Evangelische KircheEuskirchens Pfarrer Edgar Hoffmann geht in den Ruhestand

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Pfarrer Edgar Hoffmann an seiner Wirkungsstätte, der evangelischen Kirche Euskirchen.

  • Nach mehr als 34 Jahren in Euskirchen geht der evangelische Pastor Edgar Hoffmann in den Ruhestand.
  • Der Festgottesdienst zur Verabschiedung von Pfarrer Hoffmann findet am Sonntag, 12. Juni, 10 Uhr in der evangelischen Kirche statt. Auch wird der Gottesdienst per Livestream auf Youtube übertragen.

Euskirchen – Hinter Edgar Hoffmann liegen Wochen des Abschiednehmens. Es sei ihm nicht ganz leicht gefallen, an den Gedanken des baldigen Ruhestandes habe er sich erst gewöhnen müssen. Mit anderen evangelischen Pfarrern, die ebenfalls am Ende ihres beruflichen Wirkens stehen, nahm er sogar an einer Fortbildung zum Thema teil. „Hier und da sind auch ein paar Tränchen geflossen, aber jetzt bin ich soweit, jetzt kann ich gehen“, sagt der 65-Jährige, der im Mai 1988 seine Stelle als Pfarrer in der evangelischen Gemeinde Euskirchen antrat.

Seelsorger bleibt er für den Rest seines Lebens

Ein Jahr zuvor war Hoffmann, der in Köln geboren und in Duisburg aufgewachsen ist, vom damaligen Präses ordiniert worden. „Seelsorger bleibe ich mein Leben lang, die Entpflichtung am kommenden Sonntag betrifft nur den aktiven Dienst“, erklärt Hoffmann, der betont, dankbar auf die lange Zeit in Euskirchen zurückzublicken und darauf, wie sich die evangelische Gemeinde entwickelt habe.

„Unsere Kirchengemeinde wird als ein offener und einladender Ort wahrgenommen, an dem Menschen in ihren unterschiedlichen Lebensbezügen Gott begegnen können und daraus Kraft, Orientierung und wenn nötig Trost erfahren“, schreibt er in seinem Abschiedswort an die Gemeindemitglieder.

Gutes Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen

Dass ein Pfarrer so lange auf ein und derselben Pfarrstelle bleibt, spricht für sich. „Vor allem das gute Miteinander aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben dazu beigetragen, und das Wirken so vieler Ehrenamtlicher, die sich hier einbringen – als Pfarrer muss man hier den Karren nie alleine ziehen“, sagt Hoffmann.

Live-Übertragung des Festgottesdienstes

Empfang im Anschluss

Mit einem Festgottesdienst wird Pfarrer Edgar Hoffmann am Sonntag, 12. Juni, um 10 Uhr nach über 34 Jahren im Amt  verabschiedet. Nach dem Gottesdienst in der evangelischen Kirche Euskirchen findet ein Empfang statt.

Letzte Predigt wird live gestreamt

Der Gottesdienst, bei dem Edgar  Hoffmann seine letzte Predigt im Amt als Pfarrer halten wird, wird per Live-Stream auf YouTube übertragen. Den Link hierzu finden Interessierte auf der Homepage der evangelischen Kirchengemeinde. 

Audio-Mitschnitte erhältlich

Aktuell wird  jeden zweiten Sonntag im Monat der Gottesdienst gestreamt. Die weiteren Gottesdienste kann man als Audio-Mitschnitt bei der evangelischen Kirchengemeinde bestellen. 

Eine seiner Hauptaufgaben in den zurückliegenden Jahrzehnten war der Vorstandsposten beim Diakonischen Werk Euskirchen. „Als ich kam, gab es dort vier Mitarbeiter, jetzt sind es rund 400“, erzählt Hoffmann.

