RassismusvorwürfeETSC-Spieler sollen von Zuschauern mit Affenlauten beleidigt worden sein

Lesezeit 6 Minuten
Eine Tafel mit der Aufschrift „Kein Platz für Rassismus und Gewalt“.

Beim Spiel zwischen dem SV Metternich und dem Euskirchener TSC soll es zu rassistischen Beleidigungen gekommen sein.

Beim Achtelfinalspiel zwischen Metternich und Euskirchen soll es rassistische Beleidigungen von außen gegeben haben. Die Heimelf dementiert.

Und plötzlich spielt das Ergebnis kaum noch eine Rolle. Sieg und Niederlage rücken in den Hintergrund. Über den sportlichen Wert des 2:1-Erfolgs des SV Metternich im Pokalachtelfinale über den Euskirchener TSC am Mittwochabend spricht kaum noch jemand. Der Grund: Rassismus-Vorwürfe des Euskirchener TSC in Richtung des SV Metternich. Publik gemacht in den sozialen Netzwerken.

Was soll in Metternich passiert sein?

Der Trainer des ETSC, Aly Badara Touré, schrieb am Donnerstagmorgen auf seinem Instagram-Profil von „Affengeräuschen“ und Beleidigungen wie „ihr Affen“ und die Verwendung des N-Worts aus Reihen der Metternicher Zuschauer. Er habe bereits im Vorfeld des Spiels gewusst, dass es für seine Mannschaft, die zu 95 Prozent aus Ausländern bestehe, „durch die Zuschauer schwierig“ werden würde.

Man habe sich mit dem Spiel „ehrlich gesagt keinen Gefallen“ getan und schäme sich von ganzem Herzen, dass man angetreten sei, so der Trainer, der den Post mit den Worten beendet: „Wir bedanken uns beim SV Metternich für den tollen Abend und die Unsportlichkeit und euren Zuschauern, die es seit Jahren immer schaffen, Spiele gegen ausländische Mannschaften kaputtzumachen. No word for this Shit.“

Was sagt der ETSC zum Post des Trainers?

„Wir befinden uns noch in der Aufarbeitung des Ganzen“, sagt Max Hilgers, der als Spieler auf dem Platz stand, gleichzeitig aber auch der Leiter der Seniorenabteilung des ETSC ist. Der SV Metternich habe bereits Kontakt zu den Verantwortlichen des ETSC aufgenommen. „Natürlich möchten wir dem Verein die Chance geben, sich zu den Vorwürfen zu äußern“, sagt Hilgers.

Es sei sehr emotional gewesen – das habe aber gar nichts mit dem sportlichen Verlauf des Pokalspiels zu tun gehabt. Eine Diskussion auf dem Vereinsgelände habe „irgendwann keinen Sinn mehr ergeben“, so Hilgers. Entsprechend habe man die Fußballtaschen gepackt und sei gefahren. „Es ist schade. Es ist so beschissen, dass man sich so beleidigen lassen muss. Die Menschen sind Teil unserer Kultur. Das sind superklasse Jungs. Und wir spielen nur ein bisschen Fußball“, ärgert sich der Abteilungsleiter.

ETSC will Gespräch mit Metternich führen

Der Schiedsrichter habe von den mutmaßlichen Beleidigungen nichts mitbekommen. Sonst hätte er die Partie umgehend abgebrochen, berichtet Hilgers, der die Mannschaft und den Trainer des SV Metternich aus den Vorwürfen ausklammert. Es sei explizit aus den Reihen der Zuschauer zu den Beleidigungen gekommen.

Wir sind absolut gesprächsbereit, die Vorfälle aufzuarbeiten. Dafür sind zwei Seiten nötig“, Hilgers. Aktuell habe die Mannschaft signalisiert, beim Spiel in der Meisterschaft nicht gegen Metternich antreten zu wollen. Da müsse einfach ein Gespräch geführt werden. Man werde die Spieler zudem sensibilisieren, solche Vorfälle zu melden und nicht einfach weiterzuspielen.

Was sagt Schiedsrichterbeobachter Uwe Stark?

Stark stand mit FVM-Jacke am Spielfeldrand, um Schiedsrichter Niklas Breuer zu beobachten, dem er „in einem schwierigen Spiel eine souveräne Leistung“ bescheinigt. Er habe etwa 20 Meter entfernt von 40 bis 50 Metternicher Zuschauern gestanden und keine rassistischen Beleidigungen gehört. Auch der Schiedsrichter habe nichts vernommen. Erst nach dem Spiel habe ein dunkelhäutiger ETSC-Spieler dem Schiedsrichter etwas mitgeteilt. „Andere ETSC-Spieler stimmten nicht mit ein. Mich hat, beispielsweise in der Halbzeit, auch niemand angesprochen, obwohl ich durch meine Jacke ja zu erkennen war“, so Stark.

