Kommentar zum SpielabbruchDie Vereine müssen konsequent gegen pöbelnde Zuschauer vorgehen

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„Wer den Schiedsrichter beschimpft oder beleidigt, muß mit der Verweisung vom Sportplatz rechnen. Der Vorstand“ steht auf einem Schild an einem Sportplatz, das von Rost zerfressen ist.

So verwittert wie dieses Schild ist oft auch der Umgang der Vereine damit, wenn Schiedsrichter geschützt werden müssen.

Schiedsrichter sind keine Roboter, sondern Menschen. Sie machen Fehler, müssen und dürfen sich aber nicht alles gefallen lassen.

Nur zweieinhalb Wochen sind seit dem Abbruch des Kreispokalfinales der A-Junioren zwischen Erftstadt-Lechenich und der JSG Erft vergangen, da fand erneut ein Fußballspiel ein vorzeitiges Ende. Und wie in Lechenich waren in Nettersheim bei der Partie Sportfreunde Marmagen-Nettersheim gegen Sportgemeinschaft 92 erneut nicht die Spieler die Auslöser, sondern die beziehungsweise ein Zuschauer. Das ist beschämend.

Ein Schiedsrichter ist kein Roboter, sondern ein Mensch. Und ein Mensch macht Fehler, egal wie gut er als Unparteiischer ist. Das sieht man in der Bundesliga Woche für Woche. Und das sieht man erst recht in der Kreisliga, wo oftmals auch noch Assistenten fehlen und man als Mann oder Frau in Schwarz-Gelb meist allein auf weiter Flur ist. Dass da nicht jede Abseitsstellung korrekt erkannt werden kann, ist nur zu verständlich.

Schiedsrichter dürfen und müssen sich nicht alles gefallen lassen

Es ist nur konsequent und richtig, dass nun in zwei Fällen Schiedsrichter für sich eine Grenze und im Spiel die Reißleine gezogen haben, selbst wenn die Situationen regeltechnisch anders hätten gehandhabt werden können oder sogar müssen. Sie dürfen und müssen sich nicht alles gefallen lassen.

Thomas Schmitz

Thomas Schmitz

Lokalsportkoordinator in der Redaktion Euskirchen. Außerdem kümmert er sich um die Stadt Bad Münstereifel. Er war von Herbst 2004 bis Mitte 2014 bereits in der Euskirchener Redaktion als Digitaljourna...

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Dabei gehört es als Schiedsrichter oder Schiedsrichter-Assistent dazu, einige Sachen zu überhören. Besonders die Linienrichter, wie sie früher einmal offiziell hießen, müssen oft die Ohren verschließen vor dem, was von außen, von den Zuschauern, aber auch von den Ersatzbänken, auf sie einprasselt. Denn wenn jeder Kommentar, jede unflätige Bemerkung, jede Beleidigung, konsequent geahndet werden würde – es würde wohl kaum ein Spiel auf dem Platz, sondern vor den Sportgerichten entschieden werden.

Schiedsrichter sind kein Freiwild und sind für den Fußball entscheidend

Doch das muss ein Ende haben. Schiedsrichter sind kein Freiwild. Im Gegenteil. Sie sind für ein Fußballspiel aufgrund ihrer Neutralität entscheidend. Der Schiedsrichtermangel bereitet den Verantwortlichen in den Fußballkreisen ohnehin schon Sorge. Wenn durch solche Aktionen sich noch weniger Mädchen und Jungen entscheiden, Spiele pfeifen zu wollen, wird es irgendwann in den gesamten Kreisligen dazu kommen, dass es keine Ansetzungen mehr gibt, denn es sind schlicht keine Schiedsrichter mehr da – und das wäre fatal.

Diese Situation zu verbessern, ist nur bedingt Sache des Fußballkreises. Der kann von außen gar nicht viel tun, außer weiter einen runden Tisch zu fordern. Gefragt sind die Vereine selbst. Sie müssen dafür sorgen, dass Zuschauer, die sich nicht benehmen, der Sportanlage verwiesen werden, und zwar so, dass sie nicht von draußen weiter pöbeln können. Und wenn ein Zuschauer sich dann auch beim nächsten Spiel falsch verhält, muss er einfach auch mal dauerhaft draußen bleiben.

Denn nur die Vereine kennen ihre Pappenheimer. Nur die Vereine wissen, wer sich schon daneben benommen hat oder potenziell seine Emotionen nicht im Griff hat. Die Vereine müssen sich vor die Schiedsrichter (und auch die Spieler) stellen. Denn wenn irgendwann kein Schiedsrichter mehr in der Kreisliga vorhanden ist, wird man erst merken, wie sehr man sie braucht.

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