Ob es nicht beinahe ein Managerposten gewesen sei, an der Spitze eines mittelständischen Unternehmens dieser Größe zu stehen? Hoffmann verneint: „Ich habe mich nie so verstanden, vielmehr als eine theologische Führungskraft, die darauf achtet, dass das Unternehmen im Einklang mit dem Auftrag unserer Kirche steht.“

2004 lieber in Menschen als in Steine investiert

Einiges sei gemeinsam mit dem großen Team auf den Weg gebracht worden in seiner Zeit als Pfarrer. Beispielsweise 2004 die Entscheidung, nicht in einen Neubau zu investieren, sondern das bestehende Gemeindezentrum zu erweitern. Das Pfarrhaus wurde integriert, im hinteren Gebäudebereich entstanden etliche neue Räume für die Gemeindearbeit, unter anderem auch ein „Raum der Stille“. Man habe sich damals entschlossen, lieber in Menschen, nicht in Steine zu investieren, resümiert Hoffmann und ist sicher, dass dies absolut richtig war.

Eine halbe Stelle wird eingespart

Zu wenige Pfarrerinnen und Pfarrer

Die nach dem Ausscheiden von Edgar Hoffman freiwerdende Pfarrstelle wird nur noch zu 50 Prozent wiederbesetzt. Auch auf evangelischer Seite gebe es zwischenzeitlich zu wenige Pfarrerinnen und Pfarrer, die auf die Rheinischen Gemeinden gerecht verteilt werden müssten, heißt es im Gemeinde-Journal. Bis 2030 sollen in der hiesigen Region zwei von sieben Pfarrstellen eingespart werden.  Die evangelische Kirchengemeinde Euskirchen macht den Anfang. 

Probegottesdienste im August

Die Bewerberinnen und Bewerber auf die offene Stelle sollen voraussichtlich  an drei Sonntagen im August Probegottesdienste gestalten und sich so der Gemeinde vorstellen.

Auch das Konzept der offenen Kirche wurde damals entwickelt: Gläubige sollten - während der Öffnungszeiten des Gemeindezentrums - immer die Möglichkeit bekommen, den Kirchenraum zu betreten. „Die Kirche ist ein Ort, an dem das Evangelium verkündet wird, aber es ist auch ein Ort, an dem Menschen mit Gott in Beziehung treten können“, so Hoffmann. Ob alleine im Gebet oder in Gemeinschaft mit anderen Menschen der Gemeinde.

Kritik am Verhalten der russischen Staatskirche 

Die Geschehnisse der jüngsten Zeit seien für die Gemeinde und auch für ihn persönlich sehr anstrengend gewesen. Zunächst die Corona-Pandemie mit all ihren Beschränkungen, dann die Flutkatastrophe, zuletzt der Krieg Russlands gegen die Ukraine.

Insbesondere das Verhalten der russischen Staatskirche, die den Angriffskrieg für richtig erklärt habe, mache ihn sehr betroffen, denn dies stehe im krassen Widerspruch zum christlichen Bekenntnis. Kirche müsse immer offen sein, und damit sei in erster Linie eine Haltung gemeint.

Musik machen und eine neue Sprache lernen 

Wie genau der nun bald beginnende neue Lebensabschnitt des beliebten Seelsorgers aussehen wird, lässt Edgar Hoffmann noch offen. „Man muss erstmal leer werden, um Neues reinlassen zu können“, fasst der 65-Jährige seine Gedanken zusammen. Ideen habe er einige, so möchte er weiter die Lektorinnen der Gemeinde begleiten und sich aktiv in verschiedenen musikalischen Ensembles einbringen. „Und ich würde gerne eine neue Sprache lernen“, so Hoffmann. Auch freue er sich darauf, mehr Zeit mit seiner jüngsten, erst elfjährigen Tochter und dem ersten Enkelkind zu verbringen.

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Kommenden Sonntag wird Edgar Hoffmann zum letzten Mal die Kanzel der evangelischen Kirche betreten, um die sonntägliche Predigt zu halten. Geschrieben ist sie in weiten Teilen bereits, wobei manches erst entstehen könne, wenn er vor den Gemeindemitgliedern stehe, wie er sagt. Worum es in dieser Abschiedspredigt gehen wird, verrät der scheidende Pfarrer aber schon gerne: „Um Liebe und um Gott. Das eine ist das andere und umgekehrt.“ 

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