Sollte ein Schiedsrichter Rassismus von den Rängen wahrnehmen, muss einer der Spielführer – meist der der Heimmannschaft oder wenn klar zu erkennen ist, dass es sich um Gästefans handelt, sein Pendant – die betreffenden Zuschauer anweisen, die Sportanlage zu verlassen. Bis das der Fall sei, sei das Spiel unterbrochen. Komme der Zuschauer der Anweisung nicht nach, kann der Schiedsrichter die Partie abbrechen. Stark sagt klar: „Diese Dinge will ich nicht im Fußball haben.“

Was sagen die Metternicher zu den Vorwürfen?

SV-Trainer Wolfgang Prieß weist sämtliche Vorwürfe zurück und fährt selbst schwere Geschütze auf. „Das, was der ETSC da gerade macht, grenzt an Rufmord“, sagt der Coach. Der sportliche Erfolg, den sich seine Mannschaft verdient habe, gerate in den Hintergrund. „Wir stehen im Viertelfinale. Ein toller Erfolg für den Verein. Und es wird nur über Dinge gesprochen, mit denen die Mannschaft überhaupt nichts zu tun hat und so auch nicht stimmen“, so Prieß.

Der ETSC sei „völlig disziplinlos“ aufgetreten. „Die Vorgehensweise der Mannschaft hat mich an eine Mannschaft erinnert, die in der Vergangenheit mal aus dem Verkehr gezogen worden ist“, so Prieß. Die ETSC-Spieler seien sich nicht nur in der Halbzeit gegenseitig an den Hals gegangen, ein ausgewechselter ETSC-Kicker habe zudem eine Bande beschädigt.

Ralf Heser zeigt die beschädigte Werbebande.

Ralf Heser zeigt die beschädigte Werbebande. Ein ETSC-Spieler hat nach seiner Auswechslung dagegengetreten und erhielt dafür die Gelb-Rote Karte.

Tatsächlich sind am Donnerstag an einer Bande Spuren zu sehen, die nur durch Tritte entstanden sein können. „Er hat uns erst beleidigt. Das hat der ETSC-Trainer auch mitbekommen. Daraufhin wurde er ausgewechselt, dann hat er gegen die Bande getreten. Natürlich wurde das von den Zuschauern kommentiert. Vom Schiri hat er Gelb gesehen. Dann hat er wieder gegen die Bande getreten“, schildert Prieß. Danach habe der ausgewechselte Spieler die Gelb-Rote Karte gesehen.

Wie Ralf Schönenstein, während des Pokalspiels als Kassierer aktiv, am Donnerstag berichtet, habe der Spieler nach dem Platzverweis eine Zigarette geraucht und diese auf den Platz geschnippt. Anschließend habe er die Zuschauer beleidigt. „Dann hat einer gesagt: Wenn du dich hier nicht wohlfühlst, fahr wieder nach Hause“, sagt Schönenstein. Mehr sei nicht passiert.

Wir haben uns alle nach dem Spiel die Hand gegeben.
Florian Witzler

Auch der neue Vorstand um René Heser, André Schönenstein und Florian Witzler weist die ETSC-Vorwürfe weit von sich. „Wir haben uns alle nach dem Spiel die Hand gegeben“, sagt Witzler. Man habe in der Vergangenheit einen zweifelhaften Ruf gehabt. „Aber wir haben aufgeräumt. Die, die dafür verantwortlich waren, sind alle weg“, berichtet Heser. Es sei unheimlich schade, dass man nun wieder in eine Schublade gesteckt werde und keiner mehr übers Sportliche spreche. Zudem habe sich auch Euskirchens Trainer nicht vorbildlich verhalten. „Er hat auf dem Parkplatz eine Flasche kaputt getreten“, so Heser.

Witzler bestätigt im Gespräch mit dieser Zeitung, dass er Max Hilgers eine E-Mail geschrieben hat. „Es handelte sich dabei aber nicht um ein Schuldeingeständnis oder sonst was. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Wir spielen noch zweimal gegeneinander. Deshalb habe ich das Gespräch angeboten“, so Witzler.

Was war sonst noch auffällig?

Die Undiszipliniertheit beim Euskirchener TSC in den eigenen Reihen fiel auf. Zwei Spieler der Kreisstädter lieferten sich in der Halbzeitpause auf dem Platz eine Handgreiflichkeit. Abteilungsleiter Max Hilgers bestätigt die Disziplinlosigkeit. „Das haben wir in der Pause geklärt und war damit erledigt“, sagt er.

Am Donnerstag stand plötzlich auch der sportliche Erfolg der Metternicher infrage. SV-Akteur Fadil Mehmedovic soll nicht spielberechtigt gewesen sein. Die Spielberechtigung liegt dieser Redaktion vor und ist auf den 25. Juli datiert. Dies bestätigt auch Marion Knobbe, die beim Fußballkreis Euskirchen für die Durchführung des Pokals zuständig ist.

KStA abonnieren