Neuaufbau in SchweinheimNach der Flut sollen Glasfaserkabel gelegt werden

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Der Bauleiter der Telekom, Ralf Waters (2.v.l.), zeigt Bürgermeister Sacha Reichelt das Glasfaserkabel.

Der Bauleiter der Telekom, Ralf Waters (2.v.l.), zeigt Bürgermeister Sacha Reichelt das Glasfaserkabel.

Euskirchen-Schweinheim – Drei Orte hatte die Telekom ursprünglich ausgewählt, um eine neue Glasfaser-Ausbaumethode anzuwenden: Kippach im Allgäu, Münnerstadt in Unterfranken und Niederkastenholz. In dem Euskirchener Ortsteil sind die Arbeiten nach Angaben der Konzernbevollmächtigten Anja Wilhelm schon beendet. Jetzt ist – nur wenige Kilometer entfernt – als Vierter im Bunde Schweinheim hinzugekommen. Am Mittwoch stellte das Unternehmen das Pilotprojekt vor, das den Dorfbewohnern schnelles Internet bescheren soll.

Flutopfern soll Hoffnung gemacht werden

Die Idee, das von der Hochwasserkatastrophe heimgesuchte Dorf in das Programm aufzunehmen, hatte die Stadt Euskirchen, wie Gerd Wolter von der Telekom berichtete. Bürgermeister Sacha Reichelt (parteilos) sagte: „Wir wollten das, was die Flut zerstört hat, nicht eins zu eins ersetzen, sondern beim Wiederaufbau den Blick in die Zukunft richten und dabei moderne Möglichkeiten nutzen. Das gibt den Betroffenen Hoffnung und zeigt ihnen: Es geht weiter, es geht bergauf.“

Bei der modernen Technik handelt es sich um FTTH – im Englischen kurz für „Fiber to the Home“, auf Deutsch: Glasfaseranschlüsse bis ins Haus. Sie ermöglichen nach Angaben der Telekom Bandbreiten mit bis zu 1 Gigabit pro Sekunde. In Niederkastenholz und Schweinheim könnten davon insgesamt rund 250 Haushalte profitieren.

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Beim FTTH-Ausbau endet das Glasfaserkabel nicht mehr im Verteilerkasten am Straßenrand, sondern muss bis ins Gebäude gezogen werden, wie es in einer Darstellung des Unternehmens heißt. Da man Privatgrund betrete, brauche man die Genehmigung der Eigentümer.

Anwohner bekommen laut Telekom einen kostenlosen Anschluss

Wer sich in Schweinheim jetzt noch melde, „bekommt den Glasfaseranschluss kostenlos“, so die Telekom weiter: „Die Immobilie kann später immer noch angeschlossen werden, dieser Anschluss muss dann aber aus eigener Tasche bezahlt werden.“

Wer kein Internet benötige, könne auch nur einen reinen Telefonie-Anschluss bestellen, sagte Anja Wilhelm. Sie betonte auch, dass das neue Netz offen sei „für alle Anbieter, die mit uns Verträge machen wollen“. In Niederkastenholz und Schweinheim beläuft sich die Gesamtlänge des neuen Glasfasernetzes auf zwölf Kilometer. Hinzu kommen sechs Netzverteiler.

Nach jetzigem Stand sollen die Arbeiten spätestens im April abgeschlossen sein. Dann werden die bisher genutzten Kupferleitungen abgeschaltet, wie Wolter ankündigte.

Der Eingriff in die Straße sei minimal-invasiv

Projektleiter Sven Herring erläuterte den Ursprung der neuen Technik. Auf der Suche nach effizienten Verfahren sei man „auf eine Verlegemethode gestoßen, die aus dem Schleifen von Dehnfugen beim Autobahnbau abgeleitet ist“. Der Eingriff in die Straße sei minimal-invasiv.

Eine Maschine schleift mit diamantbeschichteten Sägeblättern Schlitze in den Asphalt, die gerade einmal 17 Millimeter breit sind. Darin, so die Telekom, werde unter der Asphalttragschicht eine neue Generation von Glasfasern eingelassen. Mehrere Kabel werden zu einem Verband gewickelt, der nur 14 Millimeter stark ist, sodass er perfekt in den Spalt passt. Splitt und eine spezielle Abdeckung schützen ihn vor der Hitze des bis zu 200 Grad heißen Gussasphalts, mit dem die schmale Öffnung am Ende verfüllt wird, wie Bauleiter Ralf Waters und sein Telekom-Kollege Frank Bädorf erklärten.

Die Bauzeit der Glasfaserkabel ist verkürzt

Da die Straße nicht aufgebrochen werden muss, ist die Bauzeit deutlich kürzer als bei herkömmlichen Verfahren. „Dadurch verringert sich auch die Belastung für die Anwohner, und der Verkehr kann fast normal fließen“, sagte Herring.

Der Schweinheimer Stephan Brock dankte der Telekom. Als der Wiederaufbau begann, hätten die Dorfbewohner sich gefragt: „Wie kommen wir an schnelle Leitungen?“ Sie seien wichtig in den Zeiten von Digitalisierung und Homeoffice. Nun würden sie schneller verlegt als erhofft. „So schnell – scherzhaft gesagt –, dass bei manchen der Estrich noch nicht trocken ist.“

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