. Und auch wenn es nicht rosig aussieht, werden wir einen Teufel tun und uns verstecken. Unsere anderen Spieler können auch Handball spielen“, gibt sich Kirfel kämpferisch.

Geislar-Oberkassel besteht auf die Verwendung von Harz

Das Unterfangen wird allerdings nicht nur wegen der spielerischen Klasse des Gegners schwierig. Die HSG Geislar-Oberkassel hat auch ein „Finale dahoam“. Die Sporthalle in Beuel-Ost ist die Heimspielstätte. Und dann wird auch mit Harz gespielt. „Das ist für uns eine Riesenumstellung“, gibt Kirfel zu. Kall verzichtet auf das Haftmittel. Und dann ist die HSG immerhin noch etwas mehr im Spielfluss. Die Verbandsligasaison endete am 10. Mai, während die Kreisoberliga schon seit dem 5. April für Kall vorbei ist. Das letzte Pflichtspiel war das Halbfinale eine Woche später. „Es muss schon viel zusammenkommen, damit wir eine Chance haben“, sagt Kirfel.

Man werde sich aber nicht dem Schicksal ergeben. Es gehe darum, zu kämpfen und zu genießen – und den Zuschauern, darunter zahlreiche Kaller, etwas zu bieten. „Und wenn eine Tür aufgeht, wollen wir hindurchgehen“, so Kirfel. Für den Trainer ist klar: Seine Mannschaft muss sich reinhängen, damit die Überraschung gelingt. Aber das sollte einfach sein: „Alle sind heiß.“

Auf die Defensive wird es im Endspiel besonders ankommen

Denn selbst die Oldies im Klub haben noch nie in einem Kreispokalfinale gestanden. Deshalb wollen alle die Momente aufsaugen und lange mithalten. Welchen Stellenwert der Kreispokal für den Verein aus der Eifel hat, wird schnell deutlich. Für ihn, so Kirfel, der gleichzeitig Vorsitzender des Kaller SC ist, sei es ein wichtiger Wettbewerb, auch wenn der Klassenerhalt das größere Ziel war. „Das Endspiel war ja nicht geplant.“ Die Mannschaft habe sich die Teilnahme am Wettbewerb gewünscht. „Und wenn wir uns melden, dann stehen wir dahinter“, so Kirfel.

Aber wie will man den Verbandsligisten denn nun ärgern? Wichtig sei, so der Trainer, das sehr gute Umschaltspiel des Gegners in den Griff zu bekommen. „Jeder Ballverlust wird zum Tempogegenstoß führen. Deshalb brauchen wir am Sonntag eine überragende Abwehr und Torhüter. Nur über eine gute Defensive können wir mithalten“, gibt der Trainer die Marschroute vor.

Nur wenig zulassen dürfe man hinten, damit man vorne nicht permanent unter Druck stehe und jeden Angriff erfolgreich abschließen müsse. Denn ob sein Team ein gutes Offensivspiel angesichts der Haftmittel hinbekommt, sei fraglich. Allerdings habe man in der Liga gegen Palmersheim II mit Harz gewonnen. „Dennoch müssen wir damit zuerst einmal klarkommen“, so Kirfel.

Ein Förster aus Schleiden soll den Kaller SC verstärken

Die Unterstützung von außen ist auf jeden Fall vorhanden. Der Bus, der von Kall nach Beuel fährt, ist voll. Viele Jugendspieler kommen zum Anfeuern mit und sollen für Stimmung sorgen. Viele Fans reisen auch mit dem Auto an. Kirfel geht von mehr als 50 Zuschauern aus, die mitfahren. Schon allein deshalb wolle man erhobenen Hauptes die Platte verlassen.

Und wie sieht es nächste Saison aus? Der Kader bleibt in der Spielzeit 2025/26 wohl zusammen. Den bereits angesprochenen Ausfall von Nils Kühl müsse man aber kompensiert bekommen. Kirfel hofft da auf den Reifeprozess bei dem ein oder anderen Spieler, der noch Potenzial besitzt. Guter Dinge ist er auch, dass ein Sauerländer, der nun Förster in Schleiden wird, zum Kader stoße. „Der wäre eine echte Bereicherung für die Kreisoberliga“, gibt sich der Trainer geheimnisvoll.