Kreisliga-KolumneEine Reise über die Sportplätze im Kreis – Trubel bei ETSC gegen Blessem

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Auf dem Sportplatz in Euskirchen kommt es nach dem Schlusspfiff zu einer Rudelbildung.

Beim Kreisliga-B-Spiel zwischen dem Euskirchener TSC und dem VfB Blessem kam es nach dem Schlusspfiff zu einer Rudelbildung. Der Schiedsrichter verteilte noch zwei Rote Karten.

Möglicher Rassismus, ein Fußballer als Schiri, sechs Punkte mehr oder weniger, ein Heimrechttausch – in der Kreisliga gibt's keine Langweile.

Es ist wieder viel los auf den Sportplätzen im Kreis Euskirchen. Positives, wie ein Spieler, der zum Schiedsrichter wird. Aber auch Negatives, wie ein möglicher Rassismusvorfall. Und drumherum gibt es Kurioses: von Punktabzügen bis zu Heimspieltausch und gesperrten Trainern ist alles dabei. 

Rassismusvorfall zwischen Blessem und Euskirchen?

Der Sonderbericht des Schiedsrichters, der der Redaktion vorliegt, ist eindeutig. „Der Spieler des VfB hat zu seinem Gegenspieler ‚… du Affe‘ gesagt. Dieses habe ich deutlich gehört“, schreibt der Unparteiische. Es war wohl nicht der einzige. Die Situation im Euskirchener Erftstadion eskalierte. Der Euskirchener Spieler soll versucht haben, den Blessemer zu schlagen und zu treten. Dass das Duell in der Kreisliga B wenige Sekunden zuvor beim Stand von 2:2 abgepfiffen worden war, geriet zur Nebensache.

Der Trainer des VfB Blessem, Alex Kratz, sagt im Gespräch mit dieser Zeitung, dass er an der Mittellinie gestanden habe, als sich die Situation an der Seitenlinie hochgeschaukelt habe. „Ich kann aber sagen, dass wir uns als Verein und ich als Trainer von jeder Form von Rassismus und Gewalt distanzieren“, so Kratz. Die Vorfälle und die Reaktionen einzelner Spieler wolle er aufarbeiten. „Das machen wir aber in aller Ruhe und nicht aus den Emotionen heraus“, so der 33-Jährige.

Tore, Bilder, Emotionen

Eine Reise über die Sportplätze im Kreis Euskirchen

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Er habe seinen Spieler mehrfach gefragt, ob er seinen Gegenspieler rassistisch beleidigt habe. „Er hat es immer verneint“, so Kratz: „Der Spieler ist jemand, der schon mal streitbar ist, aber er steht immer zu dem, was er macht. Deshalb glaube ich ihm das.“

Eine Stellungnahme des Euskirchener TSC zu den Vorfällen war nicht zu bekommen. „Der Schiedsrichter hat die Ereignisse nach dem Spiel detailliert im Spielbericht vermerkt“, teilte Fußballsenioren-Abteilungsleiter Max Hilgers mit.

Als Trainer gesperrt, aber auch als Spieler?

Wolfgang Vohsen, Vorsitzender des A-Ligisten SV SW Stotzheim, ist frustriert. Abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz mussten die Schwarz-Weißen am Sonntag erstmals ein Spiel absagen. Der Grund: Spielermangel. Wie es weitergeht, sei offen, gesteht Vohsen im Gespräch.

Ein Rückzug der Mannschaft und der damit verbundene frühzeitige Neuanfang in der Kreisliga B wird offen diskutiert. Der Frust bei allen Beteiligten, nicht nur bei ihm, sei in den vergangenen Wochen immer größer geworden. „Beim Spiel gegen Bliesheim hat das alles angefangen“, berichtet der Chef der Schwarz-Weißen.

Der Schiedsrichter hat das aber gar nicht gesehen. Er hat nur auf Zuruf agiert. Wenn dann so ein Urteil gefällt wird, ist das ein Witz.
Wolfgang Vohsen

Bei der 0:4-Niederlage erhielt Trainer Paulo Morgado die Rote Karte und wurde deshalb für vier Spiele gesperrt. Doch was ist, wenn sich ein gesperrter Trainer innerhalb dieser Sperre als Spieler einwechselt? Genau das machte Morgado gegen den SSV Weilerswist. Das Sportgericht verlängerte die Strafe für den Coach nun um weitere vier Spiele.

Das kann Vohsen nicht nachvollziehen, weil nach seiner Auskunft in den Statuten nicht geklärt ist, ob ein rotgesperrter Trainer auch nicht als Spieler mitwirken darf. Zudem habe das Sportgericht einen Stotzheimer Spieler bis zum 24. Juli 2024 gesperrt, nachdem er einem SSV-Spieler ins Gesicht gespuckt haben soll. „Der Schiedsrichter hat das aber gar nicht gesehen. Er hat nur auf Zuruf agiert. Wenn dann so ein Urteil gefällt wird, ist das ein Witz“, ärgert sich Vohsen.

