„Muss Vorbild sein“Großbüllesheimer Torwart zeigt Fair Play und gibt einen Treffer zu

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Das Bild zeigt Torwart Matthias Klause mit einem Ball am Handschuh.

Der Torwart der Sportfreunde Wüschheim-Büllesheim, Matthias Klause, sorgte mit einer Fair-Play-Aktion für Aufsehen.

Der Torhüter von Wüschheim-Büllesheim sagt bei 0:0, dass der Ball im Tor war. In Füssenich geht ein Vorstandsmitglied einen Gegner körperlich an.

Der Fußball schreibt schöne Geschichten. Der Fußball schreibt hässliche Geschichten. So geschehen in Großbüllesheim. So geschehen in Füssenich. Während im einen Fall Fair Play im Vordergrund stand, war es beim anderen Mal das genaue Gegenteil davon.

Die Männermannschaft des TB-SV Füssenich-Geich, die in der Kreisliga B1 spielt, ist in der vergangenen Woche vom Sportgericht drastisch sanktioniert worden. Abzug von sechs Punkten, Platzsperre für fünf Heimspiele und ein einjähriges Innenraumverbot plus eine Geldstrafe für ein Vorstandsmitglied des Vereins.

Fußballkreis fordert sogar neun Punkte Abzug für Füssenich-Geich

Wenn es nach dem Fußballkreis Euskirchen gegangen wäre, hätte die Strafe noch drastischer ausfallen sollen. Neun Punkte Abzug und eine Platzsperre für den Rest der Saison wurden gefordert. Anfang September hatte der TB-SV die zweite Mannschaft von Bessenich empfangen. Das Vorstandsmitglied ging mit der Kasse in der Hand um den Platz, um das Eintrittsgeld zu kassieren.

Dabei kam es an der Seitenlinie zu einem Vorfall mit einem Bessenicher Ersatzspieler. Unvermittelt, so hieß es von Bessenicher Seite, habe der Mann dem Spieler ins Gesicht und gegen den Hals geschlagen. Die TB-SV-Seite sprach von einem Schubsen.

Geschehnisse erinnern an den Fall Türk Gencligi Euskirchen

Weil Aussage gegen Aussage stand, entschied das Kreissportgericht im Zweifel für den Angeklagten, wie Stephan Mager, stellvertretender Vorsitzender des Fußballkreises mitteilte.

Der Vorfall erinnert an die Geschehnisse um Türk Gencligi Euskirchen. Der damalige Vorstandsvorsitzende hatte nach einem abgebrochenen Pokalspiel einen Schiedsrichter mit einer halb gefüllten Plastikflasche beworfen. Auch der Fußballkreis sah Parallelen, deshalb die drastischen Forderungen.

Dsa Bild zeigt das Spiel des TB-SV Füssenich-Geich auf dem Platz in Sievernich.

Fremder Platz: Der TB-SV Füssenich-Geich spielte gegen Erftstadt nach der Platzsperre in Sievernich.

„So etwas gehört nicht auf den Fußballplatz. Und schon gar nicht von Vorstandsmitgliedern“, erklärt Mager. Zwei Unterschiede gab es dann aber doch. Zum einen kooperierten Verein und Angeklagter. Zum anderen hatte die Attacke aus heiterem Himmel keine sportlichen, sondern private Gründe, die schon Jahre zurückliegen.

Wüschheims Torwart will mit seiner Fairness ein Vorbild für Kinder sein

Die Hand Gottes? Nein, die Ehrlichkeit von Matthias Klause. Der ist Torwart bei der dritten Mannschaft der Sportfreunde Wüschheim-Büllesheim und hatte somit schon irgendwie seine Hand im Spiel. Im Duell gegen den SC Roitzheim II kassierte Klause einen Treffer. Oder doch nicht? Der Schiedsrichter gab den Treffer jedenfalls nicht.

Zumindest nicht, bis sich der Torwart als personifizierter Videobeweis hervortat und sich für eine vorbildliche Fair-Play-Aktion entschied. Klause signalisierte dem Unparteiischen beim Stand von 0:0, dass der Ball hinter der Linie war, der Treffer für Roitzheim also zählen müsse. „Ich bin ganz ehrlich. Ich wäre in dieser Situation, bei diesem Spielstand nicht zum Schiedsrichter gegangen“, zollt Roitzheims Trainer Timo Eschweiler seinem Gegenspieler Respekt.

Ich musste kurz mit meinem Gewissen ringen. Aber dann war es für mich klar, dass ich zugebe, dass der Ball drin war. In erster Linie bin ich nämlich Christ und da fällt es schwer zu lügen.
Matthias Klause, Torwart

Auch der ist ehrlich und sagt: „Ich musste kurz mit meinem Gewissen ringen. Aber dann war es für mich klar, dass ich zugebe, dass der Ball drin war. In erster Linie bin ich nämlich Christ und da fällt es schwer zu lügen.“ Im ersten Moment sei seine Mannschaft ein wenig irritiert über so viel Ehrlichkeit gewesen. „Wer geht schon freiwillig mit 0:1 in Rückstand“, so Klause.

In der Halbzeitpause sei dann noch mal intensiv über die Situation gesprochen worden. „Spätestens da hatte ich alle meine Mitspieler hinter mir“, so der Torwart: „Als in der Halbzeit mir kleinere Jungs ein High-Five für meine Ehrlichkeit gegeben haben, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung war. Ich als Erwachsener muss doch ein Vorbild für die Kinder sein. Sport und Fair Play schließen sich nicht aus.“

Fußballkreis Euskirchen nominiert dies als Fair-Play-Aktion des Monats

Roitzheims Coach Eschweiler ist auch gut eine Woche nach der Fair-Play-Aktion noch hin und weg. „Wir gewinnen am Ende 2:0, auch verdient. Aber du weißt nie, wie das Spiel ausgeht, wenn so ein 1:0 nicht gegeben wird.“ Der Fußballkreis Euskirchen ist auch begeistert von der Reaktion des Schlussmanns und hat sie als Fair-Play-Aktion des Monats an den Fußballverband Mittelrhein gemeldet.

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