Spieler Niklas Granrath läuft als Unparteiischer auf

Wenn der Schiri gar nicht kommt, dann springt eben ein Spieler ein. So geschehen am Sonntag in Frauenberg. Bereits am Freitagabend erfuhren die Vereine, dass für die Kreisliga-C-Partie zwischen Frauenberg II und dem VfL Niederelvenich/Mülheim-Wichterich  kein Schiedsrichter angesetzt war. Also entschied Niklas Granrath, von allen nur Theo gerufen, dass er die Partie leitet.

Granrath kennt beide Teams gut. Der 37-Jährige hat sieben Jahre in Frauenberg verbracht und war sogar in die Bezirksliga aufgestiegen. Sein Fußballerdasein lässt er nun im zweiten Jahr in Folge bei seinem Heimatverein in der Kreisliga C ausklingen, auch, weil der Körper nicht mehr so mitmacht, wie er es gerne hätte.

Ich habe eine eher großzügige Linie, als Verteidiger mag ich halt Zweikämpfe.
Niklas Granrath

Schiedsrichtererfahrung hat er vor ein paar Wochen schon einmal gesammelt. Eigentlich war er bei der Partie Frauenberg II gegen Enzen-Dürscheven nur Zuschauer, sprang dann aber ein. „Ich habe eine eher großzügige Linie, als Verteidiger mag ich halt Zweikämpfe“, sagt Granrath. Kam er Mitte September noch ohne eine Karte aus, gab es diesmal gleich drei Stück und auch noch jeweils einen Strafstoß für beide Vereine. „Viel reden“, ist für ihn wichtig. 

Eine Bedingung hatte Granrath schon: Er stand nämlich gleichzeitig auch noch auf dem Spielberichtsbogen. „Wenn sich bei unsere beiden Innenverteidiger verletzt hätten, hätten wir den Schiri wechseln müssen“, so Granrath. Doch nicht nur das: Gleichzeitig nutzte er auch noch ein Fußballportal, um Auswechslungen und Karten direkt live und digital einzutragen. „Das geht zwar etwas langsamer als mit einem Schiedsrichterblock, aber das kann ich ja nachspielen lassen“, so sein Kommentar.

Granrath kann sich vorstellen, sich als Schiedsrichter ausbilden zu lassen, um dem Fußball auch etwas zurückzugeben. Der Perspektivenwechsel macht ihm Spaß. Ob es dann Spiele von Vereinen sein müssen, die er gut kennt? Nicht unbedingt. „Es war schwieriger, weil ich aus beiden Mannschaften so viele Spieler kenne und weiß, wie sie agieren. Ein Spiel zweier fremder Mannschaften wäre einfacher gewesen.“

Sechs Punkte runter und sechs Punkte rauf für Füssenich-Geich

Erst kürzlich hat die Herrenmannschaft des TB-SV Füssenich-Geich vom Kreissportgericht sechs Punkte abgezogen bekommen, zusätzlich zu einer Platzsperre und einer Strafe gegen ein Vorstandsmitglied, das am Rande eines Fußballspiels handgreiflich geworden war. Statt Tabellenführung mit 24 Punkten würde das dann Platz drei mit 18 Zählern bedeuten.

Doch die Strafe wird aktuell nicht mehr in der Tabelle aufgelistet. Der Grund: Der Verein ist gegen das Urteil in Berufung gegangen. „Dann hat das zunächst aufschiebende Wirkung“, erklärt Stephan Mager, stellvertretender Vorsitzender des Fußballkreises. Erst wenn Rechtskraft eingetreten sei, würden die Punkte final abgezogen (oder eben nicht, wenn die Berufung Erfolg hat). 

Dahlem-Schmidtheim hat in diesem Jahr kein Heimspiel mehr

Noch steht die Uhr auf Sommerzeit, da hat die SG Dahlem-Schmidtheim in der Kreisliga A schon ihr letztes Heimspiel für das Kalenderjahr bestritten (die Last-Minute-Niederlage gegen die SpVg Ländchen-Sieberath). Die restlichen fünf Spiele finden alle auswärts statt.

Der Grund ist einfach: Karneval und der fehlende Sportplatz in Roitzheim. Die Spielverlegung von Sonntag, 12. November, auf den Freitagabend, 10. November, stand laut Dahlems Trainer Marcel Timm schon länger fest. So können es beide Teams am Elften im Elften krachen lassen.

Der Heimspieltausch erklärt sich dann mit der Tatsache, dass die Roitzheimer ihre Spiele in Stotzheim austragen und die Partie am vorletzten Spieltag am Sonntag, 12. Mai 2024, um 17 Uhr ausgetragen werden müsste, also nach der eigentlichen Partie von Schwarz-Weiß Stotzheim (falls die bis dahin noch eine Mannschaft stellen, siehe oben). Aus diesem Grund sind beide Teams übereingekommen, dass das Heimrecht wechselt.

Für Dahlem könnte das ja auch nicht so verkehrt sein. Denn am Ende der Saison hat das Team, das zu den Aufstiegsaspiranten zählt, dann vier Heimspiele in Folge. Aber Marcel Timm ist davon eher unbeeindruckt. „Spielen muss man die Partien sowieso. Und wenn du oben mitspielen willst, dann solltest du sie auch gewinnen, egal ob auswärts oder zu Hause.“

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